Langenfeld Experten halten Strauss-Rettung für schwierig

Langenfeld · Dem Unternehmen aus Langenfeld bleiben nur zwei Monate, einen Sanierungsplan zu erarbeiten.

Bis Ende März muss die angeschlagene Warenhauskette Strauss Innovation dem Amtsgericht Düsseldorf einen Sanierungsplan präsentieren, mit dem das Überleben gesichert werden soll. Man wolle Strauss auf eine "gesunde Basis" stellen, hatte Geschäftsführerin Paula Minowa angekündigt. Doch Experten sind skeptisch, ob dies gelingen kann.

"Die Chancen für Strauss stehen schlecht", sagt Handelsexperte Thomas Roeb von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Trotz seiner rund 1400 Mitarbeiter und deutschlandweit 96 Filialen habe Strauss mit seinem Mix aus Möbeln, Kleidung und Lebensmitteln ein Nischenkonzept gehabt: "Damit hat man eine eigene Zielgruppe angesprochen, die man jedoch nicht mehr halten konnte." Hinzu kämen auch strukturelle Probleme.

Strauss hatte am Donnerstag ein Schutzschirmverfahren beantragt, das Unternehmen vor dem Zugriff der Gläubiger bewahrt. Statt eines Insolvenzverwalters kann nun die Geschäftsführung mit Hilfe des Sachwalters Andreas Ringstmeier einen Sanierungsplan für Strauss erarbeiten, das nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr "signifikante Verluste" einfuhr.

Ringstmeier ist in der Branche kein Unbekannter, als Insolvenzverwalter hat er unter anderem Tochtergesellschaften des Briefzustellers Pin begleitet. Aktuell vertritt der Kölner Rechtsanwalt die Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz im Schadenersatzprozess gegen das Kölner Bankhaus Sal. Oppenheim, den Immobilienverwalter Josef Esch und weitere Beteiligte.

Derzeit gehört das Unternehmen dem Finanzinvestor Sun Capital. Unter der Aufsicht des Sachwalters soll nun ein neuer Investor gefunden werden. Mit diesem soll dann das neue Ladenkonzept umgesetzt werden, um sich so vom Image des unübersichtlichen "Gemischtwarenladens" zu verabschieden. Ein Stellenabbau und die Schließung von Filialen werden dabei nicht ausgeschlossen.

Branchenkenner sind jedoch skeptisch, ob dies die Rettung bringen wird. Die Probleme bei Strauss seien vielschichtig. Einige Geschäfte lägen in zu schlechten Einkaufslagen, die Zusammenstellung des Sortiments sei problematisch, die Online-Strategie nicht ausgereift. Konkurrenten wie Depot oder Butlers seien deutlich besser aufgestellt. Thomas Roeb, der Strauss zu Zeiten des Ex-Geschäftsführers Thorsten Hermelink beraten hatte, sieht auch in den Einkaufsvolumina ein Problem – Strauss konkurriert beim Einkauf mit vielen größeren Unternehmen, die deutlich höhere Rabatte aushandeln können.

Die Sanierung des Unternehmens mache dies schwierig, sagt ein Branchenkenner. Um sich neu zu positionieren, müsste Strauss Filialen in schlechten Lagen schließen und andere in besserer Lage eröffnen. Doch das kostet Zeit und Geld – beides fehlt Strauss momentan.

(RP)
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