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Borussia Mönchengladbach Ein Mann und sein Traum vom Pokalfinale

Mönchengladbach · 1995 standen die Borussen zuletzt im Endspiel. Es wird mal wieder Zeit. Für diese Saison haben sich die Gladbacher für den Pokal viel vorgenommen. So könnte der Weg nach Berlin aussehen – eine Fiktion der Reise eines Gladbach-Fans in die Hauptstadt.

Borussia Mönchengladbach: Neue Spieler für den neuen Stil Borussias
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Neue Spieler für den neuen Stil Borussias

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1995 standen die Borussen zuletzt im Endspiel. Es wird mal wieder Zeit. Für diese Saison haben sich die Gladbacher für den Pokal viel vorgenommen. So könnte der Weg nach Berlin aussehen — eine Fiktion der Reise eines Gladbach-Fans in die Hauptstadt.

Die niedersächsische Einöde rauscht vorbei. Der Zug säuselt irgendwo zwischen Hannover und Wolfsburg über den Schienenstrang. Der Blick aus dem Fenster ist wenig lohnend. Doch die Sonne leuchtet, der Himmel ist blau. Die Bilder im Fenster verwischen, die Augenlider werden schwer...

Der Zug ist voll. Schwarz, Weiß und Grün sind die Farben der Menschen, die heute Mitreisende sind, es gibt auch Rot, Weiß und Blau. Das Ziel ist Berlin. Es ist der 30. Mai 2015, der Tag des Pokalfinales. Gladbach gegen Bayern. Wie 1984 in Frankfurt, als Matthäus seinen Elfmeter in die Wolken drosch und die Bayern den Pott bekamen. Inneres Kopfschütteln. "Judas".

Rundherum wird heute geträumt bei den Schwarz-Weiß-Grünen. Die Bayern besiegen. Zum ersten Mal im Pokal. Und dann feiern, feiern, feiern. Berlin gibt viel her. Der Ku'damm, die Hackeschen Höfe, Kreuzberg. Sonst wo. Die anderen, die Bayern, sind selbstbewusst. Sie sind schon Meister, natürlich, wer sonst. Und sie sind im Champions-League-Finale, das auch in Berlin ist. Die Bayern wollen zwei Titel in der Hauptstadt holen, das wäre dann das Triple. Wie vor zwei Jahren mit Jupp Heynckes, dem Ur-Borussen. Heynckes war 1984 Gladbach-Trainer. Warum durfte Matthäus schießen? Er war doch schon klar mit den Bayern.

Der Weg ins Finale

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Nächster Halt Wolfsburg. Hier war das Viertelfinale. Bei der VW-Truppe. Es waren viele Gladbacher da, sie haben gegen die heulenden Wölfe angebrüllt. Es war ein Nervenspiel. Wolfsburg führte 1:0, Kruse machte das 1:1. Und dann das 2:1. Aber Wolfsburg kam zurück. 88. Minute, 2:2. Dann eine Verlängerung, die nur noch taktisch war. Und das Elfmeterschießen. Yann Sommer gegen Diego Benaglio, das Duell der Schweizer Torleute. Sommer ist die Nummer zwei bei den Eidgenossen. Aber an dem Abend war er der Held Nummer eins. Naldo schoss, Sommer hielt. Dann kam Rodriguez, auch ein Schweizer. Sommer hielt wieder. 5:4 Borussia. Halbfinale.

Mit einem Elfmeterschießen fing auch alles an. In Homburg. Bei einem Regionalligisten! Aber Homburg spielte wie verrückt. Die große Bühne für den Verein, der einst für Kondome warb. Ja, der schwarze Balken auf den Trikots. Irgendwann Ende der 80er. Steffen Korell, Borussias Teammanager, spielte mal für Homburg. Aber jetzt ist er schon ewig Borusse. Die Gladbacher taten sich schwer. Null Tore nach 30 Minuten. Null Tore nach 45 Minuten. Trainer Lucien Favre fuchtelte mit den Armen. Erinnerungen an Darmstadt, das Böllenfalltor. Dort endete 2013 der Pokal, bevor er richtig begonnen hatte. Und jetzt in Homburg? Nein. 0:0 nach 120 Minuten. Aber Nervenstärke beim Elfmeterschießen. Ein Homburger drosch weit über das Tor. André Hahn traf. Zweite Runde.

Berlin kommt näher. Zweimal war Borussia schon da zum Pokalfinale. 1992 die Peinlichkeit gegen Hannover, den Zweitligisten. Angsthasen-Fußball, schlechte Elfmeter. Bauchgrummeln bei der Erinnerung. Berlin konnte die miese Stimmung nicht retten. Es war zu peinlich. Es wird gesungen im Zug. "Und wir schwören Stein und Bein auf die Elf vom Niederrhein!" 1995 war alles besser. Dahlin, Effenberg und Herrlich sei Dank. 3:0 gegen Wolfsburg. Die Bilanz gegen die "Wölfe" ist im Pokal perfekt. Zweimal gespielt, zweimal gewonnen.

Derby gegen Fortuna, Achtelfinale in Hoffenheim

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Das war gegen Fortuna Düsseldorf anders. 1971 im Viertelfinale — raus. 1976 im Achtelfinale — raus. 2012 in der zweiten Runde — raus! Es war kein gutes Omen für die zweite Runde. Aber Bilanzen sind da, um verändert zu werden. Natürlich war der Borussia-Park voll. Fortuna ist nicht der Effzee, aber lassen wir es mal als Derby durchgehen. Dann hat Fortuna auch eins. Wir sind generös. Aber wir haben keine Geschenke verteilt. 1:0 Raffael. 2:0 Wendt. 3:0 Traoré. 4:0 Hrgota. Schön war es. Achtelfinale.

Hrgota. Der Kerl ist unglaublich. Kommt gegen Fortuna rein und trifft. Und dann kommt er in Hoffenheim rein und trifft wieder. Hoffenheim, der Angstgegner. Wir waren im Pokal schon mal kurz vor Weihnachten da. 2010. Als Tabellenletzter. Und so spielte Borussia auch. Kein Zentimeter Mut, gar nichts. Eigentlich war da schon die Zweite Liga gebucht. Wie sollte sich dieser Haufen retten? Dann kam Lucien Favre und rettete ihn doch. Merci! Und jetzt hat er den Hoffenheim-Fluch geknackt. Endlich. Dabei schien es ein typisches Spiel gegen 1899 zu werden. 2:0 geführt, dann stand es 2:2. Zum x-ten Mal eine Zwei-Tore-Führung gegen die Kraichgauer weggegeben. Aber vergessen wir Hrgota nicht. Pass Raffael, Tor. Danke, Branimir! "Über Sinsheim fahr‘n wir nach Berlin!"

Potsdam. Nicht mehr lange bis zum Hauptbahnhof. Dann mit der S-Bahn zum Olympiastadion. Pep Guardiola wird eine gute Taktik haben. Aber Lucien Favre kann das auch. Sechsmal gab es den Klassiker im Pokal. Die Quote der Bayern: 100 Prozent. 1984 im Finale, 1985 im Halbfinale, 1987, 1996 und 2007 in Runde zwei, 2012 im Halbfinale. Wieder, weil einer, der dann zu den Bayern ging, einen Elfmeter verschoss. Toll, Dante! Vergangenheit. Es wird Borussias Pokaljahr. 20 Jahre nach dem letzten Titel. Verdammt, Gladbach ist wieder dran!

Über Schalke ins Finale

Was helfen kann? Die Statistik. Schalke lag schon zweimal auf dem Weg zum Pokal. 1973 und 1995. Und 2015? Es war jetzt das Halbfinale. Das neunte Mal im Pokal gegen Schalke insgesamt. Seltsam, die Loserei. Aber gut. Die Gesetze des Fußballs gibt es nun mal. Auch das: Spieler treffen gern gegen den Ex-Verein. Nicht wahr, Raffael? War ein feines Ding in der Verlängerung. Doppelpass mit Kruse, dann rein ins Glück!

Freuen Sie sich auf die Highlights der Saison
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Foto: dpa, rwe nic

Der Borussia-Park hat gebebt wie einst im Mai, als de Camargo gegen Bochum traf. Finale. "Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!" Der Zug ruckelt. Endstation Berlin-Hauptbahnhof. Schläfriger Nebel, das Hirn kehrt zurück in die Realität. Die Tasche greifen, raus aus dem Zug. Das Gleis ist voll, dann leert es sich. Keine Menschen in Schwarz-Weiß-Grün, keine in Rot-Blau-Weiß. Keine "Elf vom Niederrhein", kein "Heja FCB". Nur Menschen in der Großstadt: eilig, wuselig, beschäftigt. Ein ganz normaler Tag in Berlin.

Der Weg ins Pokalfinale war nur ein Traum. Aber ein schöner. Und nach 20 Jahren wird es mal wieder Zeit. Definitiv. Filip Daems hat gesagt, er will mit Gladbach das Finale erleben. Max Kruse hat gesagt, er will im Pokal weit kommen. Die anderen auch! Ja, Berlin ist eine Reise wert. Wie würde der Präsident Rolf Königs sagen? Machen!

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