"Heute bin ich Samba" im Kino Neue Erfolgskomödie aus Frankreich

Düsseldorf · In "Heute bin ich Samba" erzählen die Regisseure von "Ziemlich beste Freunde" von der zerbrechlichen Liebe zwischen einem Flüchtling aus dem Senegal und einer Burn-out-Patientin. Omar Sy und Charlotte Gainsbourg tragen diesen Film.

Omar Sy in neuer Filmkomödie  "Heute bin ich Samba"
Foto: dpa, bsc

Eine Kamerafahrt beschreibt den ganzen Hochmut unserer Zeit: Hochzeit in einem Pariser Luxushotel, protzige Maskerade im Stil der 20er Jahre. Die Torte wird hereingefahren, ein sündiges Modell mit vielen Etagen. Das Brautpaar schenkt dem Sahneturm kaum Beachtung, säbelt kurz hinein, schon geht die wilde Party weiter. Die Kamera aber folgt dem Kuchen. Aus dem Prunksaal fährt sie durch die Gänge des exquisiten Hotels bis hinunter in die Spülküche. Da arbeitet Samba.

Der Immigrant aus dem Senegal trägt einen fröhlichen Namen, sein Leben ist trist. Er teilt sich sein Zimmer mit einem alten Onkel, die restliche Großfamilie ist in Afrika und abhängig von den Überweisungen aus Paris. Im Luxushotel spritzt Samba dafür die Essensreste von den Tellern. Was nicht verzehrt wurde, dürfen die Aushilfen am Ende in ihre Tupperdosen packen, absurder Luxus für die Armen. Samba steckt nur wenig ein. Er hat seinen Stolz.

Vor drei Jahren erzählten die französischen Regisseure Olivier Nakache und Eric Toledano die Geschichte eines querschnittsgelähmten Millionärs und dessen unorthodoxem Pfleger aus den Pariser Banlieues und schufen eine der erfolgreichsten Komödien aller Zeiten. Allein in Deutschland sahen mehr als neun Millionen Zuschauer "Ziemlich beste Freunde". Nun bringt das Duo wieder einen Film in die Kinos, der ein schweres Thema heiter und anrührend aufgreift, ohne ins Banale abzugleiten, und damit abermals das Potenzial zum Erfolgsfilm besitzt. Die beiden Franzosen beherrschen die Kunst, die Wirklichkeit gerade so stark zu glätten und zu schönen, dass sich eine Komödie entwickeln kann, bleiben dabei aber so realistisch, dass sich die viel bedrückendere Wirklichkeit abzeichnet. Sie ist der dunkle Horizont, vor dem man umso entschlossener über die komischen Momente lacht. Und doch um die wahre Tragik weiß.

"Heute bin ich Samba" erzählt von einem Tellerwäscher, der nicht zum Millionär wird, weil die Verhältnisse es nicht zulassen. Der großartige Omar Sy, der schon das warmherzige Zentrum von "Ziemlich beste Freunde" war und sofort von Hollywood angefordert wurde, spielt Samba als einen gutmütigen, gefühlsechten Kerl, der versucht, sein Leben als Flüchtling ohne Papiere möglichst aufrecht durchzustehen. Wie er Rückschläge einsteckt, trotzig versucht, sich von der Perspektivlosigkeit seines Lebens nicht verbittern zu lassen, das rührt - und es beschämt. Dabei wird Samba nicht als durchweg positiver Charakter geschildert. Einen Freund, den er in der Abschiebehaft kennen lernt, hintergeht er und ist zu feige, seinen Fehler einzugestehen. Natürlich macht gerade diese Ambivalenz den Film interessant und bei aller Weichzeichnung wahrhaftig.

Und dann kommt die Liebe ins Spiel. Und das auf die eigenwillig charmante Weise, mit der Charlotte Gainsbourg ihre Figuren anlegt. Alice ist das Gegenteil von Samba. Sie hat sich unterkriegen lassen. Sie hat in einem großen Unternehmen gearbeitet, war erfolgreich, gefragt - bis zur Erschöpfung. Dann setzten die Angstzustände ein, ihr Freund konnte ihre Schwäche nicht ertragen, und Alice stürzte in ein Loch. Langsam findet sie zurück in das Leben nach dem Burn-out, macht zur Wiedereingliederung soziale Arbeit und lernt in einem Verein für Flüchtlingshilfe Samba kennen. Beide sind Opfer des Systems, der Wohlstand unterscheidet sie. Und es ist nur eine bittere Wahrheit dieser Geschichte, dass Alice ihr soziales Gewissen nur entdeckt, weil sie zurück in den Job muss, wieder funktionieren will in der Leistungsgesellschaft, die für Menschen wie Samba keine Verwendung hat.

Doch das alles buchstabieren Nakache und Toledano nicht aus. Sie deuten an, dann schenken sie dem Zuschauer wieder befreiend komische Momente. Etwa, wenn Gainsbourg und die ältlichen anderen Freiwilligen ihres Vereins versuchen, die Bürokratieprobleme der Flüchtlinge zu lösen und an den Sprachschwierigkeiten scheitern. Wenn sie aber gemeinsam feiern, Wein aus Pappbechern trinken, tanzen, dann fallen für Augenblicke die Barrieren, dann sind nur noch Menschen beisammen, und der Film erzählt von einer Utopie.

"Heute bin ich Samba" ist ein rührender Film, eine gute, aber keine leichte Komödie. Ein paar Umdrehungen zu viel gegen Ende verzeiht man ihr gern.

(RP)
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