Uni Bayreuth setzt letzte Frist Druck auf Guttenberg wächst

Hamburg (RPO). Auch aus seiner eigenen Partei wächst der Druck auf Ex-Verteidungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU). Zuvor hatten Wissenschaftler eine lückenlose Aufklärung der Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit gefordert. Die Uni Bayreuth setzte Guttenberg eine letzte Frist für eine Stellungnahme.

Entsetzen über Guttenberg
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Foto: dapd

"Ich glaube, dass es der Sache gut tut, hier Transparenz zu zeigen und auch an der Aufklärung mitzuwirken", sagte die CSU-Landesgruppenvorsitzende Gerda Hasselfeldt am Dienstag in Berlin.

Der frühere CSU-Vorsitzende Erwin Huber sagte "Spiegel Online": "Karl-Theodor sollte konstruktiv und ohne juristische Finessen an der restlosen Aufklärung aller Vorwürfe mitwirken. Das ist er auch seinen Freunden und Anhängern schuldig."

Unterdessen setzte die Universität Bayreuth Guttenberg eine Frist für eine nochmalige Stellungnahme. Bis zum 26. April habe Guttenberg Zeit, sich zur Dissertation zu erklären, teilte die Hochschule mit. Das Statement solle in den Untersuchungsbericht zu dem Plagiatsfall aufgenommen werden, den die Hochschulleitung Anfang Mai beraten wolle.

Über seine Anwälte will Guttenberg verhindern, dass der Untersuchungsbericht veröffentlicht wird. Die Universität betonte ihr Interesse an einer "öffentlichen Aufarbeitung". Ohne das Einverständnis Guttenbergs könne eine Veröffentlichung aber "wohl nur in eingeschränktem Umfang" stattfinden, hieß es.

Huber: Guttenberg löste Irritationen in CSU aus

Huber riet Guttenberg, "die Nabelschnur zu seiner Partei am Leben zu halten", denn mit der Aufgabe aller seiner Mandate und Ämter habe Guttenberg bereits "Irritationen bei seinen treuesten Wegbegleitern ausgelöst". Es werde kein Weg daran vorbei führen, dass die Universität ihren Untersuchungsbericht veröffentlicht, denn das sei ein öffentliches Thema: "Wir brauchen keine Geheimpapiere."

Hasselfeldt sagte: "Ich bin mir sicher, dass Karl-Theodor zu Guttenberg alles tut, um die Aufklärung dort zu unterstützen." Auf die Frage, warum sie sich so sicher sei, sagte die Bundestagsabgeordnete, dies schließe sie aus ihrer Kenntnis der Person Guttenbergs. Darüber hinaus habe sie in den vergangenen Tagen kein Gespräch mit dem Ex-Minister geführt.

Guttenberg soll weite Teile seiner Dissertation aus anderen Quellen abgeschrieben haben, ohne dies kenntlich zu machen. Die Universität Bayreuth kommt Medienberichten zufolge zu dem Schluss, dass Guttenberg bei seiner Doktorarbeit mit Absicht getäuscht hat. Der frühere Minister, der im März wegen der Affäre zurücktrat, hat dies stets bestritten.

Im Februar hatte Guttenberg in einer ersten Stellungnahme gravierende Fehler eingeräumt und um Aberkennung des Doktortitels gebeten.

Offenbar erstmals Anzeige von Plagiatsopfer

Nach diversen Strafanträgen gegen Guttenberg von Außenstehenden will nun auch das erste Plagiats-Opfer den Politiker anzeigen. Wie die "Berliner Zeitung" berichtet, arbeiten derzeit Juristen den Strafantrag aus. Guttenberg habe in großem Umfang Texte der Person, die nicht genannt werden will, plagiiert. Die zuständige Staatsanwaltschaft Hof wollte sich nicht dazu äußern und verwies auf laufende Ermittlungen.

Die Schweizer Journalistin Klara Obermüller, von der Guttenberg insgesamt 86 Zeilen eines Leitartikel abgeschrieben hatte, will den Ex-Minister laut "Frankfurter Rundschau" hingegen vorerst nicht verklagen. Sie kritisierte den früheren Minister aber für seinen Versuch, die Veröffentlichung des Prüfberichts der Universität Bayreuth über seine Doktorarbeit juristisch zu verhindern. "Was Guttenberg macht ist grotesk", sagte Obermüller.

Vertreter der Wissenschaft fordern Veröffentlichung

Führende Vertreter der Wissenschaft hatten zuvor die Veröffentlichung des Untersuchungsberichts zur Doktorarbeit des früheren Verteidigungsministeriums Karl-Theodor zu Guttenberg gefordert.

Wer in der Öffentlichkeit Ruhm erfahren habe, müsse auch akzeptieren, dass sein Fehlverhalten öffentlich werde, sagte der Präsident des Deutschen Hochschulverbands, Bernhard Kempen.

Auch der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Matthias Kleiner, hat sich gegenüber unserer Redaktion für eine Offenlegung der Ergebnisse der Prüfungskommission ausgesprochen.

Am Montag hatte Bundeskanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel den CSU-Politiker Guttenberg zur Aufklärung aufgefordert.

Guttenbergs Anwalt hatte von einer Vorverurteilung durch die Universität Bayreuth gesprochen, die Guttenberg wegen der Plagiatsvorwürfe seinen Doktortitel aberkannt hatte. In einem Brief an die Universität forderte der Anwalt, dass der in Arbeit befindliche Bericht einer Kommission zu den Vorwürfen nicht veröffentlicht wird.

Die Uni weist den Vorwurf der Vorverurteilung zurück und strebt eine Veröffentlichung an.

(AFP/dapd/felt)
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