Vorwurf des Marktmachtmissbrauchs Buchhandels-Verband beschwert sich bei Kartellamt über Amazon

Frankfurt/Main · Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels hat sich beim Bundeskartellamt über den Internet-Riesen Amazon beschwert. Dieser missbrauche bei Verhandlungen mit der Verlagsgruppe Bonnier seine Marktmacht, erklärte der Branchenverband am Dienstag. Amazon verzögere die Auslieferung gedruckter Bücher des Verlags, um diesen zu höheren Rabatten beim Verkauf seiner E-Books zu zwingen. Auch in den USA gibt es Streit mit Amazon.

Amazon: Buchhandels-Verband beschwert sich bei Kartellamt
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"Amazon verstößt mit seinem erpresserischen Vorgehen gegenüber Verlagen gegen Kartellrecht", erklärte der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins, Alexander Skipis. Sein Verband fordere das Bundeskartellamt auf, eine Untersuchung zu starten und das Vorgehen von Amazon zu unterbinden. Der Börsenverein fordert seit längerem kartellrechtliche Schritte gegen die US-Firma. Das Bundeskartellamt muss bei Beschwerden nicht aktiv werden, es entscheidet selbst.

Nach Einschätzung des Börsenvereins nimmt Amazon auf dem Markt für den Internetversand von gedruckten und digitalen Büchern auch in Deutschland eine marktbeherrschende Stellung ein und nutzt diese nun aus, um sachlich nicht gerechtfertigte Sonderkonditionen beim Einkauf von E-Books zu verlangen. Die Verlage hätten keine Möglichkeit, auf alternative Portale auszuweichen, ohne erhebliche Wettbewerbsnachteile zu erleiden.
Zu Bonnier gehören Verlage wie Ullstein und Carlsen. Die Gruppe ist ein international tätiger Verlags- und Medienkonzern aus Schweden. Ihm gehören 350 Unternehmen in 16 Ländern, darunter Fernsehsender, Zeitungs- und Zeitschriftenverlage und Internetfirmen.

In den USA akzeptiert Amazon einem Medienbericht zufolge nach tagelangem Streit wieder Vorbestellungen für DVDs aus dem Hause Time Warner. Die beiden Unternehmen stünden vor einer Einigung, berichtete das "Wall Street Journal" am Dienstag. Anfang Juni waren Erfolgsfilme wie "The Lego Movie", der diese Woche als DVD in den USA in den Handel kommt, bei Amazon nicht zu bestellen. Amazon hatte dies nicht begründet, auch von Time Warner gab es keinen Kommentar. Medienberichten zufolge will der Internet-Riese einen höheren Rabatt erzwingen.

Amazon hat seine Marktmacht bereits öfters ausgespielt: Das Unternehmen verzögerte bereits die Lieferung von Büchern des US-Ablegers des französischen Hachette-Verlags. 2010 nahm Amazon vorübergehend alle Titel des Verlags Macmillan (Holtzbrinck-Gruppe) aus dem Angebot.

(DEU)
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