Lage in Afghanistan dramatisch Bundeswehr befürchtet vermehrt Anschläge

Berlin (RPO). Die Sicherheitslage im Norden Afghanistans ist offenbar deutlich dramatischer als von Bundeswehr und Verteidigungsministerium dargestellt. Das gehe aus geheim eingestuften internen Bewertungen der Bundeswehr in Afghanistan hervor.

Chronik 2011: 52 deutsche Soldaten starben in Afghanistan
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Foto: AP

Danach seien die Taliban in der Region Baghlan "unverändert im Raum vorhanden". Ein "Anstieg" von Bombenanschlägen auf die Deutschen werde in den Dokumenten "als wahrscheinlich bewertet. Die Hauptbedrohung wird dabei vermutlich von IEDs (versteckten Sprengsätzen) ausgehen." Das meldet "Bild.de" am Donnerstag.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hatte nach dem Anschlag auf einen Schützenpanzer am 2. Juni gesagt, die Taliban hätten so sehr "an Boden verloren", dass sie nur noch auf "das besonders perfide Mittel von Terror und Sprengstoffanschlägen" zurückgreifen könnten. Analysten der Bundeswehr hingegen haben laut "Bild.de" von einem "bewussten Strategiewechsel" der Taliban gesprochen.

Die Ermittler der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF) gehen "Bild.de"-Informationen zufolge auch davon aus, dass der afghanische Geheimdienst NDS zumindest indirekt an dem Anschlag beteiligt gewesen sein muss. In geheim eingestuften Berichten der ISAF heißt es danach, alles deute darauf hin, dass "höhere Dienststellen des NDS" von dem bevorstehenden Anschlag gewusst hätten, die Deutschen aber nicht warnten.

Auch vor dem Sprengstoffanschlag vom 28. Mai 2011 im Gouverneurspalast von Talokan hat den Berichten zufolge eine klare Warnung vorgelegen. Danach sei der deutsche General Markus Kneip vorher informiert gewesen, dass "innerhalb der nächsten 24 bis 48 Stunden ein Anschlag auf hohe Würdenträger in Talokan" geplant sei. Kneip nahm trotzdem an einem Treffen im Gouverneurspalast teil. Die Explosion verwundete Kneip und tötete seinen Leibwächter und einen seiner engsten Mitarbeiter.

(apd/nbe)
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