Verräterische Standortdaten Warum Sie über den Facebook-Messenger jeder ganz einfach stalken kann

Düsseldorf · Ein Harvard-Student entdeckt durch Zufall, dass der beliebte Facebook-Messenger ungefragt massenweise Daten über die Aufenthaltsorte seiner Nutzer sammelt. Er entwickelt ein Programm, mit dem sich ganz einfach Bewegungsprofile von Freunden und Bekannten erstellen lassen und zeigt damit Sicherheitslücken auf.

 Das Programm "Marauder's Map" kann Bewegungsprofile von Facebook-Nutzern darstellen.

Das Programm "Marauder's Map" kann Bewegungsprofile von Facebook-Nutzern darstellen.

Foto: Screenshot/Chrome Web Store

Aran Khanna ist Informatik- und Mathematikstudent an der Harvard-Universität. Er selbst nutzt den Facebook-Messenger, seit er auf das College kam. Er habe die Nachrichten-Funktion zunächst sehr praktisch gefunden, erzählt er in dem Blogartikel, in dem er sein Experiment erklärt.

Erst vor Kurzem stellte der Student durch Zufall fest, dass er aus den Chat-Verläufen Informationen über die Aufenthaltsorte seiner Freunde und Bekannten ziehen konnte. Die erschreckende Feststellung: Viele Nutzer seien sich gar nicht darüber bewusst, dass die Daten über den aktuellen Aufenthaltsort mit den Nachrichten mitgeschickt würden, wenn diese Funktion nicht deaktiviert werde.

Dabei lässt sich die Funktion einfach abstellen - doch viele Nutzer machen von dieser Möglichkeit keinen Gebrauch: Der kleine Pfeil neben dem Eingabefenster des Messengers zeigt an, ob der Standort mitgesendet wird. Ist er grau, ist die Funktion deaktiviert. Ist er blau, werden die Koordinaten mitgeschickt. Ein einfaches Antippen ändert den Status.

Grundsätzlich kann die Ortungssfunktion auch in den Grundeinstellungen des Telefons in der Rubrik Datenschutz/Ortungsdienste für jeden einzelne App aktiviert oder deaktiviert werden.

Um das Problem zu visualisieren, entwickelte der Student ein Addon für den Webbrowser Chrome. Mit der "Marauder's Map" (Harry-Potter-Leser erinnern sich in diesem Zusammenhang vielleicht an die "Karte des Rumtreibers") lassen sich Kontakte des Facebook-Messengers ganz leicht auf der Karte nachverfolgen.

Ohne Schwierigkeiten konnte er Bewegungsprofile von Personen erstellen, mit denen er über Facebook in Kontakt stand — und das auf den Meter genau. Dabei mussten diese nicht einmal direkt mit ihm befreundet sein. Aus diesem Profil konnte der Student zum Beispiel schließen, welche Uni-Kurse seine Kommilitonen besuchen.

Khanna bezeichnet die Tatsache, dass das so einfach geht, als "ganz schön unheimlich". Auch wenn das Chrome-Addon in der Kategorie "Spaß" angeboten wird: Khanna ging es nicht darum, Stalkern ein Programm an die Hand zu geben, sondern auf die Sicherheitslücke aufmerksam zu machen.

Facebook selbst hat laut Khanna erklärt, dass das Problem bald behoben werde. Dann wird auch die "Marauder's Map" nicht mehr funktionieren. Offenbar hat das Unternehmen aber das Potenzial des Mannes erkannt: Auf seiner Webseite kündigt Khanna an, dass er ab Juni 2015 bei Facebook ein Praktikum machen wird.

(isw)
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