Trainer von Hertha BSC Markus Babbel — einst gefeiert, jetzt geächtet

Berlin · Egal, wie das Kapitel ausgeht: Markus Babbel und sein rasanter Absturz in der Gunst der Berliner werden einen Ehrenplatz in der Historie von Hertha BSC erhalten.

Das ist Markus Babbel
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Foto: dapd

Der Blick wirkt leicht verstört, ein Dreitagebart wuchert um die Lippen, das Gesicht ist von einem tiefschwarzen Hintergrund umgeben: Auf einem überdimensionalen Foto, das eine Berliner Boulevardzeitung am Mittwoch druckte, erinnert Markus Babbel fast schon an einen Vermummten. Nachdem der Trainer von Hertha BSC Berlin erneut seine Zukunft offen gelassen hatte, erreichte die Berichterstattung eine neue Dimension.

Aus dem gefeierten Aufstiegstrainer vom Sommer scheint in kurzer Zeit ein Geächteter geworden zu sein, der auf Bildern fast schon wie die Steinewerfer vom 1. Mai in Kreuzberg in Szene gesetzt wird. Doch an Babbel selbst prallt alles ab. Der Coach unterschätzt die Maschinerie der Öffentlichkeit und hält stur an seinem Fahrplan fest. Mit seiner Hinhaltetaktik verspielt er täglich Kredit. Auch der Verein setzt nichts entgegen. In früheren Jahren hätte ein wortgewaltiger Manager der Berichterstattung mit deutlichen Worten bestimmt eine andere Richtung gegeben.

Doch hier wird der Kampf der Öffentlichkeit überlassen, und der Ton wird immer derber. "Was soll der Mist?", schimpfte Babbel am Dienstag über angebliche Lügen in den Medien. Es handele sich um "bewusste Unwahrheiten" und "aberwitzige Geschichten". Und zu guter Letzt: "So ein Blödinn!".

Das Klima ist vergiftet

Das Klima ist vergiftet, und in diesem Milieu muss sich die Mannschaft auf die letzten beiden so wichtigen Spiele des Jahres vorbereiten. Am Samstag geht es gegen 1899 Hoffenheim in der Liga, am Dienstag folgt das Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern. Bis dahin wird der Verein ruhig bleiben, um den größten noch möglichen Erfolg einzufahren.

Die Spieler reagieren erstaunlich gelassen auf das Theater. Am Mittwoch absolvierte das Team unter Babbel wie geplant das gut einstündige Training. Alles wirkte wie immer. Doch vielleicht verhalten sich die Spieler auch deshalb so gelassen, weil sie längst über die Zukunft ihres Trainers Bescheid wisssen. Laut Berliner Morgenpost soll ein Babbel nahestehender Spieler ausgeplaudert haben, dass der Trainer die Mannschaft schon im Sommer über seinen Abschied spätestens zum Saisonende informiert hatte.

Dass Babbels neue Adresse nicht Schalke 04 sein wird, das machte noch einmal Babbels Freund aus gemeinsamen Stuttgarter Zeiten, Horst Heldt, deutlich. Schalkes Manager schloss eine Ablösung des jetzigen Coaches Huub Stevens bei den Königsblauen kategorisch aus. "Eine Trainerdiskussion beim Tabellendritten zu führen, ist schon sehr aberwitzig", sagte Heldt in einem Sport1-Interview: "Huub Stevens hat bei uns einen Vertrag bis 2013. Für andere Vereine bin ich nicht zuständig."

(sid/sgo)
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