Europaparlament stimmt über Flugzeiten ab Sichere Landung nach 22 Stunden Dienst?

Für Flugreisende ist diese Vorstellung ein Albtraum: Ein übermüdeter Pilot, der im Halbschlaf einen Fehler begeht oder sogar ganz einschläft. Glaubt man den Angaben, die Piloten-Vereinigungen hinter vorgehaltener Hand machen, kommt dies regelmäßig vor. Die EU will nun die Flugzeiten der Piloten verkürzen. Piloten beklagen: Das Problem seien nicht die Flug-, sondern die Bereitschaftszeiten.

Glimpflich ausgegangene Flugzeugunglücke
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Glimpflich ausgegangene Flugzeugunglücke

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Foto: ap

Es war eine Meldung, die Ende September weltweit Schlagzeilen machte. An Bord einer britischen Passagiermaschine waren beide Piloten gleichzeitig eingeschlafen. Das Flugzeug flog weiter, gesteuert vom Autopiloten. Das geht aus einem Bericht der britischen Flugsicherheitsbehörde Civil Aviation Authority (CAA) hervor. Die CAA wiegelte aber ab. Zwar habe es sich um einen ernsten Zwischenfall gehandelt. Gleichzeitig aber um einen "Einzelfall".

Mehr als die Hälfte schon eingeschlafen

Wirklich? Einer Umfrage der britischen Pilotenvereinigung Balpa zufolge ist mehr als die Hälfte der befragten Piloten schon einmal während eine Nachtfluges eingeschlafen. 29 Prozent gaben an, dass auch der zweite Pilot geschlafen habe, als sie selbst wieder aufwachten. Balpa gehört zu den schärfsten Kritikern der Vorschriften, über das Brüssel an diesem Mittwoch entscheidet.

Die EU-Kommission will die maximale Flugzeit von derzeit elf Stunden und 45 Minuten auf elf Stunden begrenzen. Der Vorschlag erlaubt weiterhin, acht Stunden Bereitschaftsdienst und anschließend einen vollen Flugdienst von bis zu 14 Stunden zu absolvieren. Genau daran nehmen viele Piloten Anstoß. Die Pilotenvereinigung Cockpit warnt schon lange vor zu langen Bereitschaftszeiten, weil die Wachzeit der Piloten deutlich zu lang gerate.

24 Stunden nonstop unterwegs

Cockpit rechnet vor: Beginne ein Bereitschaftsdienst um fünf Uhr morgens, müssten die Piloten spätestens um 4 Uhr aufstehen. Werde man nun um 11 Uhr zu einem Einsatz ab 12 Uhr gerufen, sei man zum eigentlichen Dienstbeginn bereits acht Stunden wach. Dieser darf nun noch 14 Stunden dauern also bis 2 Uhr morgens. Wenn man bedenkt, dass sich die Piloten nach der Landung noch um Formalia zu kümmern haben und den Heimweg antreten müssen, wären sie 24 Stunden nonstop unterwegs.

Cockpit weist darauf hin, dass sich die Piloten in ihrer Bereitschaft kaum erholen können. Innere Angespanntheit vor einem möglichen Flug verhindere dies. Zumal Wissenschaftler längst bewiessen hätten, dass sich der Körper nicht vor einer Belastung erholen könne, sondern nur hinterher. Dies kenne jeder Bürger von sich selbst: "Vorschlafen" bringt kaum etwas, wenn es denn überhaupt möglich ist.

Unfälle aufgrund von Übermüdung

Entsprechend erhöhte Cockpit vor der Abstimmung den Druck auf die Parlamentarier. "Jeder einzelne Parlamentarier, der jetzt noch für diese unsichere Regelung stimmt, übernimmt damit die volle Verantwortung für künftige Unfälle aufgrund von Übermüdung", erklärte VC-Präsident Ilja Schulz in Frankfurt. Das Plenum kann den Kommissionsvorschlag am Mittwoch nur billigen oder ablehnen, aber nicht abändern. Bei einem Nein bliebe es bei der heutigen Regelung was Dienst- und Bereitschaftszeiten anbelangt. Im Parlament wird mit einem knappen Ergebnis gerechnet.

(csi)
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