Nationaltorwart nimmt sich das Leben Robert Enke ist tot

Düsseldorf (RPO). Der Nationalspieler und Torwart von Hannover 96, Robert Enke, ist tot. Am Dienstagabend parkte der 32-Jährige ersten Erkenntnissen zufolge sein Auto am Bahnübergang Neustadt-Eilvese und ließ sich von einer Regionalbahn überrollen. Enke, der seine Ehefrau und ein Adoptivkind hinterlässt, hatte vor drei Jahren seine herzkranke Tochter verloren. Enkes Umfeld reagiert fassungslos und geschockt.

DFB-Manager Bierhoff weint um Robert Enke
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Düsseldorf (RPO). Der Nationalspieler und Torwart von Hannover 96, Robert Enke, ist tot. Am Dienstagabend parkte der 32-Jährige ersten Erkenntnissen zufolge sein Auto am Bahnübergang Neustadt-Eilvese und ließ sich von einer Regionalbahn überrollen. Enke, der seine Ehefrau und ein Adoptivkind hinterlässt, hatte vor drei Jahren seine herzkranke Tochter verloren. Enkes Umfeld reagiert fassungslos und geschockt.

"Es hat einen tödlichen Unfall an einem Bahnübergang gegeben", sagte Stefan Wittke, Leiter der Pressestelle der Polizei Hannover. Enke hinterlässt seine Ehefrau Teresa und eine acht Monate alte Tochter, die das Paar im Mai adoptiert hatte. Im Jahr 2006 war Enkes erste kleine Tochter gestorben.

"Ich kann bestätigen, dass es sich um Selbstmord handelte. Robert hat sich um kurz vor sechs Uhr das Leben genommen. Alles Weitere werden wir am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Hannover mitteilen", sagte Enkes Freund und Berater Neblung. Der Torhüter soll in psychologischer Behandlung gewesen sein.

Der 32-Jährige von Hannover 96 stand noch am vergangenen Sonntag beim 2:2 gegen den Hamburger SV im Tor der Niedersachsen.

Die Polizei Hannover gab am späten Abend erste Details der Todesumstände Enkes bekannt. "Er wurde gegen 18.25 Uhr bei Neustadt am Rübenberge von einem Regionalexpress überrollt, der zwischen Hamburg und Bremen unterwegs war. Der Zug war mit etwa 160 km/h unterwegs. Der Zugführer hatte eine Person bemerkt und den Verdacht, diese erfasst zu haben", sagte Wittke auf einer Pressekonferenz am Dienstagabend.

Es habe sich dann schnell herausgestellt, dass ein Mensch zu Tode gekommen sei. "Dann wurde rasch die Identität geklärt, und es ergab sich die traurige Gewissheit, dass es sich um Robert Enke handelt." Enke habe nur drei bis vier Kilometer von der Unglücksstelle entfernt gewohnt.

Nur etwa zehn Meter von den Gleisen entfernt sei ein schwarzer Mercedes-Geländewagen gefunden worden, "ein Kollege von der örtlichen Polizei bestätigte mir, dass es Enkes Wagen war", sagte Wittke. Ob ein Abschiedsbrief gefunden wurde, wollte er nicht sagen. Der 32-Jährige habe sein Portemonnaie auf dem Beifahrersitz des nicht verschlossenen Wagens liegenlassen. Anschließend muss Enke mehrere 100 Meter an den Gleisen entlang gegangen sein, bevor er von dem aus Richtung Bremen kommenden Regionalzug erfasst wurde. Nur ca. 200 Meter Luftlinie vom Tatort entfernt befindet sich das Grab von Enkes Tochter.

Auch Enkes Ehefrau habe sich später an der Unfallstelle aufgehalten. Sie steht unter Schock und musste medizinisch behandelt werden.

"Fassungslos und voller Trauer"

Mit tiefer Fassungslosigkeit reagierten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die deutsche Nationalmannschaft, die am Samstag in Köln gegen Chile spielen soll, auf die Schocknachricht vom Tod des 32-Jährigen. "Wir sind fassungslos und voller Trauer. Unser ganzes Mitgefühl gilt der Frau von Robert Enke und seiner Familie", sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger.

Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff informierten die Spieler und Betreuer am Dienstagabend in Bonn. Oliver Bierhoff sagte: "Wir sind alle geschockt, uns fehlen die Worte." Ob die Nationalmannschaft das Spiel am Samstag bestreitet, ist noch unklar. Das für heute morgen geplante Training wurde indes abgesagt. Auch alle zugesagten Interviewtermine fallen aus, wie DFB-Mediendirektor Harald Stenger am Mittwochmorgen mitteilte.

Auch Hannovers Präsident Martin Kind war schockiert. "Es war ein Unfall. Das ist eine absolute Katastrophe, Ich kann es gar nicht fassen und auch nicht weiter kommentieren." "Wir stehen alle unter Schock und sind noch nicht in der Lage, die Dinge zu kommentieren", sagte Jörg Schmadtke, der Sportdirektor von Hannover 96. "Das ist alles irreal. Es scheint ihm wirklich schlecht gegangen zu sein", sagte Schmadtke bei der Pressekonferenz am Abend in der Nähe der Unfallstelle.

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff verlieh seiner Trauer Ausdruck. "Deutschland verliert einen Ausnahmesportler und einen sensiblen Menschen, der für viele ein Vorbild war. Wir trauern um ihn."

Enke und seine Ehefrau Teresa hatten im Mai ein zwei Monate altes Mädchen adoptiert. Das Kind hört auf den Namen Leila. "Wir sind sehr, sehr glücklich und dankbar für diesen kleinen Menschen, der in unser Leben getreten ist", sagte das Ehepaar damals in einer offiziellen Stellungnahme.

Enkes Tochter im Alter von zwei Jahren gestorben

Die Enkes hatten ihre leibliche Tochter Lara, die mit einem schweren Herzfehler auf die Welt gekommen war, im September 2006 im Alter von zwei Jahren verloren.

Zuletzt hatte Enke nach einer rätselhaften Viruserkrankung und neun Spielen Pause sein Comeback in der Bundesliga gegeben. "Das war eine verdammt lange Zeit, fast ein Viertel der Saison. Aber es war von der ersten Sekunde an wieder ein gutes Gefühl", hatte Enke damals gesagt. Der Torwart galt bis zu dieser Erkrankung als Favorit auf den Posten des Stammtorwarts in der Nationalmannschaft für die WM 2010 in Südafrika.

Enke, der am 24. August 1977 in Jena geboren wurde, bestritt insgesamt acht Länderspiele. In insgesamt neun Jahren Bundesliga bestritt er 196 Spiele für Hannover 96 und Borussia Mönchengladbach.

Enke begann seine Karriere beim SV Jenapharm Jena. Weitere Stationen waren Carl Zeiss Jena und Mönchengladbach, bevor den Schritt ins Ausland wagte. Er spielte bei Benfica Lissabon, dem FC Barcelona, Fenerbahce Istanbul und CD Teneriffa, bevor er in Hannover unterschrieb.

Der Tod Enkes hat auch in Spanien Bestürzung ausgelöst. Enkes ehemaliger Verein FC Barcelona gedachte des Verstorbenen am Dienstagabend vor dem Pokalspiel gegen den Drittligisten Cultural Leonesa im Stadion Nou Camp mit einer Schweigeminute. Im Hintergrund wurde klassische Musik eingespielt, die Spieler senkten die Köpfe.

Die Polizei Hannover hat für Mittwoch eine Pressekoferenz angekündigt, in der es weitere Informationen zum Tod von Robert Enke geben soll.

Robert Enke im Stenogramm

Geboren: 24. August 1977 in Jena, gestorben am 10. November 2009 in Neustadt am Rübenberge
Verheiratet mit Teresa, eine adoptierte Tochter
Verein: Hannover 96
Frühere Vereine: SV Jenapharm Jena, Carl Zeiss Jena, Borussia Mönchengladbach, Benfica Lissabon, FC Barcelona, Fenerbahce Istanbul, CD Teneriffa
Erstes Länderspiel: 28. März 2007 in Duisburg gegen Dänemark (0:1)
Länderspiele: 8 (0)
Bundesligaspiele: 196 (0)
1. Liga Portugal: 77 (0)
Primera Division: 1 (0)
1. Liga Türkei: 1 (0)
Größte Erfolge: Dritter Platz 2000 in der portugiesischen Liga mit Benfica Lissabon

(tim/seeg)
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