Stadt Willich Der Kandidat entspannt beim Kochen

Stadt Willich · Hans-Joachim Donath will Bürgermeister in Willich werden. In seiner Freizeit heimwerkert er gerne und schraubt an Autos und Motorrädern. Und in der selbstgebauten Küche steht er gerne am Herd und kocht für Familie und Freunde.

Stadt Willich: Der Kandidat entspannt beim Kochen
Foto: Kaiser, Wolfgang

Hans-Joachim Donath lehnt gelassen an der Küchenarbeitsplatte und vermengt gehacktes Rindfleisch, Salz, Pfeffer, klein geschnittene Gurken, Ketchup und Senf. Immer wieder unterbricht er das Rühren, um nachzuwürzen. Hier in der Küche im selbstgebauten Haus in Willich ist der Bürgermeisterkandidat der FDP in seinem Element. Wenn er kocht - auf dem Herd stehen Rotkohl, Apfelmus und ein Topf mit Sauerbraten - kann der Ministerialrat in der Landtagsverwaltung, der sich Ende Mai um das Amt des Bürgermeisters in Willich bewirbt, den Tag gut Revue passieren lassen. Kochen entspannt, Kochen - wenigstens einmal am Wochenende für die Familie und Freunde - muss für den dreifachen Familienvater sein.

Das Beef Tartar - so heißt die Masse, die Donath gerührt hat - ist fertig. Es ist eine Spezialität aus der Heimat seiner Frau, einer Wienerin. Geübt wirken die Handgriffe, als Donath die Masse auf runde Schwarzbrotscheiben gibt und jede mit einem Blatt Petersilie verziert. Kein Wunder, denn seit Kindertagen kocht der in Düsseldorf Geborene. Seine Eltern waren selbstständig, da mussten die Kinder mithelfen. Kochen gelernt hat er von der Mutter. Auch den Sauerbarten, der auf dem Herd vor sich hin köchelt und dessen wichtigstes Element - die Soße - noch der Vollendung harrt, hat er ihr abgeguckt.

Ein schriftliches Rezept liegt - wie eigentlich immer - nicht auf der Küchenarbeitsplatte. Donath kocht aus dem Kopf. Seine Kochleidenschaft ist so groß, dass er sogar Gerichte, die er im Restaurant gegessen hat, nachkocht. Da tüftelt er so lange herum, bis es schmeckt wie in der Gaststätte. "Es darf mich aber keiner fragen, was ich da reingetan habe", sagt Donath. Bitten von Gästen, die das Rezept des Gerichtes haben wollen, das ihnen aus Donaths Küche gemundet hat, muss der 58-Jährige regelmäßig ablehnen.

Gäste haben die Donaths gerne. Einmal hat Hans-Joachim Donath, der ein geselliger Mensch ist und als Schütze beim ASV Willich aktiv ist, für 67 Personen gekocht - eine mehrtägige Aktion. Da werden auch einmal neue Dinge ausprobiert. International ist der Speiseplan der Familie. Dinge, die er nicht isst, gibt es nicht, sagt Donath: "Daher muss ich auch auf mein Gewicht achten."

Es hat aber nicht den Anschein, dass der Mann zu Übergewicht neigen könnte. Das mag daran liegen, dass er gerne Rennrad fährt. Und überflüssige Pfunde lässt Donath auch deswegen nicht aufkommen, weil er gerne und gut heimwerkert. Das Haus hat er nahezu selber gebaut, den Rohbau, den Estrich und das Dach hat er von Handwerkern erledigen lassen, den Rest hat er mit Hilfe von Freunden und aus der Familie in Eigenarbeit erledigt, ob das Stromnetz oder die Heizungsanlage. Nur zur Abnahme kamen Handwerker, die im Hause Donath nicht reich werden können. Alles macht der Familienvater selber. Im vergangenen Jahr noch war die Heizung fällig. Auch die hat Donath selber eingebaut. Auch die Küche, in der er gerade einen Löffel Marmelade ins Rotkraut gibt, um ihm eine fruchtige Süße zu verleihen, ist aus heimischer Werkstatt, von der Höhe angepasst an die Körpergröße des stattlichen Bürgermeisterkandidaten. Die weißen Türen und das übrige Holz hat er aus Spanplatten geschnitten, den Fliesenspiegel hinter der Arbeitsplatte und den Fliesenboden selber gelegt. "Kleine Macken gibt es, aber es ist wenigstens mein Werk" sagt er zu seiner Küche, die aussieht wie eine Maßanfertigung aus einem Küchenstudio.

Auch an Autos und Motorrädern - Donath liebt Oldtimer und fährt Harley - schraubt der FDP-Fraktionschef selber. Selbst moderne Autos gehen zur Inspektion in die heimische Werkstatt, nur bei kniffligen elektronischen Problemen hilft ab und zu die Fachwerkstatt.

Inzwischen hat Donath den Sauerbraten aus dem Topf genommen und im Backofen warm gestellt. Jetzt schneidet er Honigkuchen in Scheiben und gibt ihn in den Bratenfond, der mit Wasser und Teilen des selbst gemachten Sudes, in dem Donath das rohe Fleisch vor dem Braten eingelegt hatte, aufgegossen wird. Donath rührt, schmeckt ab, gießt nach, schmeckt erneut ab und macht einen zufriedenen Eindruck. Auch das Apfelmus, das er noch schnell selber gemacht hat, und die Klöße sind jetzt fertig.

Die Familie kommt in der Küche zum Essen zusammen. Eine Zeit, die den Donaths ebenso wichtig ist wie Zeiten, in denen sich der Papa neben seiner Arbeit in Düsseldorf und in der Kommunalpolitik gezielt Zeit für die Kinder nimmt. Hans-Joachim Donath hat den Braten aufgeschnitten und stellt den Teller mit den Scheiben auf den Tisch. Noch besser wäre er gewesen, murmelt er, wenn es Tafelspitzfleisch gewesen wäre, aber das war nicht zu bekommen. Das ist der Familie egal, sie sitzt am Tisch und genießt die ersten Bissen schweigend. Sicheres Zeichen, das es schmeckt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort