Trainer blockt Kritik ab Friedhelm Funkel ist der Türsteher der Fortuna

Düsseldorf · Fortunas Trainer Friedhelm Funkel bescheinigt seinem Team mentale Stärke - und blockt öffentliche Kritik ab. Gleichzeitig versucht er auch, die Erwartungshaltung zu dämpfen.

Neuer Trainer des 1. FC Kaierslautern: Das ist Friedhelm Funkel
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Das ist Friedhelm Funkel

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Foto: dpa/Marius Becker

27 Jahre ist es her, dass Friedhelm Funkel seinen ersten Trainerjob im Profifußball bei Bayer Uerdingen angenommen hat. 830 Spiele in den ersten beiden Ligen später steht der 64-Jährige im Bauch der Düsseldorfer Arena und sagt: "Die Mannschaft hat gezeigt, wie sie zusammenhält. Wir lassen uns durch nichts, aber auch durch gar nichts aus der Ruhe bringen." Der gebürtige Neusser versteht sich im Sinne einer Wagenburgmentalität als Türsteher, der öffentlichen Druck noch vor der Kabinentür abweist.

Das 2:1 gegen St. Pauli bedeutet die Rückkehr auf Platz eins in der zweiten Liga. Funkel hat alle Szenarien im Fußball schon mehrfach erlebt. Er weiß natürlich, dass dieser Erfolg eine wichtige Antwort auf zuletzt drei Spiele ohne Sieg war. Und weil er das weiß, geht er in die Offensive: "Ich wurde nach dem Spiel gefragt, ob wir jetzt aus der Krise sind. Da hätte ich dem Reporter am liebsten das Mikrofon aus der Hand geschlagen. Drei Spiele nicht gewonnen - da hat man heute schon eine Krise." Und weiter: "Wie kann ein intelligenter Mensch auf die Idee kommen, nach drei Spielen ohne Sieg von einer Krise zu reden? Das ist für mich unerklärlich. Wenn man zehn Spiele nicht gewinnt, okay. Aber doch nicht bei drei Spielen."

Fortuna Düsseldorf - FC St. Pauli: Einzelkritik
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Fortuna - St. Pauli: Einzelkritik

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Foto: Falk Janning

Funkel kennt die Gemengelage im Fußballzirkus aus dem Effeff, er will Unruhe in der entscheidenden Saisonphase um jeden Preis vermeiden. Und auch wenn keiner der Verantwortlichen bei Fortuna explizit vom Aufstieg sprechen will, bei sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz, zehn auf Rang vier und nur noch neun Spieltagen ist jedem klar: Das Verpassen des Aufstiegs wäre am Ende dann eben doch schwer als erfolgreiche Saison zu verkaufen.

Auch deshalb versucht Funkel naturgemäß, die Erwartungshaltung auf einem Minimum zu halten: "Vor zwei Jahren war Fortuna zu dieser Zeit fast in der dritten Liga. Und jetzt haben wir die Chance, unser Ziel Platz eins bis Platz sechs zu erreichen." Während Funkel bei seinem Team das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche wählt, kennt er für die seiner Meinung nach chronisch übertreibenden Kritiker nur die Peitsche. "Wenn ich so manches höre und lese, denke ich manchmal, wir sind in Abstiegsgefahr. Es sollte jedem mal bewusst sein, dass wir Erster sind."

Diese Rückkehr auf Platz eins hat sich die Mannschaft gegen die Hamburger vor allem durch eine Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit erarbeitet und damit die vom Coach geforderte Reaktion auf das 3:4 nach 3:0-Führung in Regensburg gezeigt. "Die Mannschaft hat immer die richtigen Antworten auf fragwürdige Äußerungen gegeben", sagt der Trainer und bescheinigt ihr außergewöhnliche Nehmerqualitäten und mentale Stärke. "Darum sind wir Erster, wir sind die stabilste Mannschaft der zweiten Liga."

In der Tat scheint genau das den Ausschlag in dieser Spielzeit zu geben. Fortuna steht nicht für offensiven Zauberfußball, überzeugt auch nicht durchgehend spielerisch - wie es in der zweiten Liga allerdings ohnehin nicht üblich ist. Fortuna steht aber für konstante Erfolgserlebnisse - mehr als jedes andere Team in dieser Spielklasse. Holstein Kiel ist zu Hause stark (Platz zwei in der Heimtabelle), in der Fremde hingegen nur Mittelmaß (Platz acht in der Auswärtstabelle). Der 1. FC Nürnberg ist auswärts überragend (Platz eins), zu Hause aber mit Steigerungspotenzial (Platz acht). Fortuna führt die Heimtabelle an und ist in der Auswärtstabelle auf Rang zwei. "Für Siege gibt es keinen Ersatz", sagt Funkel. Fünf Aufstiege als Trainer geben seiner Marschroute recht.

Und während Funkel seine Mannschaft immer weiter starkredet, kitzelt er zudem das Düsseldorfer Publikum, das seinem Team im Schlussspurt die letzten Prozente Motivation und Rückendeckung geben soll. "Der Zuschauerzuspruch war mit knapp 38.000 gut, das war ein Anfang", sagt Funkel. "Nächste Woche haben wir ein ausverkauftes Haus. Leider nicht hier, sondern in Duisburg. Wie es dann freitags gegen Bielefeld ist, muss man schauen." Das Spiel wird dann Funkels 832. Einsatz als Trainer. Und auch danach wird er als Türsteher vor der Kabine stehen.

(erer)
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