Regierungsgegner bei der Polizei betroffen Wieder Festnahmewelle vor der Präsidentenwahl in der Türkei

Istanbul · Der türkische Regierungschef Erdogan lässt aufräumen: Bevor am Wochenende die Präsidentenwahl stattfindet, bei der er sich im Amt des Staatsoberhaupt wählen lassen möchte, gab es viele Festnahmen in Reihen der Polizei. Dort vermutet Erdogan Anhänger seines mächtigen Gegners Gülen.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will sich am 10. August zum Präsidenten wählen lassen.

Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will sich am 10. August zum Präsidenten wählen lassen.

Foto: dpa

Vor der Präsidentenwahl in der Türkei sind Sicherheitskräfte erneut gegen angebliche Regierungsgegner bei der Polizei vorgegangen. In Istanbul, Ankara und in mehreren osttürkischen Städten seien am Dienstag 32 Polizisten festgenommen worden, meldete die Nachrichtenagentur Anadolu. Ihnen werde unter anderem illegales Abhören und Spionage vorgeworfen. Es ist die zweite Festnahmewelle innerhalb von zwei Wochen. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will sich am 10. August zum Präsidenten wählen lassen.

Recep Tayyip Erdogan: Wieder Festnahmewelle vor der Präsidentenwahl in der Türkei
Foto: Andreas Endermann

Erdogan war im Frühjahr durch illegal abgehörte und dann ins Netz gestellte Telefonate unter Korruptionsverdacht geraten. Bereits im Dezember waren Dutzende Verdächtige aus dem Umfeld von Erdogans AKP wegen Korruptionsvorwürfen festgenommen worden. Die Regierung hatte daraufhin zahlreiche Polizisten und Staatsanwälte versetzt, die mit den Ermittlungen befasst waren. Erdogan wirft dem in den USA lebenden Prediger Fethullah Gülen vor, Polizei und Justiz unterwandert zu haben und die Regierung stürzen zu wollen. Gülen weist das zurück.

Erdogan für "Staat im Staat" verantwortlich gemacht

Vize-Ministerpräsident Besir Atalay kündigte an, die Operationen gegen die Gülen-Bewegung würden fortgesetzt. "Kein Land wird solche Parallelstrukturen dulden", sagte er laut Anadolu. Unterwandert seien nicht nur Justiz und Sicherheitsapparat, sondern auch Bürokratie und Wirtschaft. Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu kritisierte dagegen, wenn es einen Staat im Staate gebe, sei dafür Ministerpräsident Erdogan verantwortlich.

Vor zwei Wochen waren mehr als 100 teils ranghohe Polizisten festgenommen worden. 31 von ihnen sitzen nach Medienberichten in Untersuchungshaft. Die Zeitung "Hürriyet" berichtete, bei den nun Festgenommenen handele es sich meist um niedrigrangige Polizisten.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort