Zu Gesprächen mit der neuen Führung in China Kanzler Schröder eröffnet Reisebüro in Peking

Peking (rpo). Bundekanzler Gerhard Schröder ist zu Gesprächen mit der neuen chinesischen Führung in Peking eingetroffen. In seinem Tross befindet sich ein hochrangige Wirtschaftsdelegation. Gleich zu Beginn eröffnete der Kanzler erst einmal ein Reisebüro.

Dabei handelte es sich um das Büro eines Gemeinschaftsunternehmens des größten europäische Reisekonzerns TUI mit dem China Travel Service, das den Tourismus nach China und den zunehmenden Reiseverkehr chinesischer Touristen ins Ausland ausbauen will.

Später will der Kanzler seine Gespräche mit der neuen chinesischen Führung aufnehmen. Im Mittelpunkt stehen der Ausbau der politischen und wirtschaftlichen Kooperation sowie Nordkorea, der Irak und Afghanistan.

Bei der Eröffnung des TUI-Büros hob der Kanzler die Bedeutung des Reiseverkehrs hervor, der über die Wirtschaftskooperation hinausgehe. "Hier geht es um mehr." Der Tourismus bringe die Menschen zusammen und sorge für gegenseitiges Kennenlernen. Mehr als 20.000 Chinesen haben im vergangenen Jahr Deutschland besucht.

Mit der seit Herbst gewährten Erleichterung der Visabestimmungen wird künftig mit starken Zuwachsraten gerechnet. Bis 2020 wird China nach einer Prognose 100 Millionen ins Ausland reisende Touristen zählen und zum weltweit größten Tourismuslang aufsteigen.

Die TUI China Travel Co. ist das erste Joint Venture im Tourismus-Bereich, an dem das ausländische Unternehmen die Mehrheit hält. TUI hält 51 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen, die CTS 25 Prozent und die MB China Invest Co. 24 Prozent. Hinter MB China Invest steckt einer der früheren Inhaber des von TUI übernommenen Reiseveranstalters Gebeco, Martin Buese, der Geschäftsführer des Gemeinschaftsunternehmens ist.

CTS hat in China ein Vertriebsnetz mit fast 300 Zweigstellen. TUI wiederum verfügt weltweit über 81 große Reiseveranstalter, 3700 Reisebüros, 287 Hotels und 88 Flugzeuge.

Nach der Begegnung des Kanzlers mit Regierungschef Wen Jiabao werden elf Regierungs- und Wirtschaftsvereinbarungen unterzeichnet. Es geht um die Verlängerung und Ausweitung des Rechtsdialogs auch auf die Menschenrechte, die Eröffnung von Konsulaten, den Investitionsschutz sowie die Kooperation in der Schifffahrt und bei erneuerbaren Energien.

Zu den Wirtschaftsabkommen gehört die Gründung der ersten chinesisch-deutschen Bausparkasse von Schwäbisch-Hall in Tianjin. Erwartet wird, dass die Verbraucher der Metropole binnen drei Jahren 160 000 Bausparverträge über umgerechnet knapp eine Milliarde Euro abschließen werden.

Unter dem wachsenden Druck auf China wegen der zunehmenden Verfolgung von Internetnutzern, die politische Meinungen verbreiten, wurde im Vorfeld des Besuches die Internet-Autorin Liu Di auf freien Fuß gesetzt.

Auch die Bundesregierung hatte sich für die Freilassung der 23-jährigen Studentin eingesetzt, die ohne Anklage ein Jahr in Haft gesessen hatte und zum Symbol für die Unterdrückung im Internet geworden war. Menschenrechtler sprachen von einem "Geschenk für Schröder", warnten aber, jetzt andere Inhaftierte nicht zu vergessen.

Bei seinem Besuch wird der Kanzler von Verkehrsminister Manfred Stolpe und Justizministerin Brigitte Zypries (beide SPD) sowie knapp 40 deutschen Spitzenmanagern begleitet.

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