Urteil in Landshut Kinder erstickt — 14 Jahre Haft für Mutter

Landshut · Im Prozess um ein Familiendrama mit drei toten Kindern hat das Landgericht Landshut die angeklagte Mutter am Donnerstag zu 14 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Richter sprachen die 39-jährige Bianca T. des Mordes und des zweifachen Totschlags schuldig.

 Dieses Archiv-Bild zeigt die Mutter vor Gericht.

Dieses Archiv-Bild zeigt die Mutter vor Gericht.

Foto: dpa, Armin Weigel

Bianca T. hat Halt im Glauben gefunden. Einmal in der Woche spricht sie im Gefängnis mit einem Priester, erzählte ihre Verteidigerin am Donnerstag nach der Verurteilung der 39-Jährigen. Der neue innere Halt der Bäckereiverkäuferin kommt für drei ihrer Kinder jedoch zu spät. Im Zustand vollkommener Verzweiflung tötete sie vor einem Jahr ihre sechsjährige Tochter und ihre neugeborenen Zwillinge.

Rein juristisch hätte es für das Landshuter Landgericht keine einfachere Angeklagte geben können. Noch im Gerichtssaal akzeptierte T. ihre Haftstrafe von 14 Jahren, das Urteil ist damit rechtskräftig. Dass die Mutter außer wegen Totschlags an ihren Neugeborenen auch des Mordes an der sechsjährigen Anna-Lea schuldig gesprochen werden konnte, liegt zudem allein an ihrem umfassenden Geständnis. Denn Zeugen gab es nicht.

Bianca T. hatte sich in ihrem Geständnis zum Tattag, dem 13. November 2012, nicht geschont. Vor allem der letzte überlieferte Satz ihrer Tochter Anna-Lea schockierte viele Zuhörer im Gericht: "Mama ich will nicht sterben, heute nicht, morgen vielleicht", habe diese um ihr Leben gefleht. Doch Bianca T. habe in ihrer "damaligen Einengung", wie es Richterin Gisela Geppert nun nannte, für ihre Kinder keine Alternative zum Tod gesehen.

In diese Einengung trieb die Frau, die aus mehreren Partnerschaften sechs Kinder hatte, nach Überzeugung des Gerichts ein akuter Ausnahmezustand. Ihr aktueller Partner - der Vater der Zwillinge - hatte sich wegen seiner Depressionen in die Psychiatrie einweisen lassen.

Als es ihr nicht gelang, ihn zur Rückkehr zur Familie zu überreden, fasste T. laut Urteil den Entschluss zu der Familientragödie. Ihr eigentliches Ziel sei der Suizid gewesen, vor dem sie aber den Tod der Kinder als nötig ansah. "Für die Kinder hat sie ohne sich selbst keine Zukunft gesehen", sagte Geppert.

T. wollte von einem Parkhaus springen. Auf dem Weg dorthin brachte sie ihre Kinder um. Ihrem Partner in die Psychiatrie schickte sie dabei mehrere SMS. Die von ihm alarmierte Polizei suchte nach Bianca T. und entdeckte sie zufällig. Die Frau lieferte sich noch eine Verfolgungsjagd mit den Beamten, an deren Ende sie mit hoher Geschwindigkeit einen Unfall verursachte. Doch sie überlebte diesen Unfall nahezu unverletzt.

Die Polizisten versuchten noch alles, das Leben der Kinder zu retten. Die vier Monate alte Lisa wurde sogar noch am Kopf operiert, doch vergeblich. Ebenso wie ihr Bruder Fabian und Anna-Lea wurde sie Stunden nach der Einlieferung ins Krankenhaus für tot erklärt.

Wie die Verteidigerin von T. am Rande des Prozesses berichtete, war ihre Mandantin sehr betroffen davon, wie bewegt die als Zeugen befragten Polizisten vom Kampf um das Leben der Kinder berichtet hatten. T. habe vorher nicht erahnt, was für Auswirkungen ihre Tat auch für Dritte gehabt habe. Auch die Lehrerin ihrer gerade erst eingeschulten Tochter war bei ihrer Aussage vor Gericht sehr aufgebracht - die Frau musste Anna-Leas Mitschüler vor einem Jahr über deren Tod informieren.

Die von der Richterin als Frau mit einer offensichtlichen psychischen Störung beschriebene T. hofft, im Gefängnis ihre Tat verarbeiten zu können. Doch ein Punkt dürfte sie noch Jahre beschäftigen: Wie ein Gutachter laut Richterin Geppert zweifelsfrei feststellte, hatte sie den Babys auf eine nicht geklärte Weise brutal die Schädelknochen zertrümmert. Fabian brach sie zudem beide Arme und einen Oberschenkel. In ihrem Geständnis hatte T. noch gesagt, sie schwöre bei Gott, dass sie die Kleinen nicht verletzt habe. Vielmehr seien sie bei dem Unfall gestorben.

(AFP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort