Die Highlights der Entwicklerkonferenz I/O Android M, mobiles Bezahl-System und Gratis-Fotospeicher

San Fransisco · Bei der Entwicklerkonferenz präsentierte der Internetkonzern Google seine neuesten Produkte. Die Botschaft: Alles wächst mit allem zusammen und die Maschinen lernen immer besser – mit unheimlichem Ergebnis.

 Futuristische Bilder und Botschaften gab es bei der Google I/O zu sehen und hören.

Futuristische Bilder und Botschaften gab es bei der Google I/O zu sehen und hören.

Foto: dpa, chd lof

Bei der Entwicklerkonferenz präsentierte der Internetkonzern Google seine neuesten Produkte. Die Botschaft: Alles wächst mit allem zusammen und die Maschinen lernen immer besser — mit unheimlichem Ergebnis.

Manchmal reicht eine Fingerbewegung, um dutzende Google-Fans in Entzückung zu versetzen: Als Manager Anil Sabharwal zeigt, wie man mit einem einfachen Wischen über den Bildschirm eines Smartphones zahlreiche Bilder gleichzeitig markieren kann, brandet bei der Google-Entwicklerkonferenz lautstarker Applaus aus. Viele Fans trauten ihren hinter Google-Datenbrillen versteckten Augen kaum: Wow! Wahnsinn! Das gibt es doch gar nicht!

Mehrere Fotos gleichzeitig zu markieren — darauf scheinen dutzende Nutzer schon immer gewartet zu haben. Von fundamentalen Veränderungen, hatte Produktchef Sundar Pichai zu Beginn der Veranstaltung gesprochen und damit die Entwicklung in den vergangenen zwölf Monaten gemeint. Für weitere will Google selbst sorgen. Und nicht alle sind dabei so vergleichsweise trivial wie das Markieren von Fotos.

Das maschinelle Lernen schreitet immer weiter voran

Wobei sich selbst hinter den Verbesserungen beim Foto-Dienst weitreichende Gedanken der Google-Entwickler verbergen. Denn das die Nutzer ab sofort kostenlos und unbegrenzt Fotos und Videos in extrem hoher Qualität online speichern können, hängt auch mit der hohen Dividende zusammen, die dadurch für den Internetkonzern abfällt: Je mehr Dateien Nutzer hinterlegen, umso mehr Daten stehen dem Google-Hirn zur Verfügung.

Und Daten braucht das Unternehmen aus Mountain View, damit seine Systeme immer besser verstehen können, wie die Welt funktioniert. Die Show zeigt, wie schnell das maschinelle Lernen voranschreitet. Längst kann Google Bilder einer Person automatisch über Jahre hinweg zuordnen — vom Säugling bis zum Teenager.

Die Spracherkennung funktioniert inzwischen nahezu perfekt

Und der US-Konzern will mehr: Google soll den Nutzern alle Fragen beantworten, beim Bezahlen helfen und zum Begleiter im Auto werden.

Der persönliche Assistent Google Now soll dem Benutzer bei praktisch jeder Berührung des Smartphones behilflich sein. Dein Mann schreibt dir eine Nachricht und bittet dich, die Wäsche in die Reinigung zu bringen? Google Now bietet dir automatisch an, eine Erinnerung zu speichern. Du willst in einen Vergnügungspark? Google sagt dir, wann die Öffnungszeiten sind. "Google nutzt den Kontext, um dir relevante Informationen zu liefern", heißt es bei der Präsentation — und versteht die Menschen dabei immer besser. Bei der Spracherkennung gibt es nur noch in acht Prozent der Fälle Fehler, bis vor einiger Zeit erkannte das System noch 23 Prozent der Wörter nicht richtig.

Die Neuheiten werden für die Android-Nutzer wohl erstmals im Herbst zu erleben sein. Dann soll das neue Betriebssystem Android M offiziell auf den Markt kommen. Darin enthalten: Ein Fingerabdruck-Scanner, mit dem sich Bezahlungen über das neue Bezahlsystem Android Pay freigeben und der Bildschirm entriegeln lassen. Mit dem Bezahlsystem, bei dem die Kreditkarteninformationen der großen Anbieter wie Master Card oder Visa hinterlegt werden, zieht Google im Konkurrenzkampf mit Apple nach. Zunächst wird das Smartphone-Bezahlsystem nur in den USA verfügbar sein, langfristig könnte es auch nach Deutschland kommen.

Das Thermostat und der Fernseher sollen miteinander sprechen

Andere Verbesserungen werden wohl auch deutschen Nutzern direkt zur Verfügung stehen: So sollen bei Apps Berechtigungen künftig individueller freigegeben werden können. Der Nutzer soll so — zumindest teilweise — mehr Kontrolle bekommen. Auch von längeren Akku-Laufzeiten — angeblich hält das Gerät bis zu zweimal so lang im Stand-by-Modus wie bei der Vorgänger-Version — dürften Nutzer weltweit direkt profitieren.

Google will die Hürden zwischen den einzelnen Diensten abbauen — alles soll mit allem verbunden werden. Der Nutzer soll sich in diesem Ökosystem schrankenlos bewegen. Das Thema ist jedoch nicht neu. Schon vor einem Jahr hatte Google an gleicher Stelle die totale Vernetzung zwischen Autos, Fernsehern und Smartphones beschworen. Nun stellte es mit "Weave" eine Sprache vor, die alle Geräte verstehen sollen. Damit soll künftig auch das Thermostat wissen, was gemeint ist, wenn der Nutzer das Smartphone auffordert, ein Foto zu machen.

Ob sich all die Neuerungen durchsetzen, ist nicht gesagt: Die vor drei Jahren präsentierte Datenbrille Glass wackelt zwar noch bei den Jubelstürmen auf den Nasenflügeln der Google-Fans im Publikum bei der Entwicklerkonferenz, vor wenigen Monaten wurde das Projekt aber offiziell vom Unternehmen zunächst beendet.

(frin)
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