Tierfriedhof Wo Bello und Co die letzte Ruhestätte finden

Wenn das geliebte Haustier stirbt, bieten Tierfriedhöfe Orte des Gedenkens und der Erinnerung.

Vor genau 15 Jahren gründete Magret Doege den Tierfriedhof in Düsseldorf. "Damals gab es kaum Möglichkeiten, Haustiere zu bestatten. Die Resonanz war enorm. Wir haben im ersten halben Jahr so viele Tiere beigesetzt, wie danach in zwölf Monaten. Sogar aus München kamen die Menschen zu uns" erinnert sie sich. Inzwischen ist das Angebot deutlich gewachsen. Allein in der Region Düsseldorf und Ruhrgebiet gibt es mittlerweile rund zehn Kleintierfriedhöfe.

"Aber der Bedarf ist ungebrochen", sagt der Vorsitzende des Bundesverbandes der Tierbestatter, Martin Struck. "Tiere sind Wegbegleiter für Jung und Alt. Und wenn sie sterben, ist die Trauer bei den Besitzern meist groß. Den vertrauten Freund nach dem Tod beim Tierarzt zurückzulassen, ist vielen ein Graus. Und nicht jeder hat einen Garten, in dem der Kamerad seine letzte Ruhe finden kann. Das ist übrigens auch nicht immer erlaubt." In der Nähe von öffentlichen Wegen etwa oder in Wasserschutzgebieten, untersagt der Gesetzgeber das Begraben von Tieren auch auf dem eigenen Grundstück.

Zu Magret Doege kommen Kunden aus der ganzen Umgebung. Rund 200 Gräber sind es inzwischen auf dem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück am Aderräuscher Weg im Stadtteil Bilk. "90 Prozent davon sind Hunde und Katzen. Aber auch Vögel und Kleinnager finden bei uns ihre letzte Ruhe", sagt die Floristin, die sich auch um die Ruhestätten von Menschen auf dem benachbarten Südfriedhof kümmert.

Auch Helga Schiebold aus Duisburg suchte eine letzte Ruhestätte für ihren geliebten Dackel. "Ich wendete mich an den Verein, der den Tierfriedhof in Duisburg-Neudorf betreibt", erinnert sie sich, "der Vorstand war komplett zerstritten. Als ich meine Kritik äußerte, bot man mir an, den Job doch gleich selbst zu machen. Ich nahm an und war plötzlich Vorsitzende."

20 Jahre ist das nun her und seither kümmert sich die mittlerweile 78-Jährige mit viel Herzblut um den Kleintierfriedhof, der 1964 als einer der ersten in Deutschland gegründet wurde. "Heute haben wir rund 900 Gräber hier", erzählt sie. Zwei Gärtner und eine Aushilfe pflegen die Anlage und kümmern sich auf Wunsch um die mit Naturstein umrandeten Grabstätten.

Auch in Duisburg sind es überwiegend Hunde und Katzen, die ihre letzte Ruhe auf dem Kleintierfriedhof finden. "Aber bei uns liegen auch Mäuse, Kaninchen, Kanarienvögel und Wellensittiche. Und kürzlich haben wir sogar einen Affen beigesetzt. Ein älteres Ehepaar hatte das Tier vor vielen Jahren aus schlechter Haltung befreit und ihm ein schönes Zuhause gegeben. Das sollte es auch nach dem Tod finden", erzählt die Vorsitzende der Interessengemeinschaft Duisburg Kleintierfriedhof.

Für Martin Struck vom Bundesverband erfüllen die letzten Ruhstätten für die besten Freunde der Menschen darüberhinaus eine soziale Komponente. "Sie vermitteln Respekt. Lebewesen, die dem Menschen in Höhen und Tiefen zur Seite standen, sollten nicht achtlos entsorgt werden", erklärt er, "und wer die Würde des Tieres respektiert, wird auch die der Menschen achten."

Grabstätten hätten eine positive Wirkung bei der Bewältigung des Schmerzes und gerade für Kinder sei eine Beerdigung ein tröstendes Ritual. "Für sie ist der Verlust eines Haustiers oft die erste Begegnung mit dem Tod", stellt Struck fest.

In Düsseldorf wie in Duisburg sind die Ruhestätten der behaarten oder gefiederten Kameraden liebevoll gestaltet: Frische Blumen, kleine Plüschtiere, Lieblingsspielzeuge oder Fotos schmücken die Gräber.

"Religiöse Symbole wie Kreuze oder Engel sind nicht erlaubt", sagt Magret Doege und ihre Duisburger Kollegin ergänzt: "Schon allein, weil bei uns Menschen aller Religionen ihre Tiere bestatten: Christen, Buddhisten, Moslems. Wir möchten ein einheitliches Bild und wollen keinen Ärger."

Nur zur Weihnachtszeit drücken die Friedhofsbetreiberinnen mal ein Auge zu und lassen kleine Engelsfiguren auf den Gräbern zu. "Die müssen dann aber im Januar wieder weg", sagt Doege. Wer das vergisst, kann die abgeräumten Engelchen bei der Verwaltung abholen. "Aber die meisten halten sich an die Regeln", erzählt Helga Schiebold. Ein gepflegtes und einheitliches Bild läge schließlich auch im Interesse der Nutzer.

Überdies seien Friedhöfe längst nicht nur ein Ort der Trauer, wissen Magret Doege und Helga Schiebold: "Viele Menschen verbringen Stunden auf dem Gelände. Sie sitzen auf Bänken, tauschen sich aus und finden oftmals sogar neue Freunde."

(RP)
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