Viel Geduld gefragt Das lange Warten auf die Sternenreise

Berlin (rpo). Früher war es deutlich einfacher, in den Himmel geschossen zu werden. Wer als Kosmonaut, Taikonaut oder Astronaut die Erde von oben sehen wollte, hatte dazu verschiedene Möglichkeiten. Inzwischen ist auch dieser Beruf auch nicht mehr das was er einmal war. Wer eine Reise zu sden Sternen antreten möchte, muss neben dem notwendigen Fachwissen vor allem Geduld mitbringen. Doch Besserung ist in Sicht.

Die "Discovery" wartet auf den Start
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Die Zahl bemannter Raumflüge ist seit der "Columbia"-Katastrophe vom 1. Februar 2003 auf ein Minimum gesunken. Nur fünfmal stiegen in diesen zwei Jahren Raumkapseln auf - vier russische und eine chinesische.

Dabei kamen lediglich 13 Astronauten zum Einsatz. Das sind gerade einmal zwei Shuttle-Besatzungen. Dennoch sorgten die Russen in dieser Zeit mit ihren engen dreisitzigen "Sojus"-Schiffen dafür, dass wenigstens ein Zwei-Mann-Betrieb in der Internationalen Raumstation ISS aufrechterhalten werden konnte.

Im Mai wird sich die Situation hoffentlich wieder normalisieren. Denn dann wollen die Amerikaner nach der Zwangspause mit der "Discovery"-Fähre wieder den Flugbetrieb aufnehmen. Später in diesem Jahr ist noch ein Shuttle-Start vorgesehen, wenn der Mai-Relaunch klappt. Auch die Chinesen wollen 2005 ein zweites bemanntes Raumschiff in eine Umlaufbahn schicken. Die Russen fliegen ihrerseits zweimal die ISS zum Besatzungswechsel an - am 15. April und im Oktober.

44 Jahre nach dem historischen Flug des Russen Juri Gagarin vom 12. April 1961 sind die Plätze in den Raumschiffen rar und somit heiß begehrt. Bei den wenigen Missionen wird immer wieder auf erfahrene Astronauten zurückgriffen. Neulinge müssen sich gedulden.

Allein bei den Amerikanern stehen 142 Frauen und Männer in den Startlöchern, von denen 46 noch nie im All waren. Viele warten schon seit Jahren auf ihre Chance, wie etwa George Zamka. Sieben Jahre ist er bereits im Astronautenkorps. Doch er macht sich kaum noch Hoffnungen, für eine Crew nominiert zu werden.

Denn die USA fahren ihr Shuttle-Programm langsam zurück. Sie wollen 2010, wenn die ISS fertiggestellt ist, ihre drei verbliebenen Raumfähren einmotten. Und das Nachfolgeraumschiff, das dann bereits auf Flüge zum Mond und zum Mars zugeschnitten sein soll, steht nicht vor 2015 zur Verfügung.

Die Russen haben derzeit 44 aktive Kosmonauten in Wartestellung, aber pro "Sojus"-Kapsel maximal drei Plätze, von denen einer noch für die Amerikaner gebucht ist. Das schöne Geschlecht glänzt in Moskaus Kosmonautenkorps durch Abwesenheit. Die Argumente, die der Kreml dafür anführt, könnten fadenscheiniger nicht sein. Man wolle den Frauen die harte Arbeit im Kosmos nicht zumuten, heißt es immer wieder wenig überzeugend.

Die aufstrebende Weltraumgroßmacht China hat derzeit 14 Taikonauten, wie sie dort heißen, in der Ausbildung. Dieser Tage beginnt die Rekrutierung einer zweiten Gruppe. Darunter sollen auch Frauen sein. Das Astronautenkorps der Europäischen Weltraumorganisation ESA zählt gut ein Dutzend Mitglieder, darunter allerdings auch keine Frau. Da sie keine eigenen bemannten Raumschiffe haben, sind die Westeuropäer darauf angewiesen, von den Amerikanern oder Russen mitgenommen zu werden.

Mit Thomas Reiter könnte demnächst ein Deutscher als erster ESA-Astronaut zu einer Langzeitmission zur ISS aufbrechen. Alles hängt aber davon ab, ob die "Discovery" wie geplant abhebt. Dann wäre Reiter, der bereits von September 1995 bis Februar 1996 in der russischen Raumstation MIR einen Halbjahresflug absolviert hat, beim nächsten Shuttle-Start dabei.

Als dritter Mann in der ISS soll er ein wissenschaftliches Programm abarbeiten. Zugleich wäre das ein Schritt zur angestrebten Aufstockung der Stationsbesatzung auf standardmäßig sechs Mitglieder. Damit könnten endlich auch die Astronauten im Wartestand Hoffnung schöpfen.

(afp)
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