Kampfansage von Neureuther Mit Stromschlägen zum Slalom-Gold

Sotschi · Felix Neureuther kämpft den größten Kampf seines Lebens – immer mit dem Ziel vor Augen: Slalom-Gold am Samstag in Sotschi.

Neureuther startet trotz Schmerzen im Riesenslalom
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Felix Neureuther kämpft den größten Kampf seines Lebens — immer mit dem Ziel vor Augen: Slalom-Gold am Samstag in Sotschi.

Stromstöße, Massagen und Heavy Metal: Felix Neureuther lässt im Kampf um Slalom-Gold nichts unversucht. "Wenn ich fit bin", sagt der 29 Jahre alte Partenkirchner vor dem wichtigsten Rennen seines Lebens, "wird es sehr schwer für die anderen, schneller zu sein als ich." Und wie es scheint, wird Neureuther am Samstag (13.45 Uhr/Live-Ticker) tatsächlich fit sein. Aber reicht es nach seinem Autounfall auch zum Sturm auf den Olymp?

"Mein Körper hält"

Neureuther hofft: ja. Aus dem Riesenslalom am Mittwoch, bei dem er nur fünf Tage nach seinem Unfall einen guten achten Platz belegte, habe er "Kraft und Zuversicht" geschöpft, sagt er: "Ich weiß, mein Körper hält." Diese Erkenntnis sei für ihn "brutal wichtig". Der Rücken mache keine Probleme mehr, und Dank der täglich bis zu vier Behandlungen durch seinen Physiotherapeuten Martin Auracher sowie einer Stromtherapie ist Neureuthers Nacken so weit hergestellt, dass er fahren kann. Und nicht nur das: "Ich weiß auch, dass ich da runter schnell sein kann."

Der Spezial-Slalom in Rosa Chutor wird zwar nicht auf demselben Hang gefahren wie der Riesenslalom, die Schneeverhältnisse auf den direkt nebeneinander liegenden Pisten sind aber vergleichbar. Marcel Hirscher, der Weltmeister aus Österreich und Top-Favorit, nennt sie "frühlingshaft, fast sommerlich". Auf diesem Schnee, meint Hirscher, sei der Kreis der Favoriten "noch größer". Neureuther zählt er dazu. "Er hat leider so viel Erfahrung mit Verletzungen, dass er auch in so einer Situation locker bleibt - und trotzdem der Felix ist."

Der Felix zu sein bedeutet bei Neureuther: witzig, schlagfertig, charmant — egal, was passiert. "Ich habe ihn so angetroffen, wie ich ihn kenne: Mit einem guten Schmäh", sagt Hirscher. Diese Lockerheit musste Neureuther jedoch erst schmerzvoll lernen. Bei der Heim-WM 2011 in Garmisch-Partenkirchen zerbrach er noch unter dem Druck. Inzwischen begreift er die nach Slalom-Silber bei der WM 2013 noch einmal gestiegenen Erwartungen als motivierend. Erfolg trotz Druck — "das gibt einem den größtmöglichen Kick", sagt er.

Zum Einheizen Heavy Metal

Und Neureuther hat Erfolg. Schon in der vergangenen Saison gewann er drei Rennen. In diesem Winter stand er bei seinen elf Starts im Weltcup ebenfalls drei Mal ganz oben, zwei weitere Male etwas weiter unten auf dem "Stockerl". Ein Materialwechsel vor zwei Jahren half bei der Trendwende vom "ewigen Talent" zum Siegfahrer, ebenso die Zusammenarbeit mit einem Humorberater. Außerdem pusht sich Neureuther vor den Rennen gerne mit Heavy Metal, derzeit ist es der Song "Warriors of the World" (Krieger dieser Welt) der US-Band Manowar. "Das geht gut ab", sagte er der "Bild".

So wie Neureuther am Samstag? Die Konkurrenz ist stark. Neben Hirscher hat Neureuther den Franzosen Alexis Pinturault, der im "Riesen" Bronze gewann, oder den jungen Norweger Henrik Kristoffersen auf der Rechnung. Zu sehen, was die anderen drauf haben, motiviere ihn aber eher, sagt er: "Ich will kämpfen!"

Bei seinem zweiten und letzten Slalom-Training in Sotschi am Freitag habe Neureuther "gut ausgesehen", sagt Alpindirektor Wolfgang Maier. Der letzte Test sei wichtig gewesen, um "die Automatismen, das Selbstverständnis" zurückzugewinnen, meint Neureuther. Ob das reicht? Nach dieser Vorgeschichte? "Das, was vorher war, ist jetzt egal", sagt Neureuther: "Es zählt nur der Moment, in dem man sich aus dem Starthaus raushaut. Da muss man zu hundert Prozent da sein." Felix Neureuther ist da.

(sid)
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