Terrorvideo und Anschlag in Kabul als Belege Innenministerium fürchtet steigende Terrorgefahr

Berlin (RPO). Das Bundesinnenministerium befürchtet, dass die Terrorgefahr in Deutschland steigen könnte. Als Gründe führte Staatssekretär August Hanning das Direkt an deustchland gerichtete Terrorvideo an. Weitere Hinweise sei der Anschlag auf die deutsche botschaft in Kabul und zunehmende Atacken auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. Auch die bevorstehende Bundestagswahl könnte eine erhöhte Gefahr bergen.

 Die Al Qaida hat erstmals Deutschland mit einem Video gedroht.

Die Al Qaida hat erstmals Deutschland mit einem Video gedroht.

Foto: IntelCenter, AFP

Die terroristische Bedrohung Deutschlands hat eine neue Dimension erreicht. "Was jetzt neu ist, das ist die direkte Adressierung Deutschlands", sagte Staatssekretär August Hanning am Montag in Berlin. Das Innenministerium befürchtet, dass sich die Terrorgefahr auch wegen der bevorstehenden Bundestagswahl Ende September erhöhen könnte. Bei den Terroranschlägen von Madrid am 11. März 2004 waren wenige Tage vor der dortigen Parlamentswahl 191 Menschen getötet worden.

Sprecher in Terrorvideo deutscher Staatsbürger

Am Wochenende war ein Video mit dem Titel "Das Rettungspaket für Deutschland" aufgetaucht, in dem ein Sprecher in fast akzentfreiem Deutsch mit Anschlägen in Deutschland droht. Nach den Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden handelt es sich um den gebürtigen Marokkaner Bekkay Harrach, der lange Zeit in Bonn lebte und die deutsche Staatsbürgerschaft hat. Seit 2007 soll der 31-Jährige sich im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aufhalten und Verbindungen zur Führungsriege der Terrororganisation Al Kaida haben.

Den Sicherheitsbehörden soll er bereits während seiner Zeit in Deutschland bei der Beobachtung von islamistischen Gruppierungen in verschiedenen Städten aufgefallen sein.

Harrach posiert in dem Video mit einer Panzerfaust und feuert sie ab. Bei der Aufnahme in einem abgedunkelten Raum steht dann ein Gewehr neben ihm. "Mich für Allah in die Luft zu sprengen, ist mein Wunsch seit 1993", sagt er.

Das halbstündige Video tauchte nach Angaben des Innenministeriums zunächst auf einer islamistischen Internetseite und später bei YouTube auf. Das Ziel der Islamisten ist der Abzug deutscher Truppen aus Afghanistan. In dem Video spricht Harrach aber auch den Streit über die Veröffentlichung einer Mohammed-Karikatur in einer dänischen Zeitung an. Er wirft deutschen Medien vor, die Karikaturen aus Solidarität ebenfalls gezeigt zu haben.

Hintergründe des Anschlags auf deutsche Botschaft unklar

Die Hintergründe des Terroranschlags vor der deutschen Botschaft in Kabul blieben unterdessen weiter unklar. Ein Selbstmordattentäter hatte am Samstag vor der deutschen Botschaft in Kabul fünf Menschen in den Tod gerissen. 28 weitere wurden teils schwer verletzt. Bei den Todesopfern handelte es sich um vier afghanische Passanten und einen US-Soldaten.

Im Bundesinnenministerium hieß es, es sei immer noch nicht klar, wie der Anschlag zustande gekommen sei und welche Zielrichtung er hatte. Zur Zeit des Anschlags sei ein amerikanischer Konvoi direkt vor der deutschen Botschaft betankt worden. Nach dem Anschlag habe es einen Bekenneranruf der Taliban gegeben, in dem es hieß, die deutsche Botschaft sei angegriffen worden und es seien acht deutsche Soldaten getötet worden. Unklar sei unter anderem, ob der amerikanische Konvoi für einen deutschen gehalten wurde.

(AP)
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