Anschläge vereitelt Deutschland unter Terror-Schock

Frankfurt/Main (RPO). Der 5. September könnte in Deutschland eine Trendwende im Kampf gegen den Terror einleiten. Aus der abstrakten Debatte ist blutiger Ernst geworden. Alles deutet darauf, dass drei Männer ein unvorstellbares Blutbad in Deutschland anrichten wollten, größer noch als das in London oder Madrid. Die Presse reagiert mit Schrecken und Entsetzen.

Entsetzen in der deutschen Presse
Infos

Entsetzen in der deutschen Presse

Infos
Foto: AP

Bei einem der größten Polizei-Einsätze der Nachkriegsgeschichte hatten die Ermittler zwei zum Islam konvertierte Deutsche und einen Türken festgenommen. Die Männer im Alter zwischen 21 und 28 Jahren planten den Ermittlungen zufolge massive Anschläge auf US-Einrichtungen. Gegen sie wurde Haftbefehl erlassen.

Die Männer sollen Mitglieder der terroristischen Islamischen Dschihad-Union sein, die Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Kaida hat. "Das leitende Motiv der Gruppe in Deutschland ist Hass gegen amerikanische Staatsbürger", sagte der BKA-Präsident Jörg Ziercke. Die Behörden ermitteln nach Angaben des saarländischen Innenministeriums noch gegen mindestens fünf weitere Verdächtige.

Ausbildung in Pakistan

Bei den Beschuldigten handelt es sich um den 28-jährigen Deutschen Fritz Martin G., den ebenfalls 28-jährigen Türken Adem Y. und den 21-jährigen Deutschen Daniel Martin S. Sie sollen im vergangenen Jahr in einem Lager in Pakistan ausgebildet worden sein.

Den Ermittlungen zufolge beschaffte einer der Verdächtigen nach und nach zwölf Fässer mit insgesamt 730 Kilogramm 35-prozentiger Wasserstoffperoxidlösung. Mit dem Bombenbau wurde demnach am Dienstag in dem Ferienhaus im nordrhein-westfälischen Medebach-Oberschledorn begonnen. Der Sprengstoff hätte den Angaben zufolge die Wirkung von 550 Kilogramm TNT gehabt - laut Ziercke eine Menge mit einer höheren Sprengkraft als bei den Anschlägen in Madrid und London.

"Der Krieg ist hier"

Bundesverteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) hat erneut für den Einsatz der Bundeswehr im Innern geworben. Mann müsse auch an drohende Anschläge aus der Luft und von See her denken, sagte Jung unserer Redaktion. "Die Bundeswehr muss auch zum Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger da sein", so Jung. Der Verteidigungsminister hob die Leistungsfähigkeit der Bundeswehr bei der Abwehr vor Terrorbedrohungen hervor. Sie könne startende Maschinen in Hamburg und gleichzeitig landende in Heathrow beobachten. Er wünsche sich, "dass Union und SPD möglichst bald die verfassungsrechtliche Klarstellung auf den Weg bringen, damit die Truppe bei entsprechender Gefahrenlage gegen Bedrohungen aus der Luft und von See eingesetzt werden kann."

CDU-Politiker wie Ronald Pofalla und Wolfgang Bosbach fordern die Online-Dursuchung. Generalsekretär Pofalla sagte, alle diejenigen handelten verantwortungslos, die die Debatte über bessere Instrumente zur Terrorbekämpfung zum Schüren hysterischer Angst vor staatlichen Eingriffen genutzt hätten.

EU-Justizkommissar Franco Frattini wertete den Schlag als Warnung. Die Festnahmen seien zwar ein "fantastisches Ergebnis", sagte er vor dem EU-Parlament in Straßburg. Der Vorfall zeige aber auch, dass man weiter wachsam sein müsse. Mit einem neuen Anti-Terror-Paket wolle die EU-Kommission in diesem Herbst die Vorbeugung verbessern.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort