Bundesliga Magaths tiefer Fall in Wolfsburg

Düsseldorf · Die Jubelarien waren laut. Als Felix Magath 2011 den Schritt zurück zum VfL Wolfsburg vollzog, hoffte man in der Autostadt auf eine Renaissance der erfolgreichen ersten Amtszeit, die mit der Meisterschaft 2009 gekrönt wurde. Doch einer durchwachsenen ersten Saison folgt nun ein totaler Absturz.

Felix Magath – harter Hund und Meistertrainer
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Das ist Felix Magath

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Nach acht Spieltagen stehen die Niedersachsen auf dem letzten Tabellenplatz, am Samstag geht es zum Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Der goldene Glanz des Meistermachers blättert mehr und mehr ab. Die Zuschauer forderten bei der 0:2-Heimniederlage gegen den SC Freiburg bereits die Ablösung Magaths durch Amateurtrainer Lorenz-Günther Köstner.

Über 50 Millionen Euro gab der Trainer, Manager und Geschäftsführer in der vergangenen Saison für neue Spieler aus. Der sportliche Ertrag blieb aus: Platz acht — keine Teilnahme am europäischen Wettbewerb. In der laufenden Spielzeit sollte der Großangriff gelingen, mit international erfahrenen Profis wie Ivica Olic, Naldo und dem geläuterten Rückkehrer Diego, der 2011 vom Hof gejagt wurde. Die Realität sieht anders aus. Magaths Stuhl wackelt gewaltig.

"Entlassung ist kein Thema"

Der Aufsichtsrat, der vom Autokonzern VW um Boss Martin Winterkorn dominiert wird, wiegelt aber noch ab: "Eine Entlassung ist kein Thema." Auch Magath selbst ist sicher, seinen Job weiter ausführen zu dürfen. "Ich bin überzeugt, dass es auch mit mir weitergeht und bin mir sicher, dass mir der Aufsichtsrat die Rückendeckung gibt", erklärte der 59-Jährige. Dabei ist die Saisonbilanz des VfL desaströs: Acht Spiele, nur ein Sieg, nur zwei Tore. Das Team wirkt verunsichert, es fehlt eine spielerische Linie. Gegen Freiburg fanden die "Wölfe" kein Konzept. "Da waren viele lange Bälle dabei. Das hätte ich nicht gedacht. Das war echt viel Langholz", sagte SC-Torhüter Oliver Baumann erstaunt.

Der große Kreativspieler Diego saß 90 Minuten auf der Bank. "Ich habe in den letzten Wochen versucht, ein Umfeld für Diego zu schaffen. Das ist nicht gelungen. Deshalb habe ich ihn draußen gelassen", erklärte der Trainer. Diego als Bauernopfer — auch diese Taktik ging nach hinten los. In den vergangenen Wochen hatte Magath bereits einen anderen Brasilianer als Zielscheibe für öffentliche Kritik benutzt. Verteidiger Naldo offenbarte zwar ungewohnte Unsicherheiten, ob harsche öffentliche Kritik als Motivation bei den als sensibel bekannten Südamerikanern der richtige Weg ist, bleibt aber fraglich. Ebenso fragwürdig ist die mittlerweile abgenutzt erscheinende Methode des Trainers, das Team Woche für Woche umzukrempeln. Acht verschiedene Startformationen bot Magath bereits auf. Abstimmungsprobleme in und zwischen den Mannschaftsteilen sind somit wenig verwunderlich.

Der schlechteste Saisonstart der Wolfsburger Historie bringt nun die Kritiker aus den Reihen der Spieler auf den Plan. Es ist zum wiederholten Male von fehlendem Vertrauen zu den Akteuren und von zu intensiven Trainingseinheiten vor den Spielen zu hören. Torhüter Diego Benaglio hat zusammen mit Naldo und Marcel Schäfer einen Mannschaftsabend für diese Woche anberaumt. "Wir müssen uns zusammensetzen und reden", erklärte Naldo. "Ich habe noch nicht alles probiert", versicherte Magath. Die VW-Bosse scheinen das ebenfalls zu glauben. Der Trainer sitzt auch in Düsseldorf auf der Bank.

(RP/can)
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