Fortuna Düsseldorf Fankrawalle — das große Imageproblem Fortunas

Düsseldorf · Die Nachrichten ähneln sich – und häufen sich in erschreckendem Maße. Prügeleien im Düsseldorfer Fanblock beim Zweitligaspiel in Frankfurt im März. Wiederum Handgemenge im Gästeblock im Oktober in Darmstadt. Wenige Wochen später ausgiebiger Gebrauch von Pyrotechnik in Kaiserslautern. Ein zäher Prozess wegen exzessiver Gewalt noch zu Erstligazeiten. Und jetzt, am vergangenen Freitagabend, massive Attacken gegen Polizeibeamte am Essener Hauptbahnhof. Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf bekommt ein ernsthaftes Imageproblem, weil ein Teil seines Anhangs immer wieder durch Gewalttaten auffällig wird.

2. Bundesliga 13/14: Fortuna-Fans zündeln in Aalen
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Die Nachrichten ähneln sich — und häufen sich in erschreckendem Maße. Prügeleien im Düsseldorfer Fanblock beim Zweitligaspiel in Frankfurt im März. Wiederum Handgemenge im Gästeblock im Oktober in Darmstadt. Wenige Wochen später ausgiebiger Gebrauch von Pyrotechnik in Kaiserslautern. Ein zäher Prozess wegen exzessiver Gewalt noch zu Erstligazeiten. Und jetzt, am vergangenen Freitagabend, massive Attacken gegen Polizeibeamte am Essener Hauptbahnhof. Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf bekommt ein ernsthaftes Imageproblem, weil ein Teil seines Anhangs immer wieder durch Gewalttaten auffällig wird.

Der neueste Fall steht dabei nicht einmal im Zusammenhang mit der Lizenzmannschaft der Düsseldorfer. Diesmal eskalierte eine Situation, die unmittelbar vor Anpfiff des Regionalligaspiels zwischen Rot-Weiss Essen und Fortunas zweiter Mannschaft (3:0) entstand. "So weit wir das bis jetzt rekonstruieren können, hat eine Gruppe Zuschauer versucht, sich ohne Eintrittskarten Zugang zum Gästeblock des Essener Stadions zu verschaffen", berichtet Sven Mühlenbeck, in Fortunas Vorstand für Zuschauer- und Organisationsfragen zuständig. "Die Polizei verhinderte das und geleitete die Gruppe zurück zum Hauptbahnhof."

Dort geriet dann alles außer Kontrolle. Laut Polizeibericht zündeten die abgewiesenen Stadionbesucher im Bahnhof Pyrotechnik, beleidigten und attackierten die Beamten. Ein 34-jähriger Polizist sei dabei derart gewürgt worden, dass er kurzzeitig die Orientierung verlor. Er sei ins Krankenhaus gebracht, nach ambulanter Behandlung jedoch wieder entlassen worden. Auslöser sei gewesen, dass die Bundespolizei einen als Fortuna-Anhänger erkennbaren Mann kontrolliert habe, der Beamte beleidigt habe. Daraufhin hätten sich mehrere andere Düsseldorfer mit dem 22-Jährigen solidarisiert, die Folge seien gewalttätige Auseinandersetzungen gewesen, bei denen auch Pfefferspray und Polizeihunde zum Einsatz gekommen seien.

Elf Personen wurden durch das Pfefferspray verletzt. Die Bundespolizei leitete Ermittlungsverfahren wegen Beleidigung, Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz, Landfriedensbruch, Körperverletzung, gefährlicher Körperverletzung, Gefangenenbefreiung und Widerstands ein. Vier Tatverdächtige seien identifiziert worden, die Ermittlungen dauern an.

Fortunas Führung zeigt sich entsetzt über die Vorfälle. "Bei den Verantwortlichen für diese Taten handelt es sich um weniger als ein Prozent der Leute, die sich zu unseren Anhängern zählen", sagt der Vorstandsvorsitzende Dirk Kall. "Diese Täter sind aber ganz sicher nicht unsere Fans, sie bringen vielmehr die große Mehrheit unser treuen Anhänger in Misskredit. Das macht mich richtig sauer."

Das zusätzliche Problem der Düsseldorfer ist, dass die Vorfälle in keinem Zusammenhang stehen. In Frankfurt gerieten jugendliche und ältere Zuschauer aneinander, weil Letztere die Fahne eines als politisch bedenklich eingestuften Fanklubs von Atlético Madrid aufhängten, in Darmstadt provozierte ein Besucher mit Kleidung, die mit der rechten Szene in Verbindung gebracht wird, die Pyro in Lautern geht wohl auf das Konto der Ultras, die an allen anderen Taten unbeteiligt waren. "Das sind komplett unterschiedliche Themenfelder", betont Mühlenbeck. "Wir können also keine bestimmte Ursache oder Tätergruppe bekämpfen."

Für Kall ist das Ganze ein gesellschaftliches Problem: "Der Fußball ist medial so präsent, dass er Gruppen anzieht, die bisher nichts mit dem Verein zu tun hatten. Wir müssen uns diesen Dingen stellen, aber nicht nur als Fortuna, sondern als Profifußball insgesamt." Der Vorsitzende versicherte, konsequent gegen alle Einzeltäter vorzugehen, die identifiziert werden könnten, "aber oft handelt es sich um Personen, die nie zuvor bei unseren Spielen gesehen wurden, aber nun Fortuna als Plattform nehmen, um an die Öffentlichkeit zu gelangen".

Im aktuellen Fall muss jedoch auch die Frage gestattet sein, warum ein so brisantes Spiel wie das der alten Rivalen RWE und Fortuna auf einen Freitagabend angesetzt wurde, an dem das Düsseldorfer Profiteam spielfrei war. Ansonsten legt die Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze der Polizei größten Wert darauf, dass erste und zweite Mannschaft Fortunas stets gleichzeitig spielen müssen, um "Stellvertreter-Schlägereien" bei der Zweitvertretung zu vermeiden. Ausgerechnet in diesem Fall achtete niemand darauf — ein peinliches Versagen.

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