Düsseldorf Tui streicht jede fünfte Stelle in Deutschland

Düsseldorf · Die Krise der beiden größten Reiseanbieter in Deutschland spitzt sich zu. Sowohl Marktführer Tui als auch Thomas Cook leiden unter den Unruhen in Nordafrika, einer branchenweiten Rabattschlacht sowie dem Trend der Bundesbürger, sich ihre Reisen im Internet selbst zusammenzustellen. Beide Anbieter müssen sparen, wählen allerdings entgegengesetzte Wege: Tui spart an den Mitarbeitern, Thomas Cook an den Aktionären.

Tui kündigte gestern die Streichung von 550 Stellen in Deutschland an, 400 davon bei der Tui Deutschland und weitere 150 bei einer Vertriebs- und Service-Tochter, die unter anderem Call-Center betreibt. Bislang beschäftigte Tui gut 2000 Mitarbeiter in Deutschland. Einen großen Teil der Stellen will Tui über natürliche Fluktuation, also über die Nichtbesetzung ohnehin freiwerdender Stellen abbauen. Allerdings hieß es gestern im Konzern, auch betriebsbedingte Kündigungen seien nicht ausgeschlossen.

Thomas Cook, europaweit die Nummer Eins und in Deutschland die Nummer zwei, reagiert auf die angespannte Lage der Reisebranche mit dem Streichen der Dividende. "Wir konzentrieren uns darauf, unsere finanzielle Flexibilität zu verbessern", teilte das Unternehmen gestern dazu mit. Der Konzern arbeite eng mit seinen Banken zusammen. Im Dezember muss Thomas Cook ihnen nachweisen, dass es die Kreditbedingungen erfüllt. Ausgerechnet zu dieser Zeit ist der Geldzufluss traditionell gering, da sich Kunden rund um das Weihnachtsfest mit Buchungen zurückhalten. Thomas Cook hatte zuletzt mehrmals seine Prognosen senken müssen und dafür die Unruhen in Nordafrika und die schwierige Wirtschaftslage in Großbritannien verantwortlich gemacht. Anfang August war Thomas-Cook-Chef Manny Fontenla-Novoa zurückgetreten.

Bei Tui hieß es, der Rotstift werde in allen Unternehmensbereichen angesetzt. Ausgenommen sei die Sparte, die neue Hotelkonzepte erarbeitet – bis 2015 soll es 136 hochwertige Häuser für bestimmte Zielgruppen geben. Parallel dazu plane man, umsatzstarke Reisebüros zu übernehmen. Viele davon würden ebenfalls auf besondere Kundensegmente abgestimmt.

(RP)
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