Fußball-Profi nimmt sich das Leben Der Tod von Robert Enke gibt Rätsel auf

Düsseldorf · Nach außen wirkte Robert Enke stark. Er hatte schon viele Schicksalsschläge wegstecken müssen. Und war immer wieder aufgestanden. Zuletzt bei seinem Comeback im Tor von Hannover 96. Auch im Privaten schien vieles darauf hin zu deuten, dass Enke doch noch das Glück findet. Umso größer ist nun die Fassungslosigkeit über Enkes Tod. Am Dienstagabend nahm er sich das Leben. Fans und Freunde rätseln über die Gründe.

 Im Mai 2006 zeigte sich Robert Enke mit seiner Tochter Lara bei einem Besuch im Zoo von Hannover.

Im Mai 2006 zeigte sich Robert Enke mit seiner Tochter Lara bei einem Besuch im Zoo von Hannover.

Foto: DDP, AFP

Robert Enke hat in seinem Leben tragisches Pech gehabt. Sowohl in seiner Karriere als Fußball-Profi als auch in seinem Privatleben. Gesundheitliche Probleme, Verletzungspech, großes Unglück in der Familie — wenig blieb ihm erspart. Zudem galt der bisweilen verschlossene Torhüter als sensibel. Nach seinem Tod kursieren mit zunehmender Schlagzahl Spekulationen über Depressionen, unter denen er gelitten haben soll.

Aber die Gründe für seinen selbst gewählten Gang in den Tod — sie bleiben schleierhaft. Wer einen Blick auf den Verlauf seines Lebens wirft, vermag zunächst keine Anhaltspunkte für eine Erklärung zu finden. Sicher, Enke hatte immer wieder schwere Rückschläge zu verkraften. Aber auch immer eine Antwort darauf gefunden.

Rückschläge im Beruf: Immer wieder war er ganz nahe dran, die Nummer eins der Nationalmannschaft zu werden. Für die WM in Südafrika war er gesetzt. Bundestrainer Joachim Löw hatte ihm dies zuletzt noch in die Hand versprochen. Doch immer dann, wenn Enke den Sprung ins Tor der deutschen Elf geschafft hatte, kam etwas dazwischen. Im Oktober 2008 brach er sich vor dem wichtigen Spiel gegen Russland das Kahnbein der linken Hand und musste drei Monate pausieren. Ein Jahr später, im September 2009, setzte eine seltsame bakterielle Infektion den Keeper außer Gefecht.

Enkes Antwort: Er war immer wieder aufgestanden. Auch zuletzt. Vor zwei Wochen feierte mit Hannover 96 ein umjubeltes Bundesliga-Comeback beim 1. FC Köln. Die Erkrankung schien besiegt, Enke wieder ganz der Alte. Nach dem 1:0-Sieg der Hannoveraner feierte Enke noch alleine mit den Fans seine Rückkehr auf den Fußballplatz. In seiner Karriere deuteten wieder alle Zeichen ins Positive.

Rückschläge im Privatleben: Den größten Schicksalsschlag erlitt Enke vor drei Jahren. Seine erst zweijährige Tochter Lara starb an einem Herzfehler. Lange und zäh hatte Enke zusammen mit seiner Frau um das Leben der Kleinen gekämpft. Nach einer schweren OP schien sie sogar eine Chance zu haben. Unvergessen der Moment, als sich Enke strahlend mit seinem Töchterchen auf dem Arm nach einem Bundesligaspiel zeigte. Lara hatte noch eine Sonde in der Nase. Im September 2006 starb das Mädchen

Enkes Antwort: Der Verlust eines Kindes hat schon viele Eltern verzweifeln lassen. Enke versuchte den Verlust auf dem Fußballplatz zu verarbeiten. Schon am Samstag nach Laras Tod stand er wieder im Tor. Er wollte nicht aufgeben, kämpfte und lernte, die wichtigen Dinge im Leben von den unwichtigen zu unterscheiden. "Ich habe gelernt, andere Prioritäten zu setzen", sagte er damals. Noch im Mai diesen Jahres schien Robert Enkes Welt sogar wieder voller Zuversicht zu sein. Er und seine Frau hatten ein zwei Monate altes Mädchen namens Leila adoptiert. "Wir sind sehr, sehr glücklich und dankbar für diesen kleinen Menschen, der in unser Leben getreten ist", sagte er.

Was bleibt sind Fragen: Enke hat sich am Dienstagabend das Leben genommen. Die Nachricht löste bei Freunden und Kollegen zunächst Ungläubigkeit, dann Fassungslosigkeit aus. Nur ganz enge Begleiter aus Hannover sollen laut sueddeutsche.de registriert haben, dass bei Enke etwas anders war als sonst. Er soll zuletzt einsilbig gewirkt haben, verschlossen. Für Mittwoch, zwölf Uhr, habe er ein Interview mit zwei Journalisten vereinbart.

Am Mittwochmittag wird Enkes Verein Hannover 96 eine Pressekonferenz geben. Angeblich wird auch seine Frau Teresa dabei sein.

(RPO)
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