ICE-Unfall Hätte der Zugführer gewarnt werden können?

Fulda (RPO). Vor dem schweren ICE-Unfall mit einer Schafherde bei Fulda hätte der Fahrer des Zuges möglicherweise gewarnt werden können. Wenige Minuten vor dem Unfall war einem Medienbericht zufolge bereits ein anderer Zug in der Gegenrichtung mit einem Schaf kollidiert.

ICE rast in Schafherde
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Die in Bielefeld erscheinende "Neue Westfälische" berichtete, wenige Minuten vor dem verunglückten ICE885 habe auf der Gegenrichtung der ICE782 mit Fußballern des Bundesligisten Arminia Bielefeld an Bord die Unglücksstelle passiert. Das Blatt meldete unter Berufung auf einen Bahnsprecher, der ICE782 sei kurz vor Fulda "auf ein Schaf getroffen" und habe dadurch "eine längere Verspätung eingefahren".

Der Lokführer habe nach einem Halt an Ort und Stelle den Schaden überprüft und sich dann für eine Weiterfahrt entschieden. Ob er die ganze Schafherde sehen konnte oder womöglich den entgegenkommenden ICE885 hätte warnen können, war demnach zunächst unklar.

Tunnel bleibt tagelang unpassierbar

Nach dem Unfall haben die Aufräumarbeiten begonnen. Bis der Tunnel, in dem der Zug zum Stehen kam, wieder passierbar ist, werden Tage vergehen. Auf der Strecke zwischen Hamburg oder Bremen nach Würzburg und München müssen Bahnreisende mit längeren Fahrtzeiten rechnen.

Im Tunnel war am Morgen zunächst die Oberleitung abgebaut worden, um mit dem Hilfsgerät besser an die Waggons zu kommen und sie wieder auf die Gleise zu stellen, wie ein Bahnsprecher der Nachrichtenagentur AP sagte.

Am Vormittag wurde damit begonnen, Kräne von beiden Richtungen in den Tunnel hineinzufahren. 40 bis 50 Fachkräfte arbeiteten laut Bahn an der Bergung. Die Strecke soll wegen der Aufräumarbeiten und der Spurensicherung bis mindestens zum nächsten Wochenende gesperrt bleiben.

Die zuständige Bundespolizeidirektion in Koblenz konzentrierte sich bei ihren Ermittlungen weiterhin auf die Schafherde, die den Zug zum Entgleisen gebracht hatte.

Die entscheidende Frage sei weiterhin, wie und warum die Schafe auf die Gleise kamen, sagte Bundespolizeisprecher Klaus Munsteiner der AP. Hierzu stehe die Aussage des Besitzers der Schafherde weiterhin im Raum, wonach die Schafe vermutlich auf die Gleise getrieben worden seien. Dies werde geprüft.

Die Ermittler gehen den Angaben zufolge weiter davon, dass die Schafe den Unfall verursachten. Eine Weiche an der Unglücksstelle sei vermutlich nur sekundär von dem Unfall betroffen und nicht ursächlich dafür gewesen. Dies werde aber von den Kollegen vor Ort überprüft.

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