Schlag-Abtausch: "Emma" gegen "Spiegel"-Autorin
Im Kachelmann-Prozess gingen sich nicht nur Staatsanwaltschaft und Verteidigung hart an. Vor allem "Emma"-Chefin Alice Schwarzer nutzte als Autorin der "Bild"-Zeitung die Berichterstattung über das Verfahren zur bislang schärfsten Runde im Zickenkrieg, den sie sich seit Jahren mit "Spiegel"-Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen liefert. Bücher von Friedrichsen (65) bezeichnet Schwarzer (68) schon mal als "Dokument der menschlichen Verantwortungslosigkeit, juristischen Borniertheit und journalistischen Unprofessionalität". Schwarzer wirft der bekanntesten deutschen Gerichtsreporterin vor, sie beeinflusse Prozesse und mache Opfer zu Tätern. Friedrichsen giftete in einem Radio-Interview zurück, Schwarzer wisse "vom Strafprozess nichts, aber seit 20 Jahren erzählt sie Sachen, die ich falsch eingeschätzt hätte". Dabei sei Schwarzer in den betreffenden Prozessen nie gewesen, sie habe keine Ahnung davon, "aber immer eine feste Meinung". Während des Kachelmann-Prozesses stellte Friedrichsen sich in Talkshows, Interviews und Berichten recht eindeutig auf den Standpunkt, der Angeklagte müsse freigesprochen werden; seine Ex-Freundin erklärte sie zum "so genannten Opfer". Am Montag titelte der Spiegel vorbeugend: "Fehlurteile — wie gerecht kann Justiz sein?". Damit machten das Magazin und seine Autorin unmissverständlich klar, für was man alles andere als einen Freispruch halten würde. Schwarzer kommentierte dagegen gestern: "Jörg Kachelmann hat Glück gehabt." Der Richter habe betont, dass der Verdacht gegen Kachelmann sich zwar "abgeschwächt, aber nicht verflüchtigt" habe. Der Zickenkrieg Schwarzer gegen Friedrichsen dürfte auch künftig weitergehen.