Hamburg und Schwerin Wieder Schlägereien zwischen Flüchtlingen in Unterkünften

Hamburg · Während die Polizeigewerkschaft über 20.000 fehlende Beamte für die Bewältigung der Flüchtlingskrise klagt, hat es in zwei zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen in Hamburg am Donnerstag Schlägereien zwischen Flüchtlingen gegeben.

Flüchtlinge stellen Deutschland vor organisatorische Herausforderung
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Foto: dpa, car pzi

Wie die Polizei am Freitagmorgen mitteilte, griffen sich am Donnerstagabend in Hamburg-Harburg rund 30 bis 40 Asylbewerber teilweise mit zerlegten Bettgestellen an. Drei Menschen wurden in Gewahrsam genommen. Ob Flüchtlinge verletzt wurden, konnte die Polizei zunächst nicht sagen. Auch zu dem Auslöser des Streits gab es zunächst keine Informationen.

In einer Einrichtung in Hamburg-Neugraben kam es der Polizei zufolge am Donnerstagnachmittag bei der Bekleidungsausgabe zu einem Streit zwischen einem Afghanen und einem Iraker. Daraufhin stritten sich 50 bis 60 Personen, Waffen wurden aber keine benutzt. Zwei Menschen wurden in Gewahrsam genommen. Verletzte gab es keine.

In Schwerin haben sich etwa 30 Flüchtlinge in einer Notunterkunft geprügelt. Zwei Gruppen von syrischen und afghanischen Flüchtlingen waren am frühen Freitagmorgen aufeinander losgegangen, hatten sich bis zum Eintreffen der Polizei aber wieder beruhigt, wie ein Polizeisprecher sagte. Bei der Auseinandersetzung wurde ein 29-Jähriger leicht verletzt. Die als Unterkunft genutzte Schule sei zur Zeit voll belegt, sagte der Sprecher. Möglicherweise sei ein Streit zwischen zwei Flüchtlingen außer Kontrolle geraten. Die Polizei will am Freitag mit Hilfe von Dolmetschern herausfinden, warum es zu der Auseinandersetzung kam.

Polizeigewerkschaft: 20.000 Kräfte fehlen

Zur Bewältigung der Flüchtlingskrise fehlen nach Angaben der Deutschen Polizeigewerkschaft im Land derzeit rund 20.000 Polizisten. "Die Belastung der Polizei ist seit Monaten auf einem Höchststand", sagte Gewerkschaftschef Rainer Wendt der Deutschen Presse-Agentur. Wendt bezeichnete die Flüchtlingskrise als "Jahrhundertaufgabe" und die "größte Herausforderung in der Nachkriegsgeschichte". Zehntausende Polizeibeamte seien derzeit im Einsatz, etwa in Bahnhöfen und Unterkünften. Es komme deshalb zu Einschnitten in anderen Bereichen wie der Verkehrsüberwachung.

Das Kabinett werde zwar in den nächsten drei Jahre 3000 zusätzliche Stellen bei der Bundespolizei schaffen. Allein in den Ländern brauche es aber 15.000 zusätzliche Polizisten, forderte Wendt. So viele Planstellen seien in den vergangenen Jahren in den Ländern abgebaut worden. "Die müssen wieder her." Die Bundespolizei brauche zudem zusätzliche Unterstützungskräfte wie ehemalige Soldaten und Sicherheitskräfte.

Wendt warf der Politik Versagen vor. "Die Stimmung in der Polizei ist seit Monaten getrübt, vor allem weil wir ein konsequentes Handeln der Politik vermissen und wenig Anerkennung verspüren." Allerdings spürten die Polizisten viel Anerkennung von den Flüchtlingen selbst. "Die sind froh auf deutsche Polizisten zu treffen, weil sie wissen, dass sie hier korrekt und menschlich behandelt werden."

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(dpa)
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