Rückzug schon im Oktober? Briten wollen Verantwortung für Basra abgeben

London (RPO). Die britischen Streitkräfte könnten sich möglicherweise schon im Oktober aus dem Süden des Iraks zurückziehen. Zu diesem Zeitpunkt soll die Verantwortung für die Region an die irakische Regierung übergeben werden.

Ein ganz normaler Tag im Irak
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Foto: AFP

Mit dem bevorstehenden Ende der Parlamentsferien in den USA und in Großbritannien stehen beide Staaten vor schwierigen Entscheidungen zur weiteren Militärpräsenz im Irak. Vor allem in London wächst die Erwartung eines baldigen Truppenabzugs. Die britischen Streitkräfte könnten sich nach einem Bericht der "Sunday Times" schon im Oktober aus der südirakischen Stadt Basra zurückziehen. Dann werde die Verantwortung für die Region der irakischen Regierung übergeben, berichtete die Londoner Zeitung am Sonntag unter Berufung auf Regierungskreise.

Premierminister Gordon Brown hat es wie sein Vorgänger Tony Blair bislang abgelehnt, einen Zeitplan für einen Abzug aus dem Irak anzugeben. Er hat aber eine Entscheidung für Oktober angekündigt, wenn das Parlament aus der Sommerpause zurückkehrt. Anfang des Jahres befanden sich noch 7000 britische Soldaten in Basra und Umgebung.

Der Befehlshaber der britischen Truppen bei der Irak-Invasion im März 2003, General Mike Jackson, übte unterdessen vernichtende Kritik an der Nachkriegsplanung des damaligen US-Verteidigungsministers Donald Rumsfeld. Der inzwischen im Ruhestand befindliche General nannte Rumsfelds Strategie in seiner Biografie "intellektuell bankrott". Grund für die derzeitige Lage im Irak sei die Entscheidung in Washington gewesen, nicht genug Soldaten zu entsenden und die Nachkriegs-Szenarien des US-Außenministeriums zu verwerfen. Die Zeitung "The Daily Telegraph" veröffentlichte am Samstag Auszüge aus dem Buch Jacksons.

Auch der US-Kongress, der am Dienstag aus den Ferien zurückkehrt, ist zunehmend unzufrieden über die Entwicklung im Irak. Allerdings ist sich die demokratische Mehrheit nicht einig, ob sie trotz der Veto-Drohung von Präsident George W. Bush erneut ein Gesetz für einen baldigen Truppenabzug einbringen soll. Die Senatoren Hillary Clinton und Carl Levin sprachen sich für eine Ablösung des irakischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki aus.

Dieser wies die Kritik aus den USA am Sonntag zurück. Die Kritiker verkennten die Leistungen seiner Regierung für den Wiederaufbau und spielten zum Teil den Terroristen in die Hände, sagte al-Maliki.

Al-Maliki ordnete am Sonntag eine Untersuchung der blutigen Unruhen beim schiitischen Pilgerfest in Kerbela an. Dazu soll ein besonderer Untersuchungssausschuss berufen werden. Kurz zuvor hatte der radikale schiitische Geistliche Muktada al Sadr eine Untersuchung der Regierung verlangt. In einigen Berichten war dessen Mahdi-Miliz für die Gewalttaten in Kerbela verantwortlich gemacht worden, bei denen mehr als 50 Menschen ums Leben kamen.

Das Leid der irakischen Zivilbevölkerung hat im August weiter zugenommen. Mindestens 1.809 Unbeteiligte wurden getötet, wie aus einer Erhebung der Nachrichtenagentur AP hervorgeht. Allein bei dem Anschlag auf Dörder der Religionsgemeinschaft der Jesiden kamen 520 Menschen ums Leben. In den Reihen der US-Streitkräfte wurden im August 81, bei den britischen Streitkräften vier Soldaten getötet.

(ap)
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