Aussetzung der Urananreicherung Iran fordert Entschädigung von Atombehörde

Teheran/Wien (rpo). Neue Wendung im Streit um das iranische Atomprogramm: Der Iran ist zwar offenbar zu einer vorrübergehenden Aussetzung der Urananreicherung bereit, fordert dafür aber eine Entschädigung von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA).

Der Konflikt um Irans Atomanlagen
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Foto: AP

Die Entwicklung der Wissenschaft und Technik sowie der Wirtschaft des Landes habe infolge dieser Maßnahme Schaden erlitten, sagte Präsident Mahmud Ahmadinedschad am Dienstag laut einem Bericht des staatlichen Fernsehens. Aus Wien verlautete derweil, Teheran habe Moskau angeboten, in den kommenden zwei Jahren auf ein groß angelegtes Programm zur Urananreicherung zu verzichten.

Einen entsprechenden Kompromissvorschlag hatte Russland am Montag dem IAEA-Gouverneursrat vorgelegt. Demnach soll dem Iran eine Urananreicherung im geringen Umfang genehmigt werden, wenn Teheran im Gegenzug umfassende Inspektionen seitens der IAEA wieder zulässt. Laut Diplomaten am IAEA-Sitz in Wien wurden diesem Plan allerdings kaum Chancen eingeräumt, es sei denn, die USA könnten dafür gewonnen werden. Dies schien sich vorerst nicht abzuzeichnen.

Deutschland sieht Russlands Vorschlag positiv

Zu Beginn des zweiten Sitzungstages am Dienstag kam die deutsche IAEA-Delegation mit den Vertretern Frankreichs und Großbritanniens zusammen. Gewährsleuten zufolge war Deutschland im Gegensatz zu seinen europäischen Partnern gewillt, den russischen Vorschlag in Erwägung zu ziehen. Demnach dienten die Verhandlungen dem Ziel, wieder zu einer einheitlichen Linie der Europäer zu gelangen. Auch IAEA-Generaldirektor Mohamed ElBaradei unterstütze den russischen Plan, verlautete aus Wiener Diplomatenkreisen weiter.

Die USA betonten dagegen, sie erwarteten wegen des Atomstreits in Kürze eine Einschaltung des Weltsicherheitsrats. Außenamtssprecher Tom Casey sagte, er sehe "keine konkreten Vorschläge oder konkrete Ideen", die dies hinauszögern könnten. "Man kann nicht nur ein bisschen schwanger sein", fügte er er mit Blick auf eine mögliche begrenzte Urananreicherung auf iranischem Boden hinzu.

Der iranische Außenamtssprecher Hamid Resa Assefi warf den USA vor, eine Einigung Teherans mit Russland oder den europäischen Unterhändlern aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien bewusst verhindern zu wollen. Für den Fall, dass der Atomstreit tatsächlich vor den Sicherheitsrat gebracht wird, hat Teheran mit einer Anreicherung im vollen Umfang gedroht.

Der Iran hat diesen Prozess, bei dem atomwaffenfähiges Material entstehen kann, Anfang Februar wieder aufgenommen. Dazu wird das Gas Uranhexafluorid in Zentrifugen eingespeist. Laut einem Bericht der IAEA aus der vergangenen Woche sind für die Anreicherung derzeit nur zehn Zentrifugen im Einsatz, 20 weitere werden derzeit vorbereitet. Um im nennenswerten Umfang Uran anreichern zu können, würden laut IAEA allerdings mehrere hundert Zentrifugen benötigt.

(ap)
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