Gefährlich Feinstaub verkürzt Lebenserwartung

Berlin (rpo). Die Feinstaubbelastung in der Atemluft ist gefährlicher als gedacht: Nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) könnten Europäer im Durchschnitt ein Jahr länger leben. Allein die Ausrüstung aller Diesel mit Rußfiltern könnte die Lebenserwartung in Deutschland schon um bis zu zwei Monate steigern.

Dies erklärte der WHO-Experte für Luftqualität, Michal Krzyzanowski am Donnerstag bei der ersten wissenschaftlichen Feinstaubkonferenz in Berlin. Die Bundesregierung setze alles daran, die überhöhte Feinstaubbelastung an Hauptverkehrsstraßen und Industriebetrieben zu senken, betonte die parlamentarische Staatssekretärin im Umweltministerium, Astrid Klug. Sie bekräftigte die Ankündigung aus dem Koalitionsvertrag, die Nachrüstung von Rußfiltern in Dieselautos steuerlich zu fördern und für Diesel ohne Filter ab 2008 mehr Steuer zu verlangen.

Bei der zweitägigen Konferenz wollten sich bis zum (morgigen) Freitag Mediziner sowie Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft austauschen. Die Teilnehmer formulierten dazu Forderungen für 2006. So soll unter anderem die Früherkennung von Lungenkrankheiten verbessert werden. Die Wissenschaft soll bei der Analyse der Feinstaubbelastung enger zusammenarbeiten.

Die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie verlangte, die EU-Grenzwerte für Feinstäube strenger zu fassen und auch die besonders gesundheitsschädlichen Nano-Partikel zu berücksichtigen. Jeder Bürger sei zudem aufgefordert, einen eigenen Beitrag zur Bekämpfung der Staubbelastung zu leisten. Dazu zähle die Nutzung von Fahrzeugen mit Partikelfilter, der Kauf verbrauchsarmer Fahrzeuge sowie die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs.

Ein Vertreter des Verbands der Automobilindustrie verwies auf die Selbstverpflichtung, ab 2008 nur noch neue Dieselautos mit Partikelfilter anzubieten. Darüber hinaus sei "die kontinuierliche Erneuerung der Fahrzeuge auf deutschen Straßen die effektivste Maßnahme zu einem sauberen und sicheren Straßenverkehr". Damit würden auch Wirtschaft und Arbeitsmarkt belebt.

(ap)
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