Erster Pressetag auf der IAA Autohersteller wollen von Krise nichts wissen

Frankfurt (RPO). Krise? Welche Krise? Die großen Autohersteller rechnen trotz der Euro-Schuldenkrise, der Turbulenzen an den Börsen und um sich greifenden Ängsten vor einer Rezession nicht mit einem harten Ende des Aufschwungs in ihrer Branche. Ihr Selbstbewusstsein tragen die Hersteller auf der IAA zur Schau.

2011: Erster Pressetag auf der IAA
15 Bilder

2011: Erster Pressetag auf der IAA

15 Bilder

Dank der anhaltend kräftigen Nachfrage aus Schwellenländern gehen Konzerne wie Volkswagen und BMW auch für die kommenden Monate von brummenden Geschäften aus. Die VW-Tochter Audi, für die China bereits heute der wichtigste Markt ist, schraubte am Dienstag zum Auftakt der Autoshow IAA in Frankfurt sogar ihre Absatzprognose nach oben. "Wahrscheinlich werden wir 1,3 Millionen Einheiten reißen in diesem Jahr", sagte Firmenchef Rupert Stadler. Auch 2012 werde Audi weiter wachsen.

Die Autohersteller präsentieren sich auf der IAA mit zahlreichen neuen Automodellen und alternativen Antrieben in Hochform. "Wir werden weiter in den Ausbau unserer Kapazitäten investieren", sagte VW-Finanzchef Dieter Pötsch. "Die Entwicklung in China und Südamerika ist weiter sehr stark. Wir werden zwar vermutlich eine deutlich Abkühlung in Südeuropa sehen. Trotzdem gibt es keine Anzeichen für eine Rezession."

VW stellt auf der Messe unter anderem den Up! vor, mit dem Europas größter Autobauer im Kleinwagengeschäft weiter angreifen will. Pötsch und andere Automanager wollen verhindern, dass zwei Jahre nach dem Absatz-Einbruch in der Finanzkrise Sorgen über einen neuen Abschwung in der Autoindustrie aufkommen - und die Stimmung an den Messeständen in Frankfurt trüben.

Von Krise war deshalb auch beim VW-Konzernabend - für viele der heimliche Höhepunkt der IAA - nichts zu spüren. Die Ballsporthalle in Frankfurt-Höchst, in der VW seine neuen Modelle vorab vorstellte, platzte am Montagabend aus allen Nähten.

Porsche-Chef Matthias Müller, der stolz neben dem neuen Sportwagens 911 stand, hat nach eigenen Angaben ebenfalls bisher keine Anzeichen für einen Abschwung in der Autobranche entdeckt. "Sollte die Konjunktur so bleiben wie derzeit, haben wir 2012 das Ziel, mehr Autos als 2011 zu verkaufen." Die aktuellen Marktturbulenzen und die Anzeichen für ein Abkühlen der Konjunktur beobachte er jedoch genau, sagte Müller zu Reuters. "Wir wissen, dass sich eine Finanzkrise über Nacht zu einer Wirtschaftskrise entwickeln kann."

Viele Experten rechnen mit Gegenwind, wenn die momentan hohen Auftragsbestände Anfang 2012 abgearbeitet sind. Die westlichen Pkw-Märkte sind gesättigt, zudem halten viele Menschen in Krisenzeiten ihr Geld zusammen und machen einen großen Bogen um die Autohäuser.

In China steigt der Absatz zwar weiter, Wachstumsraten von über 30 Prozent gehören aber der Vergangenheit an. Ob die Autobauer nun vor einer neuen Krise stehen, ist also noch offen. Wegen der hohen Verschuldung dürfte diesmal aber kaum ein Staat in der Lage sein, der Schlüsselbranche wie vor zwei Jahren mit Not-Krediten oder milliardenschweren Hilfsprogrammen wie der Abwrackprämie unter die Arme zu greifen.

Die schwankungsanfällige Branche, die sich von der Krise in Rekordtempo erholt hat und derzeit von Rekord zu Rekord eilt, wären somit auf sich alleine gestellt. Anders als 2009, als Massenentlassungen und Werksschließungen mithilfe von Kurzarbeit und Abwrackprämien verhindert wurden, könnte dann auch der von Experten seit langem prophezeite Kapazitätsabbau in Europa nötig werden. Opel hat dies mit der Schließung des Werks im belgischen Antwerpen bereits vorgemacht.

Auf der IAA präsentieren mehr als tausend Autohersteller und Zulieferer auf 235.000 Quadratmetern 183 Weltpremieren. Eröffnet wird die IAA am Donnerstag durch Bundeskanzlerin Angela Merkel. Dann strömen zunächst Fachbesucher auf das Gelände am Frankfurter Messeturm. Ab Samstag kann dann neun Tage lang das breite Publikum das Angebot bestaunen.

Publikumsmagneten dürften neben dem Up! und dem Porsche 911 der Elektrowagen i3 von BMW sein, dessen Karosserie zum Teil aus leichten Kohlefasern besteht. Audi wagt mit der Studie eines Kabinenrollers einen Blick in die Zukunft der Mobilität in den Städten. Opel will die Besucher mit dem Ampera elektrisieren. Erstmals wurde für Elektroautos und alternative Antriebe eine eigene Messehalle eingerichtet. Eine mit Spannung erwartete Neuheit ist auch die neue Generation der kompakten B-Klasse von Daimler.

(RTR/nbe)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort