Ausrüstungsmängel in Afghanistan Der Bundeswehr fehlen sogar Medikamente

Berlin (RPO). Die Bundeswehr kämpft bei ihrem gefährlichen Einsatz in Afghanistan mit schweren Ausrüstungs- und Versorgungsmängeln. Unter anderem fehlen Blutprodukte und Medikamente.

Chronik 2011: 52 deutsche Soldaten starben in Afghanistan
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Foto: AP

Das Verteidigungsministerium bestätigte am Freitag, dass der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus im Frühjahr einen weiteren Katalog mit von Soldaten beklagten Mängeln vorgelegt habe. Solche Berichte gebe es regelmäßig und sie würden fortlaufend abgearbeitet, sagte ein Ministeriumssprecher.

Nach einer Meldung der "Bild"-Zeitung wurden in Königshaus' Bericht unter anderem eine schlechte medizinische Versorgung, fehlendes Material und Misstrauen deutscher Soldaten gegenüber afghanischen Kräften beklagt. So hätten in deutschen Feldlagern Blutkonserven gefehlt, um verletzte Soldaten ausreichend zu versorgen. Ärzte hätten sich auch über Probleme mit Schmerzmitteln nach Verletzungen im Gefecht beklagt. Die schmerzlindernde Wirkung setze dabei erst nach bis zu 30 Minuten ein.

Probleme "auf dem Schirm"

Bei diesen Punkten steht eine Lösung noch aus, wie es Regierungskreisen hieß. Hintergrund sei die fehlende deutsche Zulassung bestimmter Blutprodukte mit langer Haltbarkeit. Ein neues Produkt hier genehmigen zu lassen, dauere zwei Jahre. In den Niederlanden seien die Produkte dagegen verfügbar. Nun bemühe man sich darum, per Ausnahmegenehmigung eine kleine Menge der Mittel aus dem Nachbarland zu beschaffen. Mit den Schmerzmitteln verhalte es sich ähnlich, hieß es in den Kreisen. Das Problem "ist auf dem Schirm".

Es wurde darauf verwiesen, dass der Bundeswehreinsatz in Afghanistan als reine Stabilisierungsmission begonnen habe, um Brunnenbohrungen und Ähnliches zu sichern. Die medizinische Versorgung von Verwundungen sei erst später in den Vordergrund gerückt. "Wir befinden uns heute in einem wahrnehmbaren Kampfeinsatz", hieß es.

Zu heiß im Marder

Laut "Bild" gibt es auch Klagen, dass deutsche Soldaten teilweise ungeschützt Sprengsätze entschärfen müssten, weil automatische Systeme zur Entschärfung nicht einsatzbereit seien. Soldaten kritisierten zudem Fahrzeuge mit Fehlkonstruktionen. So gebe es im Geländewagen "Eagle IV" Probleme bei der Aufnahme von Patienten auf Tragen. Ein Verletzter sei deshalb aus 1,5 Metern beinahe auf den Boden gestürzt. Wegen Kühlungsproblemen steige die Temperatur im Schützenpanzer "Marder" regelmäßig auf mehr als 60 Grad.

Das Verteidigungsministerium betonte, dass auch Königshaus' jüngster Bericht weitgehend abgearbeitet sei. "Es sind Lösungen gefunden worden", sagte ein Sprecher. Ähnliche Klagen werde es auch künftig geben, und sie würden fortlaufend abgearbeitet. Zum Abstellen der Mängel werde jedes Jahr ein dreistelliger Millionenbetrag eingesetzt.

(apd/top)
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