London Murdoch bittet um Entschuldigung

London · Der Chef der britischen Labour-Partei, Ed Miliband, hat angesichts des Abhörskandals um die Zeitung "News of the World" eine Zerschlagung des Medienimperiums von Rupert Murdoch gefordert. Die Dominanz von News Corp in Großbritannien sei ungesund, sagte Miliband in einem Interview mit dem "Observer".

Der Konzern steht in der Kritik, weil Journalisten der "News of the World" unter anderem Verbrechensopfer abgehört haben sollen. Die Bündelung von so viel Macht in der Hand eines Mannes habe offenbar in seiner Organisation zu einem Missbrauch dieser Macht geführt, stellte Milliband fest. Vizepremier Nick Clegg von den Liberaldemokraten erklärte ebenfalls, es müsse mehr Pluralität in der Medienlandschaft geben.

Der unter Druck geratene Medienunternehmer Murdoch hat kurz vor der Befragung morgen im britischen Parlament für den Abhörskandal um Entschuldigung gebeten. "Es tut uns leid", schrieb der 80-Jährige in einer Erklärung, die am Wochenende in allen großen Tageszeitungen des Landes veröffentlicht wurde. Murdoch schrieb in der Erklärung, die "News of the World" habe von anderen verantwortliches Verhalten verlangt, dies aber selbst nicht an den Tag gelegt. Sein Konzern News Corp kündigte zudem an, mit der Polizei zusammenarbeiten zu wollen.

Der Londoner Polizeichef ist gestern zurückgetreten. Ihm sei das Ausmaß der Bespitzelungsaffäre nicht klargewesen, sagte Paul Stephenson. Der Chef der Metropolitan Police betonte, er wolle jedoch nicht, dass Kritik an seinem Verhalten die Sicherheitsvorkehrungen für die Olympischen Spiele 2012 in London beeinträchtige.

Der britischen Polizei wird vorgeworfen, Journalisten gegen Schmiergeldzahlungen vertrauliche Informationen gesteckt zu haben. Zudem sollen sie den Vorwürfen gegen Reporter des mittlerweile eingestellten Skandalblattes nicht entschiedenen genug nachgegangen sein. Die Polizei hatte zuvor die ehemalige Chefredakteurin Rebekah Brooks festgenommen.

Murdochs Unternehmen steht unter großem Druck: Trotz der Entschuldigung verstummte auch am Wochenende die scharfe Kritik nicht. Der Abgeordnete John Prescott sagte in der BBC, die Entschuldigung ändere "absolut nichts". Murdoch versuche verzweifelt, sein Unternehmen zu retten.

Wegen des Abhörskandals hatte am Freitag ein weiterer Vertrauter Murdochs die Konsequenzen gezogen: Der Chef von Dow Jones & Co, Les Hinton, erklärte seinen Rücktritt. Dabei sei es unerheblich, dass er von den offensichtlichen Ereignissen bei "News of the World" nichts gewusst habe, schrieb der 67-Jährige. Hinton arbeitete 52 Jahre lang für Murdoch. Als er die britische Zeitungssparte verantwortete, soll es zu den Abhöraktionen gekommen sein.

(RP)
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