Frankfurt: Kein Präsident in Sicht Eintracht steht vor Insolvenzverfahren

Frankfurt (dpa). Eintracht Frankfurt sucht weiter händeringend nach einem Präsidenten und einer Lösung für die größte Krise der Vereinsgeschichte. Zwar ist sportlich nach zwei Siegen ein Silberstreif am Horizont zu erkennen, doch sind auch zwei Wochen nach dem Rücktritt von Präsident Rolf Heller noch keine Signale der Hoffnung zu hören. Die vor dem Insolvenzverfahren stehenden Hessen können in den Verhandlungen mit dem dringend benötigten Geldgeber noch keine Fortschritte vermelden.

"Die Präsidenten-Suche muss unverzüglich abgeschlossen werden", drängt Schatzmeister Rainer Leben. Bernd Ehinger, Chef des Verwaltungsrats, räumt ein: "Wir stehen unter großem Druck". Namen potenzieller Persönlichkeiten für das Präsidentenamt sind weiter ein streng gehütetes Geheimnis. Die selbst inszenierte Kandidatur des auf Bewährung aus der Haft entlassenen Boxpromoters Ebby Thust ("Von Geld verstehe ich was") dürfte eher zu den aktuell kursierenden Faschings- Scherzen zu zählen sein. "Wir müssen eine öffentliche Diskussion vermeiden", begründet Ehinger sein konsequentes Schweigen und ist dabei nach den vielen Skandalen um die "Diva vom Main" gut beraten.

Aber dringlicher als die Suche nach einem Vorsitzenden sind für den Elektro-Meister Ehinger die von Unternehmens-Berater Leben geführten Verhandlungen mit einem "strategischen Partner". Die Frist für die Eintracht-Rettung läuft am 15. März ab. Dann müssen die Lizenzanträge für die kommende Saison beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) vorliegen und der mit über 13 Millionen Mark verschuldete Verein solide Zahlen präsentieren. Mit einer kräftigen Finanzspritze von 25 Millionen Mark soll ein Partner die Eintracht vor dem Lizenzentzug durch den DFB retten.

Auf der Jahreshauptversammlung hatte sich Leben Ende Januar sein Konzept zur Umstrukturierung der Eintracht von den Mitgliedern billigen lassen. Demnach wird die Profiabteilung vom Verein getrennt und als Kapitalgesellschaft geführt. 25,1 Prozent dieser Gesellschaft werden an einen Investor verkauft. Kurzfristig sollen so die benötigten Millionen in die Eintracht-Kasse fließen. Ohne "fresh money" droht der "Diva vom Main" nach Aussage Lebens bereits im März die Zahlungsunfähigkeit.

US-Vermarktungsagentur ist Favorit Favorit auf das Viertel des "Eintracht-Kuchens" ist die US- Vermarktungsagentur International Management Group (IMG). Die Amerikaner verhandeln in Frankfurt an mehreren Fronten. Für den geplanten Neubau des Waldstadions wird IMG von der Stadt Frankfurt als Investor favorisiert. Bis Ende Februar möchte Stadträtin Sylvia Schenk die Kooperation unter Dach und Fach bringen. Die Sport- Dezernentin legt der Eintracht deshalb nahe, IMG ins Boot zu holen. "Ein gemeinsamer Partner für das Stadion-Projekt und die Vermarktungsrechte der Eintracht wäre mehr als sinnvoll", sagte Schenk.

Rainer Leben will sich kurz vor der Zielgerade nicht in die Karten schauen lassen. "Wir verhandeln mit mehreren potenziellen Partnern. Namen werden von mir nicht genannt", pocht der Finanzexperte immer wieder auf die "dringend gebotene Seriosität". Neben IMG waren auch die bereits bei anderen Profi-Clubs engagierte UFA und Kinowelt als Eintracht-Vermarkter genannt worden.

"Psychologisch wichtige Unterstützung" bekam Verhandlungsführer Leben von den Eintracht-Profis. Die Siege in der Bundesliga gegen Freiburg (2:0) und Duisburg (3:2) haben nach seiner Ansicht die Position des Vereins erheblich verbessert. "Die Erfolge waren eindeutige Signale, dass die Eintracht sich nicht aufgegeben hat", betonte der Schatzmeister.

(RPO Archiv)
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