Zehn Todesopfer jährlich Tödliche Blitze

Gelsenkirchen/Bonn (RP). Sie hatten ausgerechnet unter einem Baum Schutz vor dem Gewitter gesucht. Die Besucher des Kreisklasse-Fußballspiels im Gelsenkirchener Stadtteil Beckhausen hätten am Wochenende kaum einen weniger geeigneten Ort wählen können: Ein Blitz schlug zunächst in einen Flutlichtmast und von dort als Kugelblitz in den Baum ein.

 Jedes Jahr werden in Deutschlasnd zehn Menschen von einem solchen Blitz getötet. Die Gefahr wird oft unterschätzt.

Jedes Jahr werden in Deutschlasnd zehn Menschen von einem solchen Blitz getötet. Die Gefahr wird oft unterschätzt.

Foto: ddp, ddp

Fünf Menschen erlitten dabei Verbrennungen, ein Opfer wurde lebensgefährlich verletzt. Ähnliche Bilder am selben Tag in Hangelar bei Bonn: Dort trugen 24 Menschen teils lebensbedrohliche Verletzungen davon, als Blitzschläge eine Luftfahrt-Schau trafen.

Wie gefährlich Blitze sind, zeigt auch die Statistik: Fast zwei Millionen Blitze schlagen bei uns jedes Jahr ein. Dabei sterben sieben bis zehn Menschen. Aber was macht Blitze so zerstörerisch? Ein Blitz erreicht im Inneren Temperaturen bis zu 30.000 Grad. Das ist vier mal so heiß wie die Sonne. "Im Endeffekt haben wir brennende Luft, einen so genannten Plasmakanal, und das sieht das Auge dann als Leuchterscheinung", erklärt Kay Rethmeyer vom Institut für Hochspannungstechnik der Technischen Universität Berlin.

Schlägt der Blitz in einen Baum oder feuchtes Mauerwerk ein, verdampft das Wasser darin so plötzlich, dass es wie Sprengstoff wirkt. Selbst dicke Eichen können gespalten werden. Findet der Blitzstrom von mehreren 10.000 Ampere und vielen 100.000 Volt an seinem Einschlagpunkt keinen elektrisch gut leitenden Weg zur Erde, kann er die von ihm durchflossene Materie extrem stark erhitzen. Dann kommt es zu Bränden.

Auch im weiteren Umkreis einer Einschlagstelle werden Dinge elektrisiert. Besonders gefährdet sind dabei vierfüßige Tiere, denen der Strom durch die einen Beine hinein und die anderen wieder hinaus fließt, denn ihre Körper sind mit ihren salzigen Flüssigkeiten häufig bessere Leiter als die Erde. Der schlimmste bekannte Fall ereignete sich im Juni 1918. Damals schlug ein Blitz auf offenem Feld im US-Staat Utah in eine Schafherde ein und tötete 504 Tiere auf einmal.

"Die Frage, auf welche Weise sich eine Gewitterwolke elektrisch auflädt, ist spannend", sagt Ullrich Finke, Blitzforscher an der Universität Hannover. Man geht davon aus, dass Eis- und Wasserteilchen in den Wolken aneinander reiben und sich dabei elektrisch aufladen. Diese Energie entlädt sich schließlich als Blitz.

Neben dem Leuchten verursacht jeder Blitz auch Donner. Denn die erhitzte Luft dehnt sich so schlagartig aus, dass eine Druckwelle entsteht, die sich zylinderförmig in alle Richtungen rund um den Blitzkanal ausbreitet. Bis diese Druckwelle bei Beobachtern ankommt, können mehrere Sekunden vergehen. Anders als das Licht breitet sich Schall in Luft nur mit einer Geschwindigkeit von 330 Metern pro Sekunde aus. Das lang gezogene Donnergrollen entsteht dadurch, dass die Druckwelle von verschiedenen Teilen des mehrere Kilometer langen Blitzes zeitlich verzögert eintrifft.

Sommer anfällig für Gewitter

Wie häufig Gewitter auftreten, hängt stark von der Jahreszeit ab. Die heißen Sommermonate Juli und August, wenn die Sonne durch Verdunstung besonders viel Wasserdampf in die Atmosphäre hebt, sind am gewitterträchtigsten. Dann gibt es auch die meisten Blitze.

US-Wissenschaftler von International Center for Lightning Research in Florida konnten mit speziellen Messgeräten nachweisen, dass bei fast jedem Blitz auch Röntgenstrahlung auftritt. In der Nähe eines Blitzes ist die Strahlungsdosis etwa so hoch wie bei einer Röntgenaufnahme beim Zahnarzt.

Blitze sind pure Energie. Und bei allen diesen Daten kann einem leicht der Gedanke kommen: Lassen sich Blitze als Stromquelle nutzen? Leider nein. Zwar haben Blitze eine sehr hohe Leistung, aber nur für extrem kurze Zeit. Die gesamte Energie eines Blitzes entspricht nur einigen hundert Kilowattstunden. Das reicht gerade, um eine 100-Watt-Glühbirne ein paar Monate lang zu betreiben.

(alfa)
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