Verbot zum 1. September Nachfrage nach Glühbirnen steigt dramatisch

Berlin/München (RP). Die Deutsche Umwelthilfe wirft einzelnen Handelsketten vor, das EU-weite Glühlampen-Verbot zum 1. September gezielt zu hintertreiben. Laut GfK ist der Absatz im ersten Halbjahr 2009 in Deutschland um 34 Prozent gestiegen.

 Die Glühbirne stirbt, es leben die Energiesparlampe.

Die Glühbirne stirbt, es leben die Energiesparlampe.

Foto: ddp, ddp

Während in den meisten EU-Ländern der Glühbirnenabsatz im ersten Quartal um ein Drittel zurückging, hamstern deutsche Verbraucher die alten Stromfresser: Wie die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) unserer Zeitung bestätigte, wurden zwischen Januar und Juli 9,89 Millionen Glühbirnen mehr verkauft als im ersten Halbjahr 2008.

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) verdächtigt einzelne Handelshäuser, hohe Lagerbestände an Glühlampen aufgebaut zu haben, um auch nach dem 1. September weiter 100-Watt-Glühbirnen verkaufen zu können. Ab dann dürfen laut EU-Verordnung matte und klare Glühbirnen mit mehr als 75 Watt nicht mehr in den Verkehr gebracht werden. Der Haken: Als in Verkehr gebracht gelten die Birnen nicht erst, wenn der Verbraucher sie erwirbt, sondern sobald der Hersteller sie an den Handel verkauft.

Die DUH kündigt Aktionen gegen Handelsketten an, die nach dem 1. September weiter entsprechende Glühlampen verkaufen. Einzelne Baumarkt- und Handelsketten berichteten in den vergangenen Wochen von Umsatzsteigerungen mit Glühbirnen um bis zu 120 Prozent.

.Man höre da von abenteuerlichen Ideen, um noch möglichst lange an den Leucht-Relikten zu verdienen, so Maria Elander, Leiterin der Abteilung Kreislaufwirtschaft bei der DUH: "Ein Produzent verkauft an einen Strohmann, hat die Birnen damit in den Verkehr gebracht, kauft sie dann zurück und liefert weiter."

Bei Osram, einer 100-Prozent-Tochter der Siemens AG, hält man derlei Befürchtungen für absurd. Kein namhafter europäischer Hersteller investiere noch in Glühbirnen. Osram selbst habe seine Kapazitäten seit 2005 halbiert, mit Glühlampen mache man gerade noch fünf Prozent des Umsatzes.

Osram-Sprecher Till Moor: "Das Segment wird nur noch mitbedient. Die Verbände stecken da vielleicht nicht tief genug drin, aber hier kann keiner anrufen und sich noch 30 Lkw-Ladungen Glühlampen bestellen."

Hersteller Philips setzt künftig vor allem auf Leuchtdioden (LED). Zwar seien die Lampen derzeit noch sehr teuer, hielten jedoch bis zu 20 Jahre und seien sehr sparsam. Dass die erste Stufe des Glühbirnen-Verbots auf der Verbraucherseite Hamsterkäufe auslöse, sei unverständlich: Die jetzt betroffenen 100-Watt-Glühbirnen gebe es im Haushalt kaum noch.

Dass Verbraucher vor allem in Deutschland und wohl auch in Österreich an den Glühfaden-Birnen hängen, ist offenbar ein regionales Phänomen: Plus 34 Prozent Absatz in Deutschland, minus 35 Prozent Absatz im Rest Europas, sagt die GfK.

Gemessen an der Lebensdauer moderner Energiersparlampen zahlen Glühlampen-Nutzer laut Osram für das Licht bis zu 250 Euro mehr — pro Birne. Weniger optimistische Zahlen gehen gerechnet auf die Lebensdauer von 1000 Euro Ersparnis in einem durchschnittlichen Haushalt aus, wenn auf die alten Glühbirnen verzichtet wird.

Dass sich die deutschen Verbraucher mit den Energiersparlampen sichtlich schwer tun, führt man bei Osram auf Bedenken zurück, die noch aus den Anfangstagen der Energiesparlampe stammten: "Schließlich ist die Erfindung schon über zwanzig Jahre alt." Mittlerweile habe man in der Technik große Fortschritte gemacht und biete Lichtfarben an, die von einer Glühlampe kaum noch zu unterscheiden seien.

(RP)
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