Betriebssystem Microsoft stellt Service für Windows XP ein

Düsseldorf · Ab dem 8. April wird es keine Sicherheitsupdates für das Computer-Betriebssystem mehr geben. Dadurch steigt die Gefahr, Opfer eines Angriffs von Kriminellen und Hackern zu werden. Experten raten zum Kauf eines neuen Systems.

Seit 13 Jahren ist das Computersystem Windows XP auf dem Markt — in der Computerwelt eine Ewigkeit. Es ist, als würde man heutzutage auf der Autobahn mit einer Pferdekutsche unterwegs sein. Trotz der veralteten Technik ist das System jedoch nicht nur bei Privatpersonen immer noch verbreitet; allein in der Bundestagsverwaltung sollen — etwa bei Bundestagsabgeordneten — noch 5400 Rechner stehen, die mit Windows XP laufen. Das berichtet die Zeitung "Welt". Auch ein Großteil der Geldautomaten wird demzufolge noch mit dem Betriebssystem betrieben.

An sich kein Problem, würde Hersteller Microsoft nun nicht den Service für das Betriebssystem einstellen. Und weil damit auch keine Aktualisierung bei Sicherheitslücken mehr stattfindet, wird dies gravierende Folgen für Nutzer von Win-dows XP haben: Denn ab dem 8. April wird jeder mit diesem System betriebene Rechner ein potenziell leichtes Ziel für Hackerangriffe.

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Warum stellt Microsoft die Aktualisierungen ein?

Das System ist veraltet — mit Windows Vista, Windows 7 und dem auch für Tablets konzipierten Windows 8 hat Microsoft bereits mehrere Nachfolger auf den Markt gebracht. Trotzdem hat Microsoft jahrelang weiterhin Aktualisierungen für XP veröffentlicht — so lange wie für kein anderes Betriebssystem (siehe Grafik).

Doch während Sicherheitsupdates für alte Systeme das Unternehmen in erster Linie Geld kosten, will Microsoft mit jeder neuen Version Geld verdienen. Die aktuellste Version, Windows 8.1, kommt allerdings gerade mal auf einen weltweiten Marktanteil von 4,3 Prozent. XP hingegen hat laut dem Marktforschungsunternehmen Netmarket-share noch einen Anteil von 29,53 Prozent. Wenn das Risiko von Hackerangriffen nun steigt, werden viele Kunden auf ein neues System aufrüsten — und Microsoft wird verdienen. Eine Vollversion von Windows 8.1 kostet im Schnitt 80 Euro.

Was bedeutet das Ende der Aktualisierungen für Privatnutzer?

Weil es keine weiteren Sicherheitsupdates mehr geben wird, werden mögliche neue Sicherheitslücken im Betriebssystem nicht mehr geschlossen. Dadurch können Computer, die noch mit Windows XP laufen, leichter zum Ziel von Hackerangriffen werden. Das Risiko ist nicht zu unterschätzen, denn Windows XP gilt trotz seines großen kommerziellen Erfolgs als eines der anfälligsten Systeme von Microsoft. Außerdem ist es sehr wahrscheinlich, dass sich andere Programm- und Hardware-Hersteller ein Beispiel an Microsoft nehmen werden.

Auch sie werden wohl bald keine neuen Updates, geschweige denn Treiber für Windows XP veröffentlichen. Wer einen neuen Drucker oder Scanner benötigt, könnte dann das Problem haben, dass das Gerät nicht mit dem veralteten PC-Betriebssystem kompatibel ist. Möglicherweise verzichten sogar die Hersteller von Anti-Viren-Software auf XP-Aktualisierungen, wenn die Verbreitung zukünftig stark abnimmt — wovon auszugehen ist. Allein im vergangenen Dreivierteljahr sank der Marktanteil von XP um knapp acht Prozentpunkte.

Was bedeutet das alles für Unternehmen?

Für Unternehmen gilt im Grunde das Gleiche wie für Privatnutzer: Ihr Firmennetz wird — sofern sie noch XP verwenden — sehr viel anfälliger für Cyberangriffe. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) rechnet sogar damit, dass Online-Kriminelle gefundene Schwachstellen im XP-Betriebssystem bewusst bis nach dem 8. April noch nicht nutzen. Gegenmaßnahmen würden für Privatnutzer und Unternehmen dadurch zusätzlich erschwert.

Muss ich jetzt ein neues Betriebssystem kaufen?

Es macht Sinn, auf ein neues Betriebssystem umzurüsten. Auch das BSI rät zu diesem Schritt. Wer dennoch lieber weiter auf Windows XP setzen will, sollte jedoch zumindest die Verbindung des PC zum Internet trennen, um Hacker abzuhalten.

(RP)
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