Ost-Ukraine Luftangriff auf Donezk - Viele Tote bei Gefechten

Donezk · Die umkämpfte Separatistenhochburg Donezk im Osten der Ukraine ist in der Nacht zum Mittwoch aus der Luft angegriffen worden. Es habe keine Opfer gegeben, teilte die Stadtverwaltung mit. Die Armee wies die Verantwortung für das Bombardement zurück.

 Im Osten der Ukraine kommt es zuzivilen Opfern.

Im Osten der Ukraine kommt es zuzivilen Opfern.

Foto: ap

Die Regierungstruppen setzten derweil ihre Offensive gegen die prorussischen Separatisten fort. Bei heftigen Gefechten wurden binnen 24 Stunden 18 Soldaten getötet.

Ein Geschoss habe einen vier Meter breiten und eineinhalb Meter tiefen Krater in einer Straße hinterlassen, erklärten die Behörden in Donezk. Dabei sei auch eine Gasleitung beschädigt worden. Zudem werde ein Blindgänger vor Ort entschärft. Die ukrainische Armee bestritt, dass eines ihrer Kampfflugzeuge die Stadt angegriffen habe. Die Luftwaffe sei weder in Donezk noch Lugansk im Einsatz gewesen, erklärte Militärsprecher Andrej Lyssenko.

Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) nahmen am Mittwochmorgen zwei Bombenkrater etwa sieben Kilometer vom Stadtzentrum entfernt in Augenschein, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP berichtete. Etwa hundert Meter entfernt war offenbar ein weiteres Geschoss auf Bahngleisen eingeschlagen. Ein Lagerhaus war schwer beschädigt, in einem Bürogebäude waren alle Fensterscheiben zerborsten.

Begleitet wurden die OSZE-Mitarbeiter von Vertretern der Aufständischen. Anwohner berichteten, in der Nähe befinde sich eine Stellung der Separatisten. "Sie haben uns zweimal überflogen", sagte ein Zeuge. Nach den Einschlägen sei das Geräusch eines Raketenabwehrgeschützes zu hören gewesen.
Es handelte sich um den ersten Luftangriff auf Donezk, seitdem die Armee im Mai den Flughafen am Rand der Stadt bombardiert hatte, um die prorussischen Separatisten von dort zu vertreiben.

Die ukrainische Armee führt derzeit eine Offensive zur Rückeroberung der Separatistenhochburgen im Osten der Ukraine. Zwar gelang es der Armee, Slawjansk, Mariupol und andere kleinere Städte zurückzuerobern, doch geriet die Offensive angesichts der heftigen Gegenwehr der Rebellen immer wieder ins Stocken. Ein Sprecher des ukrainischen Militärs sagte am Mittwoch, die Truppen bereiteten sich auf die "Befreiung" von Donezk sowie die Eroberung von Lugansk und Gorliwka vor, die ebenfalls von den prorussischen Kämpfern kontrolliert werden.

Bei den schweren Gefechten zwischen Regierungstruppen und Separatisten wurden nach Angaben Kiews binnen 24 Stunden mindestens 18 Soldaten getötet. Nach Angaben Lyssenkos wurden außerdem 54 Soldaten verletzt. Am Dienstag wurden bei Kämpfen in mehreren Vororten von Donezk nach Angaben der Stadtverwaltung außerdem drei Zivilisten getötet. Zehntausende Einwohner sind aus Angst vor den Gefechten bereits aus Donezk geflohen.

Auch Lugansk wurde in der Nacht erneut von Kämpfen erschüttert. "Die Lage ist kritisch, es gibt weder Elektrizität noch Wasser und die Telefon- und Internetverbindung ist unterbrochen", teilte die Stadtverwaltung mit.

Seit Beginn des Konflikts wurden nach UN-Angaben bereits 1300 Menschen getötet. Mindestens 285.000 Ukrainer wurden demnach zu Flüchtlingen. Der russische UN-Botschafter Witali Tschurkin bezeichnete die humanitäre Lage im Osten des Landes bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats am Dienstag als "katastrophal". Die stellvertretende UN-Botschafterin der USA, Rosemary DiCarlo, entgegnete Tschurkin, Moskau könne dem Leiden ein Ende setzen. Russland müsse aufhören, die Separatisten zu unterstützen und sie mit Waffen zu versorgen.

Auch die Bundesregierung rief Moskau auf, zur Deeskalation beizutragen. Die Präsenz der russischen Truppen an der Grenze zur Ukraine trage nicht zu dabei, den Konflikt zu entschärfen, sagte eine Regierungssprecherin in Berlin.

(dpa/AFP)
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