Berlin Kanzlerin für mehr Frauen in Top-Positionen

Berlin · Eine neue Initiative aus Wirtschaft, Wissenschaft und öffentlichem Sektor will die Frauenquote mit Leben erfüllen.

Zu Beginn ihrer Amtszeit vor rund zehn Jahren vermied es Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stets sorgfältig, die Frauenkarte zu spielen. In dieser Frage hat sie sich geändert. Dem Druck der Frauenunion nach einer Quote für die Wirtschaft gab sie zwar nur zögerlich nach. Auf Reisen gehört es bei ihr aber inzwischen zum festen Programmpunkt, Frauen in Führungspositionen und solche, die für die Sache der Frauen streiten, zu treffen.

Nun unterstützt die Kanzlerin in Deutschland das neue Netzwerk "Chefsache", das gestern offiziell in Berlin startete. Ziel der elf Gründungsmitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlichem Sektor und Medien ist es, ein "ausgewogenes Verhältnis" von Männern und Frauen in Führungspositionen zu schaffen.

"Seit einigen Wochen haben wir eine gesetzliche Frauenquote. Aber auch das beste Gesetz wird seine Wirkung nur voll entfalten können, wenn auch der gesellschaftliche Wille dahintersteht", sagte Merkel. Auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) ist mit von der Partie. Das Thema der Frauenförderung zieht sich bei ihr bislang durch alle ihre Ressorts - von Familie über Arbeit bis hin aktuell zum Wehrressort.

Eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young belegt, dass auch die Frauenquote keinen radikalen Wandel bewirkt. Demnach geht der Frauenanteil in den Vorständen börsennotierter Unternehmen in Deutschland sogar zurück. So sind derzeit nur 36 der insgesamt 667 Vorstandsposten mit Frauen besetzt. Dies entspricht einem Anteil von 5,4 Prozent. Im Jahr 2013 waren es mehr als sechs Prozent, vor einem Jahr noch knapp 5,6 Prozent.

"Wir können es uns als Arbeitgeber und insgesamt als Gesellschaft nicht leisten, auf die Hälfte der gut ausgebildeten Talente zu verzichten", sagt Cornelius Baur, Deutschlandchef von Mc Kinsey und Sprecher der Initiative.

(qua)
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