Über 10.000 Mautpreller erwischt Kommunen fordern Mautpflicht für Ausweichrouten

Oppenheim (rpo). Seit Einführung der Maut boomen bei den Lkw-Fahrern die so genannten Ausweichrouten. Auf kostenlosen Bundesstraßen donnern die Brummis durch Städte und Gemeinden, die unter der erheblichen Mehrbelastung durch Lärm, Staub und Erschütterungen zu leiden haben. Jetzt haben rund 40 Kommunen Bund und Länder zum Handeln aufgerufen.

Bund und Länder müssten daher rasch auf die Verlagerung des Schwerlastverkehrs reagieren. "Hier ist die Geduld am Ende", sagte der Bürgermeister von Oppenheim, Marcus Held (SPD), beim kommunalen "Mautgipfel".

Insbesondere Nachts seien zudem Fahrverbote für den Transitverkehr auf Bundes- und Landesstraßen notwendig, hieß es auf dem Gipfel weiter. Um intensive Kontrollen zu ermöglichen, müsse das Bundesamt für Güterverkehr ausreichend mit Personal ausgestattet werden.

Der Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium, Walter Strutz (FDP), legte erste Zahlen zur Verkehrsentwicklung seit Einführung der Maut vor. Danach stieg die Belastung durch den Schwerlastverkehr auf der B 10 in der Pfalz um rund 15 Prozent, auf der B 42 im Mittelrheintal um 23 Prozent und auf der B 9 zwischen Mainz und Worms um 41 Prozent. Im Januar habe die Zahl der Lastwagen auf der B 9 sogar um 60 Prozent über den Vorjahreswerten gelegen.

"Der Bund hat das Problem der Ausweichverkehre erkannt", sagte der Abteilungsleiter im Bundesverkehrsministerium, Claus-Dieter Stolle. Die Zunahme des Verkehrs auf den Bundesstraßen gehe aber nicht allein auf den Transitverkehr zurück. Auch Fahrer aus der Region, die früher die Autobahnen genutzt hätten, nutzten heute verstärkt Bundes- und Landesstraßen. Der Bund wolle daher "in der zweiten Jahreshälfte überlegen, welche Bundesstraßen wir bemauten". Repräsentative Zahlen für die Entwicklung im gesamten Bundesgebiet würden im Herbst vorliegen.

Spediteure befürchten Standortnachteile für Regionen

Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr und Logistik (BGL), Karlheinz Schmidt, regte eine Mautpflicht auf der Bundesstraße 9 an. Schmidt warnte allerdings vor negativen Folgen für die regionale Wirtschaft. Eine Maut auf allen Durchgangsstraßen einer Region sei zwangsläufig ein Standortnachteil.

Schmidt machte vor allem Ein-Mann-Firmen und ausländische Spediteure für den zunehmenden Verkehr auf Ausweichstrecken verantwortlich. Osteuropäische Speditionen kalkulierten mit Arbeitskosten von einem Euro pro Stunde. Angesichts der eingesparten Maut rechne sich da selbst der gewaltige Zeitverlust nach einem Wechsel von der Autobahn auf die Bundesstraße.

Seit Einführung der LKW-Maut sind bereits mehr als 10.000 Mautpreller aufgefallen, wie der Kölner "Express" (Samstagsausgabe) berichtete. Neben den Mauteinnahmen dürften damit noch Bußgelder in zweistelliger Millionenhöhe in die öffentlichen Kassen fließen, hieß es. Schon jetzt seien fünfstellige Eingänge zu verzeichnen, zitierte das Blatt einen Sprecher des zuständigen Amtsgerichts Köln.

(ap)
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