Welche Rolle das Land im Nahost-Konflikt spielt Katar — engster Verbündeter der Hamas

Doha · Katar ist in jüngster Zeit vor allem mit einem Thema in Verbindung gebracht worden: als Gastgeber der Fußball-WM 2022. Doch auch im Nahost-Konflikt spielt das kleine Emirat eine bedeutende Rolle. Denn das Land ist einer der wichtigsten Geldgeber der radikal-islamischen Hamas und gilt auch als deren engster Verbündeter.

 Scheich Tamim Bin Hamad Al Thani mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (v.r.).

Scheich Tamim Bin Hamad Al Thani mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas (v.r.).

Foto: afp, FC

Als es darum ging, zwischen Israelis und Palästinensern im Nahost-Konflikt zu vermitteln, sah sich vor allem Ägypten in der Rolle des Vermittlers. Denn diese Rolle nahm das Land schon unter dem früheren Präsidenten Hosni Mubarak wahr. Doch die Zeiten haben sich geändert: Mubarak ist gestürzt, und das Verhältnis der Machthaber in Kairo zur radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen gilt als schlecht.

Entsprechend schwierig war es in den vergangenen Wochen, auch die Hamas von den Vorschlägen aus Ägypten — wie etwa Waffenruhen — zu überzeugen. Und so trat als indirekter Vermittler noch ein ganz anderes Land in den Vordergrund: das kleine Emirat Katar mit seinen gerade einmal 250.000 Einwohnern. Denn das Land gilt inzwischen als einer der engsten Verbündeten der radikal-islamischen Palästinenserorganisation.

Zuflucht für den Hamas-Chef

Die Hauptstadt Doha war in den vergangenen Tagen Zentrum intensiver Verhandlungen, das einflussreiche Emirat sieht sich als "Verbindungskanal" zwischen der Hamas und der internationalen Gemeinschaft. Druck auf die Hamas, so betonte man aber in Doha, werde man nicht ausüben, damit diese die von Ägypten vorgeschlagene Waffenruhe akzeptiere. Denn nicht nur das Verhältnis der Hamas zu Kairo ist schlecht, sondern auch das Katars. Das Emirat unterstützt die Muslimbruderschaft, die in Ägypten allerdings gestürzt worden sind.

Zudem hat Katar Hamas-Chef Khaled Meschal aufgenommen, nachdem dieser sich mit dem syrischen Regime überworfen hatte. Denn die Hamas hatte zum Unmut von Präsident Baschar al-Assad die Oppositionsbewegung unterstützt. Und so ist das kleine Emirat zur Zuflucht für den Hamas-Führer geworden — bereits zu Zeiten des Scheichs Hamad bin Chalifa Al Thani. Und auch jetzt, nachdem sein Sohn Tamim al Thani das Zepter übernommen hat.

"Katar hat eine sehr, sehr lange Tradition, dass man Menschen aufnimmt, die anderswo keiner will", sagte David Roberts von der britischen Forschungseinrichtung Rusi in Doha tagesschau.de. Und das kann dem kleinen Emirat durchaus von Nutzen sein, um seine Rolle als Vermittler zu stärken und international mehr Ansehen und Gewicht zu bekommen.

Riesiger US-Militärstützpunkt in Katar

Dazu gehört auch finanzielle Unterstützung. Doch die, so schreibt tagesschau.de, werde nicht als Unterstützung für die Hamas angesehen. Zudem bekomme die Organisation nur einen Bruchteil dessen, was sie früher von Syrien oder dem Iran erhalten habe. Dass es aber wenig Protest gegen die Unterstützung radikaler Bewegungen gibt, kann Experte Roberts ebenfalls erklären. Die USA hätten einer ihrer weltweit größten Militärstützpunkte in dem Emirat. Und genau deshalb verhallten die Proteste auch ungehört.

Und Tamim Bin Hamad al Thani scheint die Politik seines Vaters fortsetzen zu wollen. Und das nicht nur in Bezug auf die Hamas. Auch zu anderen Extremisten soll das Land Kontakte pflegen. So sei Katar immer wieder nachgesagt worden, Kontakte zu Al Qaida zu haben, wie Oliver Borszik vom Giga-Institut für Nahoststudien im vergangenen Oktober dem Deutschlandfunk sagte. Zu Zeiten des arabischen Frühlings sei das Land ebenfalls früh auf den Zug aufgesprungen und stellte sich hinter die Aufstände vor allem in Tunesien, Ägypten und Syrien, auch um islamistische Kräfte zu unterstützen.

Ein Land also, das außenpolitisch höchst aktiv ist und dabei nicht einmal den Kontakt zu Extremisten scheut. Denn das könnte sich irgendwann einmal positiv auswirken. So wie jetzt im Fall des Nahost-Konflikts. Denn vermutlich ist das kleine Emirat mit seinen Öl-Milliarden das einzige Land, das derzeit überhaupt Einfluss auf die radikal-islamische Palästinenserorganisation hat. Und damit könnte die Rolle Katars im Prozess um einen Frieden eine herausragende sein.

mit Agenturmaterial

(das)
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