Herxheim am Berg Umstrittene "Hitler-Glocke" bleibt jetzt doch im Kirchturm
Herxheim am Berg · Erst läutete sie nicht mehr zum Gottesdienst, dann sollte sie ganz weg. Jetzt ist das Schicksal der "Hitler-Glocke" aus Herxheim am Berg besiegelt: Das 240 Kilogramm schwere Geläut aus der NS-Zeit darf weiter im Kirchturm der pfälzischen Gemeinde hängen.
Mit zehn zu drei Stimmen entschied der Gemeinderat, dass die umstrittene Glocke als "Anstoß zur Versöhnung und Mahnmal gegen Gewalt und Unrecht" erhalten bleiben soll. Die "Hitler-Glocke" mit einem Hakenkreuz und der Inschrift "Alles fuer's Vaterland - Adolf Hitler" gehört der Ortsgemeinde und hängt seit 1934 im Turm der protestantischen Jakobskirche.
Sie hatte im vergangenen Jahr bundesweit für Aufsehen gesorgt, der Bürgermeister von Herxheim trat zurück. Seit Anfang September ist die Glocke abgeschaltet. Die Evangelische Kirche der Pfalz hatte angeboten, die Kosten für die Demontage der alten und die Anschaffung einer neuen Glocke zu übernehmen.
Gutachten sieht Glocke als Denkmal
"Die Gemeinde hat es nötig, dass wir Klarheit bekommen, in welche Richtung wir gehen wollen", sagte Ortsbürgermeister Georg Welker (parteilos) am Montagabend. Unter großem Medieninteresse stellte er im Gemeinderat das Gutachten einer Glockensachverständigen vor.
Diese kommt zu dem Schluss, dass die Glocke als Denkmal einzustufen sei und entweder in ein Museum gebracht oder im Kirchturm bleiben solle. Im Gutachten heißt es, eine "Entsorgung" der Glocke sei "eine Flucht vor einer angemessenen und aufgeklärten Erinnerungskultur".
Die Mehrheit im Gemeinderat entschied, die Glocke hängen zu lassen, sie wieder in Betrieb zu nehmen und an der Kirche eine Gedenktafel anzubringen, die auf ihre Geschichte hinweist. Das Ergebnis wurde im Publikum zum Teil mit Applaus aufgenommen. "Der Beschluss des Gemeinderats entspricht auch dem Wunsch der Gemeinde", sagte ein Bürger.
UPDATE: Die Abstimmung über die umstrittene "Hitler-Glocke" im pfälzischen Herxheim am Berg muss wegen eines formalen Fehlers im Gemeinderat wiederholt werden. Dies teilte Ortsbürgermeister Georg Welker (parteilos) am 28. Februar mit. Er habe es versäumt, am Montag im Gemeinderat gesondert darüber abstimmen zu lassen, ob die Wahl geheim sein soll oder nicht. Neuer Termin ist der 12. März. Zuvor hatten mehrere Medien über die Panne berichtet.
