Langzeitstudenten unter Druck Rekordhoch bei Universitätsabschlüssen

Frankfurt/Main (rpo). Im vergangenen Jahr beendenten mehr junge Menschen als je zuvor erfolgreich ihr Hochschulstudium. Die Zahl der Absolventen stieg auf die Rekordmarke von 252.500, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit. Vor allem das Fach Informatik und die naturwissenschaftlichen Fächer legten kräftig zu. Ein Grund für die vielen Absolventen sind die drohenden Studiengebühren.

Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Absolventenzahl um neun Prozent. Einen neuen Höchststand gab es im Fach Informatik mit 13.600 Studienabschlüssen. Das waren 26 Prozent oder 2.800 mehr als 2004. Hohe Zuwächse wurden zudem in naturwissenschaftlichen Fächern verzeichnet.

Grund für die Zuwächse ist demnach der Einschreibeboom an den Hochschulen zur Jahrtausendwende. "Seit Ende der 90er Jahre ist die Zahl der Studienanfänger stark gestiegen", erklärte Ilka Willand vom Statistischen Bundesamt. "Das sind die Leute, die jetzt ihre Abschlüsse machen." Auch in den kommenden Jahren werde die Zahl der Absolventen deshalb voraussichtlich weiter steigen.

Auslöser für Schwankungen bei den Einschreibezahlen sei oft die Lage am Arbeitsmarkt, sagte die Expertin weiter. Wenn etwa vor einem Überschuss an Architekten gewarnt werde, gehe die Zahl der Architekturstudenten mit einigen Jahren Verzögerung zurück. Werde anschließend ein Mangel festgestellt, nähmen die Einschreibungen wieder zu. "Schweinezyklus" nennen Experten dieses Prinzip.

Die großen Zuwächse bei den Informatikabschlüssen seien jedoch auch eine Folge des Internet-Booms der späten 90er Jahre, sagte Fachstudienberater Thomas Haenselmann von der Universität Mannheim der Nachrichtenagentur AP. "Mit dem Aufkommen des Internets sind Märkte entstanden, die es in den 80er Jahren gar nicht gab." Die Technik-Euphorie der so genannten Dot-com-Blase habe zudem dazu beigetragen, Computer in den Blick der Öffentlichkeit zu rücken.

"Studiengebühren zwingen zu schnellen Abschlüssen"

Der Studienberater Rüdiger Brause von der Universität Frankfurt am Main betonte zudem, die Diskussion über Studiengebühren habe den Druck auf Langzeitstudenten erhöht, ihr Studium nun schnell abzuschließen. Dies wirke sich nun auf die Absolventenzahlen aus.

Die Zahl der Abschlüsse im Studiengang Mathematik stieg gegenüber dem Vorjahr um 20 Prozent. In Chemie waren 16 Prozent, in Biologie mit zwölf und in Physik/Astronomie mit elf Prozent ebenfalls hohe Zuwächse zu verzeichnen. In den Ingenieurwissenschaften hingegen ergaben sich deutliche Unterschiede zwischen den Studiengängen: Während die Absolventenzahlen in Maschinenbau/Verfahrenstechnik und Elektrotechnik um jeweils elf Prozent stiegen, setzte sich der rückläufige Trend in Architektur/Innenarchitektur mit minus sechs und im Bauingenieurwesen mit minus vier Prozent fort.

Die erst seit dem Jahr 2000 auch in Deutschland möglichen Bachelor- und Master-Abschlüssen machten dabei mit rund vier Prozent aller abgelegten Prüfungen nur einen geringen Anteil aus. Allerdings stieg die Zahl der Bachelor-Abschlüsse 2005 im Vergleich zum Vorjahr um 66 Prozent auf 9.800, die Zahl der Master-Abschlüsse nahm um 64 Prozent auf 9.200 zu. Rund 40 Prozent der Absolventen, nämlich 101.800, erlangten ein herkömmliches Universitätsdiplom oder vergleichbare Abschlüsse. Weitere 32 Prozent (81.500) erwarben ein Fachhochschuldiplom. Zehn Prozent oder 26.000 schlossen ihre Promotion ab, weitere zehn Prozent (24.300) verließen die Hochschule als angehende Lehrerinnen und Lehrer.

(ap)
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