Palästinenser Christ will doch kein Hamas-Minister werden

Jerusalem/Bethlehem (rpo). Er wäre der einzige Christ im Kabinett der künftigen Hamas-Regierung gewesen. Nun aber hat Tanas Abu Aita (58) erklärt, er wolle das Ministeramt doch nicht übernehmen. Er sei von europäischen Geschäftspartnern gewarnt worden.

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Vergangene Woche hatte der Geschäftsmann, der in Bethlehem, der biblischen Geburtsstadt Jesu, ein Hotel, ein großes Souveniergeschäft und weitere Touristikunternehmen betreibt, unmittelbar nach seiner Berufung in das Hamas-Kabinett, in einem Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem noch erklärt, mit der Übernahme des Ministeramtes wolle er dazu beitragen, "den Ruf unserer Regierung zu verbessern".

Inzwischen sei er von Geschäftspartnern in Europa jedoch vor diesem Schritt gewarnt worden. Diese hätten ihm angedroht, keine Touristengruppen mehr in seine Hotels und Andenkenläden zu bringen, falls er sich der Hamas-Regierung anschließen sollte. Zudem fürchtet Aita inzwischen auch, dass seine Sondergenehmigung für Israelbesuche oder sein Einreisevisum für die USA zurückgezogen werden könnten.

Hamas-Regierung soll am Mittwoch vereidigt werden

Obwohl Palästinenserpräsident Mahmud Abbas Einwände gegen das politische Programm der Hamas hat, plant die bisher im vorpolitischen Raum agierende radikal-islamische Bewegung für kommenden Mittwoch, den Tag nach den vorgezogenen Neuwahlen in Israel, die Vereidigung ihrer Regierung in Ramallah.

Gemäß den Gesetzen der palästinensischen Autonomiebehörde bestimmt der direkt gewählte Präsident die Politik der Palästinenser, während die jeweilige Regierung dessen Weisungen auszuführen hat. Das aber will die Hamas, die in Opposition zur bisher regierenden Fatah-Partei von Abbas steht, nach ihrem deutlichen Wahlsieg Ende Januar nicht mehr akzeptieren.

Der designierte Regierungschef Ismail Hanija hat sich in den zurückliegenden Wochen bemüht, den schlechten Ruf der Hamas im Westen aufzupolieren. So betonte er mehrfach, dass seiner Regierung auch eine Frau und ein Christ angehören würden. Allerdings wurden seine gemäßigten Äußerungen regelmäßig aus den Reihen der eignen Bewegung "dementiert".

(afp2)
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