Tränenreiche Rückkehr Südkoreanische Geiseln bitten um Vergebung

Seoul (RPO). Die 19 aus der Gewalt der Taliban freigekommenen südkoreanischen Missionare sind am Sonntag unter Tränen von ihren Familien in der Heimat begrüßt worden. Ein Sprecher versprach, die Gruppe würde die "große Schuld", die sie gegenüber ihrem Land und ihrem Volk auf sich geladen hätte, zurückzahlen.

Alle südkoreanischen Geiseln in Freiheit
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Alle südkoreanischen Geiseln in Freiheit

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Foto: AFP

"Wir waren praktisch gestorben und haben unser Leben zurückerhalten", sagte der Sprecher Ankunft am Flughafen Incheon nahe Seoul. Die südkoreanische Regierung dementierte Medienberichte, denen zufolge sie die Freiheit ihrer Landsleute mit Lösegeld erkauft hatte. Das Schicksal des Mitte Juli in Afghanistan entführten Deutschen Rudolf B. war weiterhin ungewiss.

Die christlichen Aufbauhelfer, 16 Frauen und sieben Männer, waren am 19. Juli von den Taliban verschleppt worden. Die radikalislamische Miliz hatte zwei männliche Geiseln ermordet, zwei kranke Frauen hatten sie freigelassen. Die 19 verbliebenen Geiseln waren am Mittwoch und Donnerstag nach langen Verhandlungen freigekommen. Von dem Tod ihrer Mitstreiter erfuhren die Geiseln nach eigenen Angaben erst bei ihrer Freilassung. "Als wir das hörten, konnten wir alle nicht darüber hinwegkommen", sagte der 55-jährige Sprecher Yu Kyeong Sik. Er bat um etwas Zeit und Ruhe, dann "werden wir alles genau erklären".

Die Taliban ließen ihre Geiseln nach direkten Verhandlungen mit der südkoreanischen Regierung unter Vermittlung eines indonesischen Diplomaten frei. Im Gegenzug verpflichtete sich Seoul, seine 210 Soldaten - wie ohnehin geplant - aus Afghanistan abzuziehen und christliche Missionare von Besuchen des muslimischen Landes abzuhalten.

Regierung bestreitet Lösegeldzahlungen

Verschiedenen Medienberichten zufolge soll Seoul außerdem Lösegeld in Millionen-Höhe gezahlt haben. Die Regierung in Seoul streitet dies jedoch ab. "Wir haben niemals Lösegeld gezahlt", sagte ein Präsidentensprecher. Auch der Geheimdienst-Chef Kim Man Book, der die Verhandlungen in Afghanistan persönlich beaufsichtigt hatte, dementierte jegliche Zahlungen an die Taliban.

Außenminister Song Min Soon verteidigte das Vorgehen Südkoreas in der Geiselkrise. Angesichts von 19 Menschenleben auf der Waagschale habe Seoul keine andere Wahl gehabt, als mit den Taliban zu verhandeln, sagte er am Samstag. Die Regierung habe versucht, "eine Balance zu halten zwischen internationalen Normen und Gewohnheiten in solchen Fällen sowie der absoluten Priorität, dass wir das Leben dieser Menschen retten mussten".

Seoul war international kritisiert worden, weil es sich auf direkte Verhandlungen mit den Entführern eingelassen hatte. Dadurch habe sie diese zu weiteren Geiselnahmen ermuntert, sagte etwa der kanadische Außenminister Maxime Bernier.

(afp)
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