Düsseldorf Datenleck bei der Allianz

Düsseldorf · Versicherungen beauftragen regelmäßig Detektive, wenn sie einen Kunden wegen Betrugs verdächtigen – und das geht schneller, als viele Kunden denken. Ein Detektiv, den die Allianz beauftragt hatte, hat illegal Ermittlungsakten weitergegeben. Jetzt soll der Datenschutz verstärkt werden.

Die Allianz hat Probleme, sensible Daten ihrer Kunden zu schützen. So gelangten jetzt Schreiben von Banken, polizeiliche und staatsanwaltliche Ermittlungsakten von Versicherten, die lediglich unter Betrugsverdacht standen, an die Öffentlichkeit. Ein Allianz-Sprecher bestätigte einen Bericht der "Financial Times Deutschland" über eine Datenpanne. Demnach soll ein Detektiv, den Europas größte Versicherung zur Aufklärung eines Betrugsverdachtes eingeschaltet hatte, die Daten weitergegeben haben. "Wir haben uns von dem privaten Ermittler 2011 getrennt, weil er datenschutzrechtliche Vorgaben nicht eingehalten hat", heißt es bei der Allianz. Darauf habe der Detektiv die Kundendaten illegal veröffentlicht.

Rund sieben Prozent aller Aufträge kommen von Versicherungen, schätzt der Bundesverband Deutscher Detektive (BDD). Demgegenüber verweist die Allianz darauf, dass nur in 0,03 Prozent der Sachschaden-Fälle externe Ermittler eingeschaltet werden. Auch im Bereich Personenschaden werden nach Einschätzung des Deutschen Anwaltvereins (DAV) immer wieder Privatermittler eingeschaltet "Gerade wenn Versicherte eine Berufsunfähigkeitsversicherung nutzen oder Krankentagegeld beantragen, werden in Verdachtsfällen Detektive eingeschaltet, die prüfen sollen, ob der Betroffene tatsächlich ernsthaft erkrankt ist", sagt DAV-Anwalt Peter Konrad.

Die R+V und die HUK-Coburg betonen aber, dass private Ermittler nur bei größeren Schäden eingesetzt werden. "Kommt es bei zerbrochenen Brillen, herunter gefallen Smartphones oder zerkratzten Autos zu Verdachtsfällen, ermitteln wir intern", heißt es bei der R+V. Die HUK-Coburg beschäftigt rund zehn Detekteien, die jährlich 200 Verdachtsfälle aufklären. Bei jährlich 1,4 Millionen Schadenfällen, wäre das eine kleine Zahl. Die Allianz arbeitet im Sachbereich mit 13 Detekteien zusammen und hat 3,3 Millionen Schadenfälle pro Jahr. Demgegenüber arbeitet der Ergo Konzern weitgehend mit internen Ermittlern. Lediglich in fünf Fällen seien im vergangen Jahr fremde Detekteien beauftragt worden.

Um Betrügern auf die Schliche zu kommen, setzten Versicherer regelmäßig Detektive ein. "Wir schätzen, dass bei rund zehn Prozent aller Schäden Betrug im Spiel ist", so Thomas Leicht, beim Gesamtverband der Versicherungswirtschaft (GDV) für die Kriminalistätsbekämpfung zuständig. Ertappten Betrügern werde die Zahlung verweigert und gekündigt. Gleichzeitig gebe es eine Strafanzeige. Verdächtige werden zudem in das Hinweis- und Informationssystem (HIS) gemeldet. Hier sind derzeit 1,4 Millionen Personen und 2,4 Millionen Kraftfahrzeuge registriert.

Die Versicherer müssen dem Kunden mitteilen, wenn sie ihn dem HIS melden. "Die Beauftragung eines Detektivs kann dagegen geheim gehalten werden, wenn andernfalls der Verdächtige den möglichen Betrug verschleiern kann", heißt es beim GDV.

Im HIS landen Kunden schneller als erwartet. Wer viele Schadenfälle hat, wird automatisch im HIS registriert, das die Firma Informa für die Versicherer betreibt. In der Privathaftpflicht-, Hausrat- und Wohngebäudeversicherung werden Kunden gemeldet, die in 24 Monaten drei Schäden und mehr anzeigen. In der Kfz- und Rechtsschutzversicherung liegt die Schwelle mit vier Schäden in 12 Monaten etwas höher. In der Autoversicherung wird jeder Fahrzeugdiebstahl oder Totalschaden gemeldet.

Gleichwohl hat auch ein auffälliger oder von Detektiven untersuchter Kunde ein Recht auf den Schutz seiner Daten. Alle Versicherer lassen sich von Detektiven Vertraulichkeitserklärungen unterschreiben. "Ein Restrisiko gibt es aber immer", sagt der Sprecher der HUK-Coburg. Die Allianz will nach der Datenpanne jetzt ihre Anforderungen an externe Ermittler zusätzlich verschärfen und deren Anzahl reduzieren.

(RP)
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