Finale in Wimbledon Djokovic gegen Federer, nicht Becker gegen Edberg

London · Novak Djokovic steht erneut im Wimbledonfinale, aber trotz der Hilfe von Altmeister Boris Becker ist der Serbe am Sonntag nur Außenseiter. Roger Federer ist mit Coach Stefan Edberg wieder auf Rekordjagd.

Boris Becker als Coach zurück in seinem Wohnzimmer
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Boris Becker als Coach zurück in seinem Wohnzimmer

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Foto: afp, mb

Am Sonntag werden sich Boris Becker und Stefan Edberg wieder auf dem Centre Court begegnen — zum vierten Mal in einem Finale von Wimbledon. Doch diesmal stehen sich die alten Rivalen nicht gegenüber, getrennt von einem Netz, diesmal sitzen sie wenige Meter voneinander entfernt auf der Tribüne und drücken ihren Schützlingen die Daumen.

Um 14 Uhr Ortszeit (15 Uhr MESZ/Live-Ticker) ist ihre Arbeit getan, Becker und Edberg, die Protagonisten von einst, werden zu Nebendarstellern in der Kathedrale ihres Sports. Im Finale zwischen Novak Djokovic und Roger Federer werden die Blicke nur selten auf die beiden Trainer gerichtet sein.

Das Aufeinandertreffen in der Spielerbox ist der Epilog ihrer langjährigen Wimbledon-Geschichte, eine nette Anekdote, unbedeutend im Vergleich zum epischen Duell dort unten auf dem Heiligen Rasen. Der topgesetzte Serbe Djokovic hofft, nach fünf Niederlagen in seinen letzten sechs Major-Finals auf die Rückkehr an die Spitze.
Der Schweizer Federer jagt einmal mehr seine eigenen Rekorde.

Zum insgesamt 35. Mal treffen sie aufeinander, Djokovic greift nach seinem zweiten, Federer nach dem historischen achten Titel im All England Club. "Wir kennen das Spiel des anderen so gut", sagte Djokovic, "wir haben so viele Halbfinals und Finals bei Grand Slams gespielt. Es war immer aufregend." Federer erwiderte: "Ich habe die Spiele gegen ihn immer genossen. Es ist eine coole Rivalität."

Damit wären die Nettigkeiten wohl ausgetauscht. Nicht lange nach den Halbfinals am Freitag entwickelten das Team Djokovic mit Becker und das Team Federer mit Edberg die Schlachtpläne, wie dem Kontrahenten auf dem Platz das Leben möglichst schwer gemacht werden kann. Vor allem Becker war gefragt, immerhin ist sein Spieler der Außenseiter.

Federer in alter Form

Einmal standen sich Djokovic und Federer in Wimbledon gegenüber, im Halbfinale vor zwei Jahren. Federer gewann in vier Sätzen und holte anschließend seinen 17. und bislang letzten Grand-Slam-Titel. Entscheidender für den kommenden Vergleich ist jedoch die aktuelle Verfassung. Federer ist in der Form seiner älteren Tennis-Tage. Der 32-Jährige rauschte mit nur einem Aufschlag- und Satzverlust durch das Turnier. Im Halbfinale entzauberte er Aufschlagriese Milos Raonic aus Kanada 6:4, 6:4, 6:4.

Djokovic strauchelte dagegen - im wahrsten Sinne des Wortes - gegen Youngster Grigor Dimitrow. Beim 6:4, 3:6, 7:6 (7:2), 7:6 (9:7) gegen den Bulgaren verlor der 27-Jährige oft den Halt und rollte anschließend über den Rasen. Schon im Viertelfinale hatte sich Djokovic erst in fünf Sätzen weitergekämpft. Souverän war das nicht, doch mental stark. Für diese Situationen hatte er zu Beginn des Jahres Boris Becker verpflichtet.

Federer scheint dagegen spielerisch stärker von Stefan Edberg beeinflusst worden zu sein. Ihn drängt es wieder mehr ans Netz, er probiert sein nahezu unbegrenztes taktisches Repertoire aus. Ist es nach 1988, 1989 und 1990 somit doch eine Art viertes Wimbledonfinale zwischen Becker und Edberg? Roger Federer beantwortete diese Frage mit einer eindeutigen Handbewegung, die wohl sagen sollte: Lasst mich bloß damit in Ruhe.

(sid)
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