Düsseldorfer bewachen Vulkan

Die Olympischen Spiele in London werden für die Düsseldorfer Fachhochschule zur besonderen Herausforderung – jenseits aller sportlichen Leistungen. Konradin Weber, Leiter des Labors für Umweltmesstechnik, bekam gestern von der britischen Aufsichtsbehörde für zivile Luftfahrt den Auftrag, während der Sommerspiele in ständiger Rufbereitschaft zu sein – für den Fall, dass in den nächsten Wochen ein Vulkan auf Island wieder Asche spuckt.

Die isländischen Vulkane sind zurzeit unruhig. "Die Experten vor Ort sagen, ein Ausbruch ist jederzeit möglich", sagt Konradin Weber. Er erinnert an den Ausbruch des Eyjfjallajökull, der 2010 mit seinen Aschewolken den Europäischen Luftraum – und auch den Düsseldorfer Flughafen – lahm legte und Schäden in Milliardenhöhe anrichtete. Sollte es während der Sommerspiele zu einem ähnlichen Ausbruch kommen, wird der Düsseldorfer Experte innerhalb von 24 Stunden aufbrechen – mit einem gecharterten zweimotorigen Flugzeug, das mit seinen Messgeräten ausgerüstet wurde.

Die Fachhochschule wird bei dieser Mission in enger Zusammenarbeit mit der staatlichen britischen Behörde arbeiten, die für den Flugverkehr in ganz Europa Vorhersagen trifft, wie sich Aschewolken ausbreiten werden. Dafür haben auch die Briten ein eigenes Forschungsflugzeug ausgestattet. Zusätzlich übernehmen die Düsseldorfer Experten die Flugbereitschaft und kooperieren mit ihren britischen Kollegen.

Dabei würde ein Verfahren zum Einsatz kommen, dass die Umweltmesstechniker der FH entwickelt haben: Mithilfe von Laserstrahlen werden dabei Konzentration und Ausdehnung von Aschewolken gemessen. Dazu fliegen Weber und sein Team mit einem kleinen, robusten Flugzeug, das mit Kolbenmotoren ausgestattet ist, direkt in die Wolke und liefern alle sechs Sekunden neue Daten. Die Messsysteme wurden vorher im Windkanal in einem Spezialverfahren mit Original-Vulkanasche aus Island justiert. Diese Daten sollen den Behörden die entscheidenden Hinweise liefern, ob der Luftraum gesperrt werden muss. Wie wichtig solche Informationen sind, zeigte sich, so Weber, beim Ausbruch des Islandvulkans Grimsvötn im letzten Jahr. Aufgrund der Vorhersagen war ein isländischer Flughafen zunächst gesperrt worden. Nachdem die Düsseldorfer aber bei ihren Testflügen nur geringe Aschemengen gemessen hatten, konnte der Flugverkehr wieder aufgenommen werden.

Konradin Weber und sein Team waren im Mai zu einem Forschungsflug zu der havarierten Gasbohrinsel Elgin vor der Küste Schottlands aufgebrochen. Auch dort hatten die Experten Entwarnung geben können: "Emissionen waren kaum noch nachweisbar."

(RP)
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