Tönisvorst Angeklagte räumt ein: Pflegekinder geschlagen

Tönisvorst · Im Prozess gegen eine Frau, die in Tönisvorst ihre Pflegekinder misshandelt haben soll, hat die Angeklagte gestern gelegentliche Schläge zugegeben. Die ihr vorgeworfenen Züchtigungen mit Gegenständen stritt sie allerdings ab. Auch will sie die Kinder weder schlecht ernährt noch hart bestraft haben.

Nachdem die 62-Jährige zu Prozessbeginn noch gesagt hatte, sie werde sich zu den Vorwürfen nicht äußern, brach sie nun ihr Schweigen. Sie bezeichnete sich als Übermutter, die aus Angst die Kinder zu stark behütet und beschützt habe. "Ich war bestimmt nicht immer gerecht", gab sie zu. Dafür entschuldigte sie sich.

Das, was die Staatsanwaltschaft der Frau vorwirft, geht weit über das hinaus, was sie einräumt. Stundenlang soll sie die Kinder im Winter mit mangelnder Kleidung in den Hof gestellt haben, um sie zu bestrafen. Den Kontakt zu anderen Kindern in der Freizeit und die Teilnahme an Schulveranstaltungen habe sie komplett untersagt. Fast täglich sollen die damals fünf und neun Jahre alten Mädchen schon im Haushalt und im Kiosk der Frau gearbeitet haben.

An vieles könne sie sich gar nicht mehr erinnern, sagte die Angeklagte. Die Ältere der beiden habe sich schon damals "einiges einfallen lassen", weil sie sich nicht genügend Zeit für sie genommen habe. Auch ein Zeuge, der zur Tatzeit im Haushalt der Angeklagten lebte, wollte sich nicht mehr recht erinnern können. Zunächst war auch gegen ihn ermittelt worden. Eine weitere Zeugin gab an, dass die Mädchen viel Hausarbeit verrichten mussten. Auch habe sie einmal gesehen, dass sie mit einem Schild um den Hals auf der Terrasse stehen mussten. Körperliche Übergriffe habe sie aber nicht beobachtet. Die leibliche Tochter der Angeklagten dagegen hatte sie schon am ersten Prozesstag schwer belastet. Sie habe von den Vorfällen gewusst und zuvor Ähnliches durchmachen müssen.

Die Taten liegen schon lange zurück. Zwischen 1998 und 2002 hatten die Pflegekinder bei der Frau gelebt. Die Kinder hatte sie aus einem Heim in Neukirchen-Vluyn geholt. Das sei ihr sehr einfach gemacht worden, sagte die Angeklagte gestern. Zuvor habe sie auch schon ein anderes Pflegekind vom Duisburger Jugendamt vermittelt bekommen. Auch beim Jugendamt des Kreises Kleve sei sie als Pflegemutter gemeldet gewesen.

Der Prozess vor dem Krefelder Amtsgericht wird am Donnerstag fortgesetzt. Dann sollen auch die Plädoyers gehalten und das Urteil gesprochen werden.

(RP)
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